Nachdem schon im Vorjahr die Weinviertler Kellerkultur in das Österreichische Verzeichnis des Immateriellen UNESCO Kulturerbes aufgenommen wurde, wird diese Ehre nun auch dem „Ausführen des Hauerfahns und der Hüterbaum in Wolkersdorf im Weinviertel“ zuteil.

Der „Hüterbaum“ ist ebenfalls fixer Bestandteil des Winzerbrauchtums in Wolkersdorf. © Stadtgemeinde Wolkersdorf, Bernd Semrad

Es ist eine Tradition, die sich seit Jahrzehnten in Wolkersdorf hält und von Generation zu Generation weitergegeben wird. Die Hauerfahne gilt als Zunftfahne der Wolkersdorfer Winzerfamilien. Das „Ausführen des Hauerfahns und der Hüterbaum in Wolkersdorf im Weinviertel“ ist einer von fünf neuen Einträgen im Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich. Das von der Stadtgemeinde Wolkersdorf gemeinsam mit dem Weinbauverein, der Stadtkapelle und der Pfarre Wolkersdorf eingereichte Kulturerbe wurde in der Rubrik „Gesellschaftliche Praktiken in Niederösterreich“ aufgenommen.

Nachdem ähnliche Traditionen in anderen Gemeinden völlig abgekommen seien, hätten sich in Wolkersdorf bis heute sämtliche Rituale halten können. So vermischten sich hier Traditionen der Handwerkszünfte mit jenen der Hauer und des Kirtagsbrauchtums, ein einzigartiges Konglomerat an Traditionen unterschiedlicher Ursprünge, was diesen „Wolkersdorfer Traditionskomplex“ so besonders mache, erläutert Historiker Wolfgang Galler.

Dass die Wolkersdorfer Winzertraditionen nur unter dem Zutun vieler Familien und sogar Generationen aufrechterhalten werden konnten und weiterhin können, erklärte Josef Pleil. Er war es, der der als Winzer und langjähriger Obmann des Wolkersdorfer Weinbauvereines, traditionsbewusst auf die Zeitläufe (etwa des Strukturwandels des Weinbaus) reagierte. Auch als langjähriger Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes hatte er Verantwortung für das Brauchtum, das mit dem Weinbau seit Generationen verbunden ist.

UNESCO begründet die Wolkersdorfer Tradition

Jährlich wird in Wolkersdorf bei der Fronleichnamsprozession die große Hauerfahne mitgetragen. Dabei tragen acht Personen aus dem Kreis der Wolkersdorfer Winzer („Hauerburschen“ und „Hauermädchen“) die Fahne, was als schwerste, aber auch ehrenvollste Aufgabe angesehen wird. Dieselben sind auch mit dem Aufstellen und Umschneiden des Hüterbaumes in Wolkersdorf betraut. Das Aufstellen ist mit zahlreichen Aktivitäten, Kulinarik und musikalischer Begleitung verbunden. Beide Praktiken spiegeln die enge Verbundenheit der Ortschaft mit dem Weinbau wider. Erste schriftliche Belege über die Ausübung der Traditionen um die Hauerfahne in Wolkersdorf finden sich im späten 19. Jahrhundert.