Der Präsident des italienischen Weinverbandes (UIV), Lamberto Frescobaldi, fordert seine Winzerkollegen auf, zur Bewältigung der Absatzkrise bei Wein, der Einzigartigkeit regionaler Gebiete und Herkünfte wieder mehr Augenmerk zu widmen. In Österreich ist das Weinmarketing seit vielen Jahren auf diesem Weg.

Lamberto Frescobaldi, Präsident des italienischen Weinverbandes, nimmt kein Blatt vor den Mund. Die vom toskanischen Unternehmer geäußerten Konzepte wurden in den letzten Monaten bei verschiedenen öffentlichen Auftritten wiederholt, klingen nun aber wie eine Warnung, zumal in Italien die Lese begonnen hat. Laut der Vorernte-Umfrage der Fachzeitung Tre Bacchieri von Gambero Rosso wird in Italien im Jahr 2024 wieder ein Anstieg der Erntemenge bei Trauben erwartet, der das Standardniveau von rund 45 Millionen Hektoliter erreichen dürfte. Im Vorjahr – 2023 – fuhr Italien, bedingt durch Unwetter, mit 38 Millionen Hektoliter die geringste Ernte seit 70 Jahren ein.

Die veränderten Kaufgewohnheiten sind in Italien ähnlich wie in anderen Wein prdouzierenden Ländern und Absatzmärkten: "Immer weniger Rotweine, während Weiß- und Schaumweine stabil bleiben", stellt Frescobaldi in einem Gespräch mit Il Sole 24 Ore fest und verweist dabei auf das Beispiel Frankreichs, wo in Bordeaux Weinberge gerodet werden und die Bodenpreise stark gesunken sind."

„Kein Fördergeld für Rodungen verschwenden!“

Frescobaldi nimmt sich mit Kritik an den Schutzkonsortien der Winzer nicht zurück: "Die wenigsten haben sich dafür entschieden, die Produktionserträge zu reduzieren. Ich verstehe nicht, warum die Winzer diesen regulatorischen Hebel nicht genutzt haben, um das Angebot zu steuern, und stattdessen um Hilfe für die Rodung von Weinbergen bitten", bemerkt der Präsident der UIV und bekräftigt die Ablehnung seines Verbandes gegen die Verwendung von Fördergeldern für Notfallmaßnahmen wie die Rodung von Weinbergen, die die UIV als Teil eines getarnten europäischen Plans ansieht. "Wir wollen nicht, dass die Zerstörung der Weinberge mit den für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen notwendigen Mitteln finanziert wird“, donnert Lamberto Frescobaldi.

„Die Wettbewerbs-Fähigkeit fördern, nicht die Vernichtung“

Einen Ansatz zur Verbesserung der Lage sieht Frescobaldi darin, die Einzigartigkeit der verschiedenen Weinbaugebiete Italiens wiederzuentdecken. "Wir haben uns alle daran gewöhnt, ein bisschen von allem zu machen: Weißweine, Rotweine, Schaumweine, Dessertweine. Versuchen wir stattdessen, die Qualitäten unserer Gebiete und Terroirs wiederzuentdecken: Weißweine aus dem Friaul, Rotweine aus der Toskana und dem Piemont, Süßweine aus Sizilien. Lasst uns unsere Unverwechselbarkeit neu beleben", appelliert der Spitzenwinzer an Kollegen und Politik.