In der geschützten Herkunft Weinviertel DAC wird seit jeher dem Grünen Veltliner in all seiner Vielfalt gehuldigt – kein Wunder, hält der Sortenklassikerin Weiß doch eine satte Mehrheit in den Weinviertler Weingärten. Vinaria kostete exklusiv rund 180 Weinviertel DAC samt Reserven und Großen Reserven.

Unabhängig von der Kategorie besteht jeder Wein, der Weinviertel als Herkunft auf Etikett und Kapsel trägt, zu 100 Prozent aus Trauben der Sorte Grüner Veltliner und stammt aus dem größten Weinbaugebiet Österreichs.

Dank der verschiedenen Kategorien wird der Grüne Veltliner in seiner gesamten Bandbreite abgebildet – vom knackigen, vitalen Leicht- bis Mittelgewicht mit zwölf bis 13 Volumprozent Alkohol bis zu kraftvollen wie lagerfähigen Reserveweinen. Dabei handelt es sich durchwegs um trockene Weine.

Klassiker, Reserven und Große Reserven

Während beim klassischen Weinviertler Herkunftswein nebst stets vorhandener Sortenwürze Frucht und Frische im Vordergrund stehen und weder Holzton noch Botrytis-Einfluss zugelassen sind, so ist bei Weinviertel Reserve und Große Reserve, die jeweils mindestens 13 Prozent Alkohol Etikettangabe aufweisen müssen, die Bandbreite merklich umfangreicher.

Bei den Weinviertel DAC Reserven ist somit die Handschrift des Winzers meist deutlich stärker ausgeprägt: Alter der Reben und Reifezeitpunkt sowie Vinifikation spielen klarerweise eine Rolle, wesentlich sind auch Art und Dauer der Reifung. Neben Edelstahltanks greifen viele Weinviertler Winzer für die Lagerung ihrer besten Grünen Veltliner auch auf andere Behältnisse zurück: Häufig kommen Holzfässer unterschiedlicher Größe – vom Barrique bis zu großen Fässern – meist aus Eichenholz, teils aus Akazie – zum Einsatz, doch findet man auch alternative Behälter wie Amphoren (Ton), Betoneier, Granit- oder Steinzeugbehälter.

Deutlich unterscheiden sich die verschiedenen Kategorien auch hinsichtlich des Datums, zu dem der Antrag auf die staatliche Prüfnummer eingebracht werden darf: bei der Klassik nicht vor 1. Jänner, bei der Reserve nicht vor 15. März und bei der ansonsten mit Reserve hinsichtlich Anforderungen übereinstimmenden Großen Reserve nicht vor 1. November des auf die Ernte folgenden Jahres.

Solide Klassiker, exzellente Spitzen

Bei der jüngsten Vinaria Verkostung von Herkunftsweinen aus dem Weinviertel standen klassische Vertreter aus dem Jahrgang 2023, Reserven von 2023 und 2022 sowie Große Reserven von 2022 und älter auf dem Prüfstand. Eingereicht wurden insgesamt knapp 180 Weine, wovon fast 65 Prozent aus dem Jahrgang 2023 stammten.

Überwiegend positiv war das Bild der Weine aus dem jüngsten Jahrgang, 2023, die fast durchwegs reintönig und sortentypisch waren. Gerade im klassischen Bereich war die Anzahl von animierenden, würzig-fruchtigen Vertretern besonders hoch. Bemerkenswert war die Dichte an 2022ern in der Spitzengruppe bei den Reserve-Weinen. In diesem Jahrgang gab es ja nach Phasen großer Trockenheit und Dürre im Sommer herbstliche Regenfälle. Diese fielen in einigen donaunahen Regionen allzu reichlich aus, was jedoch auf viele Subgebiete des Weinviertels nicht zutraf. Gerade die Trauben für Reserve-Weine hatten dort im Herbst noch die Möglichkeit voll auszureifen, und so ergab sich eine hohe Dichte an exzellenten Vertretern, die teils ihren Vorgängern aus dem tollen Jahr 2021 ebenbürtig waren. 2020 wiederum war eher kühl und teils feucht, insgesamt ein etwas schlankerer Jahrgang, 2019 dafür kraftvoll und strukturiert.

Reckendorfer souverän bei Weinviertel DAC

Unter den klassischen mittelgewichtigen Herkunftsweinen konnte sich bei dieser Verkostung der bemerkenswerte Allegro von Reckendorfer aus Ollersdorf deutlich an die Spitze der Kategorie setzen – eine beeindruckende Leistung. Mit einem halben Punkt Abstand folgten die ebenfalls hochklassigen Vertreter der Weingüter Seher aus Platt und Zull aus Schrattenthal. Knapp dahinter reihten sich der Respiz-Hof Kölbl und das Weingut Ruttenstock vor den Weingütern Schneider, Epp-Krottendorfer und Stich-Gaismayer ein. Besonders erfreulich war hier der Mix aus renommierten und weniger bekannten Weingütern.

Die Weine aus den Kategorien Weinviertel Reserve und Große Reserve haben hinsichtlich Kraft und Substanz fraglos jede Menge zu bieten – auch im Vergleich zu berühmten Herkünften.

Reserven: Hans Setzer knapp vor Julius Klein

In der Vinaria Verkostung kam es zu einem Jahrgangsmatch zwischen 2022 und 2021, das ersterer Jahrgang für sich entscheiden konnte. Herausragend war der Riedenwein Kronberg vom Weingut Setzer aus Hohenwarth, der sich insgesamt und damit auch im Setzer’schen Quartett aus lagenreinen Reserven an die Spitze setzen konnte. Marginal dahinter lag die tolle Ried Steinberg Reserve 2022 von Julius Klein aus Pernersdorf.

Es folgten jeweils mit Minimalabstand vom Platter Weingut Seher die Neue Zeit Nr. 7 Große Reserve 2021 vor dem einzigen 2023er im Top-Ranking – Gschweichers Ried Kellerberg Reserve – und der Reserve Ried Galgenberg 2021 vom Winzerhof Stift, beides Weingüter aus Röschitz. Hans Setzer konnte mit Große Reserve wie auch Reserve aus der Ried Laa zwei weitere Vertreter im absoluten Spitzenfeld unterbringen.

Erfolgreiches Quartett drückt Stempel auf

Mit der Weinhandwerkerei Seymann gab es das erste neue Gesicht – Grüner Mann Reserve kämpfte sich erfolgreich durch alle Vorverkostungen und zeigte eine super Leistung im Finale. Gleich dahinter platzierte sich ein Weingutsquartett aus Hindler, Seher und Klein sowie dem Aufsteiger Ruttenstock vor zahlreichen weiteren hochwertigen Vertretern.

Besonders hervorzuheben sind die Leistungen der Weingüter Setzer, Klein und Seher sowie Ruttenstock, die jeweils mehrere Weine in den Top-Listen platzierten.

 

Topliste Weinviertel DAC Reserve & Große Reserve

17,0 Weingut Setzer 2022 Ried Kronberg Reserve
16,9 Weingut Julius Klein 2022 Ried Steinberg Reserve
16,8 Weingut Seher 2021 Neue Zeit Nr. 7 Große Reserve
16,7 Weingut Gschweicher 2023 Ried Kellerberg Reserve
16,6 Winzerhof Stift 2021 Ried Galgenberg Reserve
16,5 Weingut Setzer 2022 Ried Laa Große Reserve
16,4 Seymann – Die Weinhandwerkerei 2021 Grüner Mann Reserve
16,3 Weingut Hindler 2022 Ried Öhlberg Reserve
16,3 Weingut Ruttenstock  2022 Ried Galgenberg Reserve
16,3 Weingut Seher 2022 Ried Obermarkersdorfer Feuerberg Reserve
16,3 Weingut Julius Klein 2021 Ried Steinberg Reserve
16,0 Wine by S. Pratsch 2022 Ried Steinberg Große Reserve
16,0 Weingut Setzer 2022 „8000“ Ried Laa Reserve
16,0 Weingut Leo & Dagmar Wunderer 2022 Reserve vom Sandstein
16,0 Weingut Jordan 2021 Alte Reben Reserve
16,0 Winzer Jassek 2019 Best of Ried Schatzberg Große Reserve
15,9 Weingut Hofbauer-Schmidt 2022 Ried Hochstrass Große Reserve
15,9 Weingut Stadler 2022 Reserve
15,9 Weingut Hirtl 2021 Große Reserve
15,9 Weingut Schwarzböck 2021 Privat Große Reserve

 

Top Weinviertel DAC Klassik

16,7 Weingut Reckendorfer 2023 Allegro
16,2 Weingut Seher 2023 Ried Nussberg
16,2 Weingut Zull   2023 Schrattenthal
16,1 Respiz-Hof Kölbl 2023 Ried Himmelreich
16,1 Weingut Ruttenstock  2023 Ried Reipersberg
16,0 Weingut Schneider 2023 Classic
15,9 Weingut Epp-Krottendorfer 2023 Weinviertel
15,8 Weingut Stich-Gaismayer – Irmi Stich 2023 Ried Hamert
15,7 Weingut Hebenstreit 2023 Classic
15,7 Weingut Pröll  2023 Ried Steiningen
15,7 Weingut Thürmer 2023 Ried Kronawettbergen

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Matthias Reckendorfer, mit „Allegro“ Sieger in der Abteilung Klassik der großen Weinviertel DAC Verkostung. © Nicole Heiling Photography
Maria Obermayer, Geschäftsführerin des Regionalen Weinkomitees Weinviertel und Obmann Hans Setzer, selbst Topwinzer. © RWK Weinviertel, Andrea Krahofer
Top-Leistung: Wolfgang Seher konnte drei Weine im Spitzenfeld platzieren. © Robert Herbst
Julius und Stefanie Klein vom Weingut Julius Klein in Pernersdorf. © Christian Petz
Andrea & Phillip Zull mit Hündin Emma © Steve Haider
Top & Best Buy: Bernhard Gschweicher © Astrid Bartl
Michael, Christina, Hannes, Margit, Johannes Kölbl vom Respiz-Hof in Röschitz. © Mediadesign Podolsky
Franz-Joseph, Franz und Regina Stift beeindruckten mit der Reserve vom Galgenberg 2021. © Martin Lifka Photography
Anna und Mathias Ruttenstock waren bei Klassik und Reserve vorne mit dabei. © Anna Stöcher
Aufstrebendes Jungwinzerpaar: Petra und Gerald Schneider aus Röschitz. © Reinhard Podolsky
Reife Leistung: Nancy Lee, Laurin und Harald Seymann aus Pernersdorf reüssierten mit ihrem „Grüner Mann“ Reserve. © Seymann – Die Weinhandwerkerei
Rosa und Karl Hindler © Pedagrafie
Stefan Pratsch aus Hohenruppersdorf ist stets für Spitzenplätze gut – diesmal mit 2022 Ried Steinberg Große Reserve. © Astrid Bartl
Martin Krottendorfer © Weingut Epp-Krottendorfer
Winzerpaar Simone & Johannes Hiller-Jordan aus dem Pulkautal. © Weingut Jordan
Viktoria und Bernhard Fein © Viteraproductions
Markus Laurer © Helge Woell
Heidi und Christoph Bauer © Astrid Bartl
Sepp Kohl © Astrid Bartl
Markus Schnabl mit seiner Frau am Bioweingut Familie Schnabl © Karl Baldrian
Andrea und Martin Hirtl © Andreas Bruckner
Anita und Reinhard Thürmer © Weingut Thürmer
Patricia, Franz und Roswitha Hinteregger (v. l.) © Weingut Hinteregger