Etwa 100 Winzer und 30 Traktoren blockierten in der Nähe von Bordeaux den Zugang zu den Lagerhallen des globalen Weinriesen Castel Frères, um Einkaufspreise zu fordern, "die die Produktionskosten berücksichtigen". Immer mehr Bordeaux-Winzer machen gegen Preisumping mobil.

Die Landwirtschaftsgewerkschaften FNSEA 33 und Young Farmers (JA) hatten zum Protest und zur Blockade aufgerufen. Die Winzer kippten Mist, Heu, Spermüll und ausgerissene Weinreben vor den Eingang des Blanquefort-Geländes von Castel Frères, das als das größte Weingut Europas gilt. Die Winzer wollen vor "Markt- und Großhandelspreisen warnen, die deutlich unter den Gestehungspreisen liegen und die Betriebe zerstören", sagt Vincent Bougès, Präsident der JA in der Gironde.

Alk-Riese Castel Frères führt größtes Weingut Europas

Als historischer Zweig der Castel-Gruppe, einem globalen Alkoholhandelsriesen mit Sitz in Frankreich und Tochtergesellschaften in -zig Ländern, der von Pierre Castel (97) gegründet wurde, behauptet Castel Frères in seinem Internet, "16 Flaschen pro Sekunde zu verkaufen" und der führende Weinvertrieb in Frankreich und Europa sowie die Nummer drei in der Welt zu sein. Für Vincent Bougès ist "Castel ein Symbol, mit dem das gesamte Handelssystem ins Visier genommen wird."

Protestaktionen in Frankreich fallen in der Regel deftiger, härter und lauter aus als in mitteleuropäischen Länden; mitunter auch gewalttätig. Als besonders radikal gelten Bauernproteste jeder Art. Zuletzt nahmen diese im Bordelais stark zu. Nicht zuletzt neu befeuert durch ein Aufsehen erregendes Gerichtsurteil: Jüngst verurteilte das Handelsgericht von Bordeaux zwei große Händler (Négociants) aus der Gironde zur Zahlung von 350.000 Euro an einen Winzer im Médoc, der sie beschuldigte, gegen das Gesetz über faire Agrarpreise (Egalim) verstoßen zu haben, indem er seinen Wein in großen Mengen zu einem "missbräuchlich niedrigen" Preis verkaufen musste.

Gewerbliche Weinkäufer haften für faire Preise

Die französische Regierung plant, bis zum Sommer ein neues Gesetz zur weiteren Stärkung des Egalim-Systems vorzulegen, um den Landwirten im Rahmen von Verhandlungen zwischen Händlern und agroindustriellen Zulieferern eine bessere Entlohnung zu ermöglichen. Egalim verbietet den Einkauf von landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu nicht kostendeckenden Preisen. Betroffenen Winzern und Landwirten wird in der Sache auch rückwirkend ein Notstand zugebilligt; sie können selbst nach erfolgtem Geschäft einen aus zu niedrigem Preis entstandenen Schaden beim Käufer einklagen.