Schwerer Schlag kurz vor Weihnachten für den österreichischen Rotweinpionier Uwe Schiefer: sein Weingut Schiefer & Domaines Kilger in Welgersdorf im Weibaugebiet Eisenberg (Südburgenland) musste Konkurs anmelden. Uwe Schiefer beabsichtigt keine Sanierung, sondern beantragte Konkurs.

Der KSV1870 gibt bekannt, dass am Landesgericht Eisenstadt über das Vermögen der Schiefer & Domaines Kilger GmbH & Co KG in Großpetersdorf, Welgersdorf 3, im Südburgenland ein Konkursverfahren eröffnet worden ist. Das Schuldnerunternehmen betreibt ein Weingut, dessen Weingärten sich in den Gemeinden Deutsch Schützen-Eisenberg, Hannersdorf, Kohfidisch sowie in Eberau (Gaas) befinden.

Wie der KSV1870 berichtet, sind neben der Corona-Krise und der Hochwasser- und Überschwemmungsschäden, auch die stark gestiegenen Fixkosten sowie die sinkende Nachfrage aufgrund geänderten Konsumverhaltens ursächlich für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Betroffen sind 8 Dienstnehmer sowie etwa 110 Gläubiger. Die Verbindlichkeiten sollen laut Schuldnerangaben bei rund 3 Mio. Euro liegen. Zusätzlich sollen noch beträchtliche nachrangige Forderungen bestehen, welche jedoch im Insolvenzverfahren voraussichtlich nicht zum Zug kommen werden.

Forderungen bis 24. Februar 2025 anmelden

Die Schiefer & Domaines Kilger GmbH & Co KG beabsichtigt laut eigenen Angaben keine Sanierung des Unternehmens. „Das Schuldnerunternehmen wird daher aus heutiger Sicht im Rahmen des Insolvenzverfahrens in Abstimmung mit den Insolvenzorganen zu schließen und in weiterer Folge konkursmäßig abzuwickeln sein“, sagt Jürgen Gebauer, Leiter der zuständigen Insolvenzabteilung im KSV1870. Im Klartext bedeutet das: Konkurs.

Zur Insolvenzverwalterin wurde die Kosch & Partner Rechtsanwälte GmbH, vertreten durch Rechtsanwalt Gerwald Holper, bestellt. Die Prüfungstagsatzung findet am 10. März 2025 statt. Gläubiger können ihre Forderungen bis zum 24. Februar 2025 am Landesgericht Eisenstadt anmelden.

Pionier des österreichischen Rotweinwunders

Spitzenwinzer Uwe Schiefer – von Vinaria seit vielen Jahren mit der Höchstwertung von 5 Kronen für die besten Weinbaubetriebe Österreichs ausgezeichnet und mehrfacher Trophygewinner – hat den Aufstieg des heimischen Rotweins in die internationale Liga über Jahrzehnte mitgeprägt, ebenso den Stil des Blaufränkisch vom Eisenberg. Er zählt zu den höchstausgezeichneten Winzern des Landes.

Firmenkonstruktion birgt Sprengstoff

Die Konstruktion der in Konkurs befindlichen Schiefer & Domaines Kilger GmbH & Co KG könnte durchaus noch Sprengstoff für die handelnden Akteure bergen. Alleiniger Geschäftsführer des Weinguts ist Uwe Schiefer, Gesellschafter sind die Domaines Kilger GmbH & Co. KG sowie Uwe Schiefer persönlich zu gleichen Teilen, beide fungieren in der KG auch als Kommanditisten. Als haftender Komplementär ist die Schiefer & Domaines Kilger GmbH eingetragen.

Da für das Jahr 2023 von der insolventen Firma keine Bilanz abgegeben wurde und bereits im Jahr davor ein negatives Eigenkapital ausgewiesen wurde, könnte dieser Umstand für Alleingeschäftsführer Uwe Schiefer möglicherweise die Haftungsfrage auslösen (Insolvenzverschleppung). Andererseits gehört die Komplementärgesellschaft (Schiefer & Domaines Kilger GmbH) zu 50 Prozent der Domaines Kilger GmbH & Co. KG. Diese dürfte umfangreichen Liegenschaftsbesitz haben und weist auch ein positives Eigenkapital von knapp 5 Mio Euro zum Bilanzstichtag am 31. Dezember 2023 aus. Ob Gläubiger einen direkten Durchgriff auf Uwe Schiefer oder die KG von Hans Kilger wagen werden, bleibt abzuwarten.

Weitere Pleite im Kilger-Reich und Aderlass am Eisenberg

Es ist nicht die erste Pleite im Umfeld des deutschen Investors Hans Kilger, der in der Steiermark und im Südburgenland ein Portfolio mit zahlreichen Beteiligungen in Weinbau, Landwirtschaft und Gastronomie aufgebaut hatte, unter anderem sein eigenes Weingut Domaines Kilger. Im Jahr 2022 stellte er einen Insolvenzantrag für das Unternehmen Steirerwein in der Weststeiermark, an der er mit seiner Domaines Kilger zu 50 Prozent beteiligt war. Auch das renommierte Weingut und Handelshaus Domäne Müller in der Weststeiermark musste Konkurs anmelden und wurde aufgelöst. 

Für den Eisenberg ist die Pleite ein weiterer Aderlass. Erst im Oktober 2024 haben zwei andere Weingüter am Eisenberg den Betrieb eingestellt: das Weingut Polczer (kein Nachfolger) und das Weingut Schützenhof von Markus Faulhammer (Berufswechsel mangels Perspektive).

Schiefer.pur von Pleite vorerst nicht betroffen

Das private Weingut von Uwe Schiefer, schiefer.pur, ist von der Insolvenz derzeit nicht betroffen. Ob diese Weingut durch allfällige Haftungsfragen auf Dauer herausgehalten werden kann, wird sich im Laufe des Verfahrens zeigen.