Völlig überraschend wurde der langjährige Weingutsleiter in dem der Stadt Wien gehörenden Weingut Cobenzl, Thomas Podsednik (57), abgelöst. Bis zu seinem unfreiwilligen (wenn auch letztlich einvernehmlichen) Abschied leistete Podsednik 35 Jahre lang allgemein bewunderte Aufbauarbeit.

Gemischter Satz, Weingut Cobenzl

Als Podesdnik am Cobenzl übernahm, war das städtische Weingut ein völlig herunter gewirtschafteten Betrieb, die Weine vielfach das Schlusslicht unter den damals ohnehin nicht mit Lorbeeren überschütteten Wiener Weinen. Ein Himmelfahrtskommando für den damals blutjungen Weingutsleiter. Heute zählt das 60 Hektar große Weingut Cobenzl mit Rieden teils in Bestlagen zu den führenden Weingütern, ist Gründungsmitglied der erfolgreichen WienWein-Gruppe und vielfach ausgezeichnet, im In-wie im Ausland. Zuletzt etwa wurden beim Wiener Weinpreis 2024 stolze 31 Goldmedaillen errungen.

Die Wiener Polit- und Magistrats-Größen suchten gerne Glanz im Lichte der Cobenzl-Weine und deren Auszeichnungen. Das Weingut zählte bald zu den Ikonen Wiens, ein Teil des USP der Metropole. Nun wurde der erfolgreiche Chef Thomas Podsednik fast heimlich, jedenfalls aber still und leise „entsorgt“. Zuerst berichtete die Tageszeitung Kurier darüber.

Disput mit Forstdirektor über Ausgliederung

Dem Vernehmen nach wollte Podsednik die Ausgliederung des Weinguts von der Magistratsabteilung 49 in eine eigene Gesellschaft (im Eigentum der Stadt), um am Markt flexibler agieren zu können. Schließlich ist der Weinbaubetrieb bis heute nicht organisiert wie ein regulärer Betrieb, sondern wie eine Abteilung eines Amts, im konketen Fall der Magistratsabteilung 49 (MA). Der Weingutsleiter hat wegen jeder Kleinigkeit bei seiner beamteten Obrigkeit vorstellig zu werden und auf bescheidmäßige Antwort zu warten; mal länger, mal ganz lang, selten kürzer.

Daher wollte Thomas Podsednik die Ausgliederung in eine eigene Gesellschaft, am besten unter dem Dach der Wiener Holding, die rund 500 Betriebe der Stadt Wien vereint, von den Wiener Stadtwerken abwärts bis zu kleinen Einheiten. Dies aber verhinderte sein Chef, der Wiener Forstdirektor Andreas Januskowecz, gleichzeitig Chef der MA 49 (Klima, Forst, Landwirtschaft), was Thomas Podsednik letztlich den Job kostete.

Damit keine Schmutzwäsche gewaschen wird, wurde eine Einvernehmliche Lösung vereinbart, Podsednik mit einem finanziellen Trostpflaster abgefertigt. Daher auch keine Stellungnahmen und keine offizielle Infos. Auf der Homepage des Weinguts Cobenzl wurde Podsednik sofort gelöscht, alle Fotos, die ihn zeigten oder auf denen er zu sehen war, entfernt. So als hätte es den langjährigen Chef nie gegeben, einfach aus gelöscht. Zuletzt ist es dem in Ungnade gefallenen chinesischen Verteidigungsminister so ergangen.

Die Abfertigung kann Thomas Podsednik aber nicht hinwegtrösten über den Verlust seines Lebenswerks. Die Branche reagiert mit Entsetzen, ist fassungslos.