Einer der Topjobs im heimischen und im alpinen Tourismus wird neu besetzt: die Arlberg-Gemeinde Lech-Zürs, bekannt für die vielleicht schönste Skiregion Österreichs, sucht einen neuen Tourismusdirektor. Amtsinhaber Hermann Fercher (62) geht in Pension, nicht ganz freiwillig, wie Insider meinen. 

Gesucht wird ein absoluter Marketingprofi (w/m) mit viel Führungs- und Managementerfahrung, idealerweise im Tourismus, was aber nicht Voraussetzung ist. Die Lech-Zürs Tourismus GmbH präsentiert sich als innovative Tourismusgesellschaft mit Sitz inmitten der faszinierenden Bergwelt in Lech Zürs und im Herzen von Ski Arlberg, dem größten zusammenhängenden Skigebiet Österreichs: „Um den Erfolgsweg als Top-Tourismusdestination von Weltruf fortzusetzen und langfristig zu sichern, suchen wir im Zuge der Nachfolgeplanung eine integre Persönlichkeit als Tourismusdirektor“, heißt es in der Jobausschreibung, die über eine Personalberatungsagentur läuft. Die Bewerbungsfrist läuft bis 20. Jänner 2025.

Eklat im Tourismusbeirat kostet Fercher den Job

Bereits im Herbst 2024 gingen in Lech die Wogen hoch. Hintergrund sind die Schulden der Lech-Zürs Tourismus GmbH und eine Prüfung des Vorarlberger Landesrechnungshofes. Dazu berichtete bereits im Oktober der ORF Vorarlberg nach ersten Berichten in den Vorarlberger Nachrichten: Hintergrund seien etwa 40 Millionen Euro Schulden der Gemeinde, bei der Tourismus GmbH sind es 2,3 Millionen. Seit dem Sommer prüft bereits der Landesrechnungshof die GmbH. Laut Chefin Brigitte Eggler-Bargehr sieht man sich die Gemeindebeteiligungen regelmäßig an. Der Lecher Bürgermeister Gerhard Lucian betont, dass die Budgetzahlen und die Prüfung des Landesrechnungshofes nichts mit dem Abgang des Geschäftsführers zu tun hätten. Es sei einvernehmlich passiert, Herr Fercher habe ein gewisses Alter.

Bei der Lecher Opposition hat man schon länger auf die Ablöse hingewirkt, sagte der Sprecher der „Liste Dorf“, Thomas Eggler. Die Personalfluktuation in der Lech-Zürs Tourismus GmbH sei hoch gewesen und die Schulden der GmbH auch. Die Defizite ergäben sich natürlich schon zu einem gewissen Teil aus diesen Corona-Zeiten …. Aber sie gingen zu einem ganz wesentlichen Teil auch auf permanente Budgetüberschreitungen zurück, die durchaus viele Fragen offen ließen, so Eggler. Hermann Fercher selbst sagte gegenüber dem ORF Vorarlberg, die Personalfluktuation habe auch mit Corona zu tun gehabt. Außerdem habe er sich immer an die Budgets gehalten.“

Hoher Schuldenberg und schleppende Vermarktung der Lechwelten

Nach fast 15 Jahren endet die „Ära Fercher“ früher als geplant bereits Ende Jänner 2025, davor ist wohl der restliche Urlaub aufzubrauchen. Der langjährige Tourismusdirektor Hermann Fercher sieht sich Kritik vor allem aus dem Tourismusbeirat gegenüber: Ein hoher Schuldenberg und schleppende Vermarktung der neuen, sündteuren Veranstaltungslocation Lechwelten führten zu seinem vorzeitigen Abgang. Fercher selbst, der regulär erst 2027 in Pension gehen sollte, sieht seine Gegner vor allem in den Reihen der politischen Opposition in Lech sitzen.

Die an sich schwerreiche Tourismusgemeinde Lech-Zürs ist selbst schwer verschuldet, dem Vernehmen nach mit rund 40 Millionen Euro. Ein erheblicher Teil daraus resultiert aus dem jahrelangen, extrem teuren Bau des Gemeinde- und Veranstaltungszentrums Lechwelten. Dieses wollte dereinst der gefallene Immobilienzampano René Benko teilweise mieten und einen alpinen Luxusableger seines einstigen Berliner Nobelkaufhauses KeDeWe in Lech etablieren. Jetzt sitzt die Gemeinde auf dem teuren Bau und weiß nicht so recht, wie man diesen sinnvoll nutzen, füllen oder bespielen soll. Die Finanzgebarung der Gemeinde steht unter Aufsicht der Vorarlberger Landesregierung.

Lech-Zürs am Arlberg zählt zu den schönsten Tourismusregionen der Alpen. In der laufenden Wintersaison bleibt der Job des Tourismusdirektors unbesetzt. © Lech-Zürs
Die Lechwelten sind in Lech-Zürs nicht nur wegen ihrer Architektur umstritten, sondern auch wegen der hohen Kosten und der schleppenden Vermarktung als Eventlocation. © Dietmar Hurnaus