Keine gute Nachricht für Fan der Biodynamie im Weinbau und generell: ausgerechnet zum Ende des Jubiläumsjahres „100 Jahre Biodyn“ beweist eine weitere Studie, diesmal aus der Schweiz, dass biodynamische Präparate – vor allem Hornmist und Hornkiesel – keine Vorteile für Boden oder Trauben bringen.

Der Einsatz der biodynamischen Präparate 500 (Hornmist) und 501 (Hornkiesel) bringt keinen Vorteil im Vergleich mit organisch-biologischen Methoden. Das ist das Ergebnis einer fünfjährigen Studie an der Fachhochschule für Weinbau Changins in der Schweiz. Im direkten Vergleich mit biologisch bewirtschafteten Flächen konnten die Forscher keine Unterschiede hinsichtlich der Pflanzenphysiologie, der Traubenqualität oder der Bodenbeschaffenheit feststellen. 

Frage nach dem Mehrwert von Biodyn

Für die Studie behandelten die Forscher ab dem Jahrgang 2015 ausgewählte Reihen eines 0,76 Hektar großen Chasselas-Weinbergs mit den biodynamischen Präparaten, während alle weiteren Arbeitsschritte unverändert blieben. Im Vergleich zu den biologisch bewirtschafteten Kontrollreihen zeigten sich keine nennenswerten Unterschiede beim Ertrag, dem Gewicht der Rebschnitte oder dem Stickstoffgehalt der Blätter. Weder das Beerengewicht noch die Konzentrationen von Zucker oder Apfel- und Weinsäure veränderten sich. 

„Unsere Resultate decken sich mit zahlreichen anderen Studien, die keinen nennenswerten Vorteil des biodynamischen Weinbaus im Vergleich zum biologischen Anbau erkennen lassen“, lautet das Fazit der Forscher. Angesichts der fehlenden positiven Effekte und der um 10 bis 15 Prozent höheren Produktionskosten gegenüber der biologischen Bewirtschaftung stelle sich die Frage nach dem Mehrwert dieser Methode.

Biodynamiker arbeiten jedenfalls mit der Natur, nicht dagegen. Sie lehnen industrialisierten Weinbau ab und wollen die Böden für künftige Generationen gesund erhalten. Damit schließt sich der Kreis zu 1924.

100 Jahre Biodyamie

Mit seiner Vortragsreihe „Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft“ legte der Anthroposoph Rudolf Steiner 1924 die Fundamente der heutigen biodynamischen Landwirtschaft. Damals ein skurriler Mix aus Naturwissenschaft, Esoterik und schwülstiger Definition.

Den Begriff Anthroposophie definiert Wikipedia so: „Als Anthroposophie werden eine von Rudolf Steiner begründete, weltweit vertretene spirituelle und esoterische Weltanschauung sowie der zugehörige Ausbildungs- und Erkenntnisweg bezeichnet. Die Anthroposophie versucht, Elemente des deutschen Idealismus, der Weltanschauung Goethes, der Gnosis, christlicher Mystik, fernöstlicher Lehren sowie der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zu Steiners Zeit miteinander zu verbinden.“

Von Steiner zu Demeter und respekt-BIODYN

Schon früh wurden die Ideen von Rudolf Steiner umgesetzt. Landwirte gründeten 1927 in Deutschland die Verwertungsgesellschaft Demeter, Vorläufer des Bioverbandes Demeter e.V. Im Jahr 2007 wurde respekt-BIODYN der Öffentlichkeit vorgestellt. Bereits einige Zeit vorher trugen sich zwölf bekannte Weingüter aus Österreich und eines aus Südtirol mit diesem Gedanken. Mittlerweile sind zahlreiche renommierte Betriebe aus Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien und Ungarn mit von der Partie.

Österreich: 1.400 Hektar Weinbau biodyn

In Österreich wurden 2022 mehr als 1.400 Hektar Weingärten biodynamisch bewirtschaftet. Manche der Maßnahmen, die von Rudolf Steiner empfohlen wurden, muten aus streng wissenschaftlicher Sicht skurril an. Dennoch hat die Erfahrung gezeigt, dass der biodynamische Weinbau funktioniert. Man kann die Sache völlig pragmatisch sehen: Der Mond übt nachweislich einen Einfluss auf die Erde aus. So ist er zum Beispiel der Motor der Gezeitenströme. Warum kann er keinen Einfluss auf den Saft in den Reben oder auf den gärenden Most im Keller haben? 

Quellen: Redaktion; vitisphere; wein.plus.de