Die europaweite Aufregung um jene Pizzeria in Pörtschach am Wörthersee, die einem Gast für den leeren Zweit-Teller 8 Euro verrechnete, schlug hohe Wellen. Die kulinarische Nummer 1 vom Wörthersee, Starkoch Hubert Wallner, findet dazu klare Worte und übt heftige Kritik an den Konzepten rund um den See.

Das Gourmet-Restaurant, das seinen Namen trägt, ist das exklusivste der drei Gastronomiebetriebe von Hubert Wallner am Wörthersee. © Hannes Krainz

Hubert Wallner, der mit dem Bistro Südsee, dem Seensucht und dem Gourmet Restaurant, das seinen Namen trägt, selbst drei Gastronomiebetriebe am Wörthersee führt, nimmt in einem Interview mit der Tageszeitung Kleine Zeitung kein Blatt vor den Mund. Zum Thema leerer Teller um 8 Euro: „Jeder ist für seine Preise und Gebühren selbst verantwortlich, aber das widerspricht jeglicher Gastfreundlichkeit. Ich verstehe es nicht, wie man Gäste so verärgern kann. Der Kunde ist König und wenn jemand einen zweiten Teller haben möchte, dann bekommt er den selbstverständlich ohne Aufpreis – das muss man als Teil des Services sehen.“

Dem lässt Wallner einen Appell an seine Kollegen folgen: „Die Gastronomie am See muss zusammenhalten und gemeinsam zukunftsfähige Konzepte entwickeln. Wenn manche hier Preise wie in Saint-Tropez haben wollen, die nicht gerechtfertigt sind, hat das auf die gesamte Region negative Auswirkungen“, so der Haubenkoch, der ergänzt: „Wenn man dem Gast ein tolles Gourmet-Erlebnis bietet, kann man mehr verlangen. Es darf aber niemand abgezockt werden.“

Soviel Potenzial in der Region Wörthersee

„Die Region ist so wunderschön, es steckt so viel Potenzial drinnen“, so Wallner, der auch die Vor- und Nachsaison sowie den Winter für den Wörthersee genutzt sehen möchte und generellen Aufholbedarf ortet: „Wir bewegen uns auf eine Krise zu, nicht zuletzt deshalb möchten wir den Wörthersee für Touristen und Einheimische attraktiver machen.“ Generell mangle es der Wörthersee-Region an einem Konzept, wofür man eigentlich stehen möchte. Auch benötige es, so Wallner, einen funktionierenden Flughafen Klagenfurt.

Wallner selbst ging mit gutem Beispiel voran und senkte seine Preise: „Im Gourmet Restaurant und im Bistro Südsee haben wir die Preise vor Beginn der Saison um rund ein Drittel gesenkt, im Restaurant Seensucht sind wir ohnehin nicht so exklusiv – das Wiener Schnitzel gibt’s da um 22 Euro.“

Nein zur Mindestkonsumation, Ja zum Gedeck

Vom Konzept der Mindestkonsumation, die rund um den Wörthersee immer wieder diskutiert wird, hält Hubert Wallner nichts: „Wenn es dem Gast gefällt, werde ich ihn nicht zwingen, mehr zu konsumieren. Wenn es ihm gefällt, habe ich einen Gast gewonnen, das nächste Mal trinkt oder isst er dann vielleicht auch mehr.“

Was Wallner, vor wenigen Jahren auch Koch des Jahres in Österreich, in seinem Gourmet-Restaurant jedoch verlangt, sind zehn Euro pro Person fürs Gedeck. Doch dafür wird viel geboten: Fünf Stück Apero-Happen, Brot, aufgeschlagene Kärntner Nussbutter, französische Butter, Wurzelspeck, Aufstrich, Amuse Gueule in zwei Teilen, Amuse Bouche und vor dem Dessert noch einen Gruß aus der Patisserie und vier Stück hausgemachte Pralinen.

No-Show-Gebühr als Gutschein

Ein Problem sieht der vielfach ausgezeichnete Koch allerdings tatsächlich in Reservierungen, bei denen dann kein Gast erscheint. Daher gibt es in seinen Restaurants eine sogenannte No-Show-Gebühr, diese beträgt 160 (Gourmet Restaurant), 80 (Bistro Südsee) oder 40 (Restaurant Seensucht) Euro. „Wenn jemand anruft und absagt, wird natürlich nichts verrechnet“, erklärt Wallner. Darüber hinaus könne, falls die Gebühr bei fehlender Absage tatsächlich verrechnet wird, der No-Show-Betrag innerhalb eines Monats im entsprechenden Restaurant konsumiert werden. Die Gebühr ist dann sozusagen ein Gutschein.

Quelle: Kleine Zeitung