Man darf es nicht laut sagen, aber die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten und die Weine daraus dürften in der Weinbau-Zukunft eine weitaus größere Rolle spielen als etwa Naturweine. Weil PIWIs einen viel grundlegenderen Ansatz haben, den Weinbau zu revolutionieren. Hier Erfahrungen prominenter Winzergrößen.

Willi Bründlmayer aus Langenlois ist einer der prominenten Winzer, die mit Donauriesling experimentieren. Die Sorte erbringe eine verlässliche Reife und verliere nie die Säure und Frische, so Bründlmayer. Josef Umathum, Top-Winzer aus dem burgenländischen Ort Frauenkirchen, der auch beim Neckenmarkter Symposium mit von der Partie war, hat derzeit sechs rote PIWI-Sorten im Anbau und keltert eine „Piro“ genannte Cuvée daraus. Er sei nicht auf reinsortige Abfüllung aus, vielmehr habe er damit eine Marke etabliert. „Vinifikatorisch sollte man bei PIWIs lernwillig und experimentierfreudig sein“, rät jedenfalls Topwinzer Umathum aus Frauenkirchen im burgenländischen Seewinkel seinen Kollegen.

Bereits seit zehn Jahren experimentiert der Wiener Top-Winzer Rainer Christ mit weißen PIWI-Sorten. Es handle sich durchwegs um wüchsige und vitale Sorten, jedoch sei er bei seinen Experimenten in zweierlei Hinsicht nicht ganz glücklich: Zum einen gibt es PIWI-Sorten, die eine für seine Weinlinie zu plakative Bouquet-Ausprägung aufweisen. 

Durchbruch auch in der Champagne

Zum anderen strebt Christ bei seiner Linie nach Ausbau mit moderatem Alkoholgehalt, weshalb die Neigung so mancher PIWI-Sorten zu hoher Reife nicht in sein Konzept passe. Jedoch beobachte er die internationale Entwicklung mit Interesse. Vor allem die Tatsache, dass in der Champagne kürzlich eine PIWI- Rebsorte, namentlich Voltis, zugelassen wurde und bei gedeckten Verkostungen ein erlesenes Fachpublikum überzeugte, habe sein Interesse geweckt.

Von einem Hochschießen der Gradation bei den von ihm angebauten PIWIs berichtete auch Albert Gesellmann, der auf eigener Scholle in Rot seit 2020 die Sorten Cabernet Jura, Cabertin, Satin Noir, Blaufränkisch Stella, Blaufränkisch Signum sowie Cerason anbaut und punkto Anbau von weißen PIWIs mit dem Neckenmarkter Rebzüchter Hans Iby kooperiert. Der pH-Wert sei jedoch nicht gestiegen und die Weine befänden sich in Balance. 

Lesezeitpunkt regelt den Alkoholgehalt

„Man kann sich als Inhaber eines Biobetriebes dem Thema PIWI nicht verschließen“, ist Spitzenwinzer Albert Gesellmann aus Deutschkreutz im Mittelburgenland überzeugt. Im Jahrgang 2023 hat er die erste PIWI-Ernte eingefahren und verfügt nun über die Erfahrung von zwei Ernten. Die Zuckergradation sei in beiden Jahren unglaublich rasch extrem hinaufgeschossen, wodurch die Gewächse bis zu 16 Prozent Volumenprozent Alkohol aufwiesen. Nach diesen Erfahrungen sei es jedoch kein Problem für ihn, den Lesezeitpunkt künftig so abzustimmen, dass die Gradation der PIWIs jener seiner traditionellen Gewächse entspricht, bei denen die Alkoholwerte im Premium-Bereich zwischen 13,5 und 15 Prozent Alkohol liegen.

Anders als Umathum möchte Gesellmann im PIWI-Bereich keine weitere Marketingschiene etablieren, sondern auch mit diesen Weinen bei seiner langjährigen und probaten Stilistik, die auf vollmundige, körperreiche Formate fokussiert, bleiben. Deshalb gibt es bei ihm auch für PIWIs, ebenso wie bei anderen Gewächsen, eine Maischestandzeit von bis zu 30 Tagen. Unter den Weißweinen hat sich bei Gesellmann rasch eine Vorliebe für den Cabernet Blanc, dessen Johannisbeerfrucht und Statur ihm gut gefallen, herauskristallisiert.

Kritik an irreführender Namensgebung

Der erforderliche Kupfereinsatz beim PIWI-Anbau ist vergleichsweise sehr gering. Kritisch sieht er die seiner Meinung nach irreführenden Benennungen für die Sorten Blaufränkisch Stella und Blaufränkisch Signum. Diese weisen nämlich, so Gesellmann, in keiner Weise eine Stilistik auf, die dem Blaufränkischen auch nur annähernd nahekommt. Im Übrigen habe ebenso der Cabernet Jura keinerlei Sortenanklänge an den Cabernet Sauvignon. Diese Sorte, die im Anbau den Vorzug der Lockerbeerigkeit hat, gefalle ihm gustatorisch ausnehmend gut.

HINWEIS: Einen ausführlichen Beitrag über die PIWI-Weine von Josef Umathum und seine Philosophie dahinter lesen Sie nächste Woche im Vinaria Newsletter.