Pilzwiderstandsfähige Rebzüchtungen boomen in Österreich und auch international. Längst sind bei den PIWIs die Flegeljahre überwunden. Immer mehr namhafte Weingüter experimentieren heutzutage mit ihnen im Anbau und in der Vinifizierung. Vinaria über das Piwi-Symposium 2025.

Ferdinand Regner, Leiter der Abteilung Rebenzüchtung in Klosterneuburg © Johann Werfring

Im mittelburgenländischen Weinort Neckenmarkt ging das „PIWI Wine Austria Symposium Burgenland 2025“ über die Bühne. Ferdinand Regner, Leiter der Abteilung Rebenzüchtung der Klosterneuburger Weinbauschule, stellte österreichische Neuzüchtungen vor. Volker Freytag von der Rebschule Freytag in Neustadt an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz (Deutschland) referierte über Ergebnisse aus seiner Kooperation mit dem Schweizer Rebenzüchter Valentin Blattner. Harald Iby vom Burgenländischen Pflanzenschutzdienst sprach über Einsparungen beim Anbau von PIWI-Rebsorten. Der bekannte Winzer Albert Gesellmann aus Deutschkreutz und Gerald Wieder, Kellermeister der Genossenschaft „Neckenmarkt – die Winzer“, berichteten über PIWI-Erfahrungen im Anbau und bei der Vinifikation.

Wolfgang Renner, Obmann von PIWI Österreich und Vizepräsident von PIWI International, attestierte: Ebenso wie der heute weithin etablierte Bioweinbau seinerzeit nicht wirklich ernst genommen wurde, sei vor nicht allzu langer Zeit auch der Anbau von PIWI-Sorten belächelt worden.

Mittlerweile habe sich das grundlegend geändert, da einerseits PIWI-Weine zunehmende Marktrelevanz erlangen, andererseits auch große bekannte Betriebe das Thema aufgreifen würden. Die zunächst vorhandene Neophobie sei einer wachsenden Aufgeschlossenheit gegenüber den nachhaltigen Möglichkeiten, die mit dem PIWI-Anbau verbunden sind, gewichen.

7 PIWI-Sorten als Qualitätsweine zugelassen

Auch die Weinbaupolitik hat sich auf das Thema eingestellt. Insgesamt sieben PIWI-Sorten wurden bislang im Weingesetz als österreichische Qualitätsweine zugelassen: Blütenmuskateller, Muscaris, Rathay, Roesler, Sauvignier Gris, Donauriesling und Donauveltliner. Bei den beiden letzteren Sorten gibt es noch die Einschränkung, dass die Sortenbezeichnungen nicht auf dem Etikett stehen dürfen, wenn sie als Qualitäts- und Herkunftswein abgefüllt werden.

Sieben weitere PIWI-Gewächse dürfen derzeit als Rebsortenweine (mit Angabe des Sortennamens und des Jahrgangs, aber ohne nähere geografische Herkunft) in Verkehr gebracht werden: Bronner, Cabernet Blanc, Cabernet Jura, Johanniter, Pinot Nova, Regent und Solaris (letztere Sorte jedoch nur in der Weinbauregion Bergland). 

Darüber hinaus gibt es Dutzende weitere Weine, die von österreichischen Winzern auf ihre Anbau-Eignung getestet werden. International sind sogar Hunderte PIWI-Sorten vorhanden. Nicht alle, aber doch eine erkleckliche Anzahl von ihnen werden Bestand haben. 

Klosterneuburg züchtet PIWIs am laufenden Band

Ferdinand Regner kam beim Symposium unter anderem auf die noch wenig bekannten Klosterneuburger Züchtungen Veltlonner (aus Grüner Vetliner und Bronner) und Royalny (aus Zweigelt und Festivalny) zu sprechen. Bei letzterer Sorte wurde das Kompositum von Rotburger (wie der Zweigelt im Bereich der Klosterneuburger Weinbauschule heißt) und der ungarischen Sorte Festivalny abgeleitet. 

Hinsichtlich Royalny berichtete Gerald Wieder, Kellermeister der Neckenmarkter Genossenschaft, dass die Vinifikation aus dem im Versuchsstadium befindlichen Anbau gute Resultate erbracht habe. Demnach eigne sich Royalny vorzüglich für den reinsortigen Ausbau, der Wein verfüge über eine beachtliche Struktur, und die Säurewerte entsprächen jenen des im Gebiet angestammten Blaufränkischen. Aromatisch ist die Sorte mit sauerkirschigen Anklängen zwischen Zweigelt und Blaufränkisch einzuordnen. 

PIWIs winkt eigene SALON-Kategorie

Eine Umbruchssituation punkto PIWI zeichnet sich insofern ab, als nun auch verstärkt im Wege von Marketingbemühungen Bewusstseinsbildung bei einer breiteren Öffentlichkeit erzielt wird. Bei dem von der Österreich Wein Marketing veranstalteten SALON-Bewerb sollen demnächst auch die PIWIs entsprechende Berücksichtigung finden. 

Eine nicht zu unterschätzende Marketingstrategie setzte ein wirtschaftsmächtiger Betrieb aus Niederösterreich um: Seit dem Sommer 2024 hat das Weingut Winzer Krems die PIWI-Weine Donauriesling, Donauveltliner und Blütenmuskateller bei „Billa plus“ positioniert, und ab sofort können die beiden letzteren Gewächse auch bei „Interspar“ erworben werden. Auf diese Weise werden die Sorten nun einem großen Publikum bekannt gemacht. 18,5 Hektar Rebfläche entfallen derzeit im Bereich des Weinguts Winzer Krems auf PIWI-Anpflanzungen, eine weitere Steigerung ist in Planung. 

Wiener Gemischter Satz DAC nur aus PIWIs

Als erster österreichischer Weinbaubetrieb hat kürzlich das Weingut Stift Klosterneuburg angekündigt, aus Anpflanzungen auf Wiener Gemeindegebiet einen Wiener Gemischten Satz mit DAC-Status anzubieten, der ausschließlich aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten besteht. Auch dieser Schritt wird die PIWI-Dynamik weiter voranbringen.

Insgesamt 2,1 Prozent der österreichischen Rebfläche sind aktuell mit PIWI-Sorten bestockt. In Oberösterreich ist der Anteil mit 22,9 Prozent am höchsten, gefolgt von Kärnten mit 15,5  Prozent und Wien mit 9,1 Prozent. In der Steiermark sind es 3,3 Prozent, im Burgenland 2,2 Prozent und in Niederösterreich 1,5  Prozent. 

Verminderter Pflanzenschutz hilft Umwelt, spart Kosten

Der verminderte Pflanzenschutzbedarf von PIWI-Sorten ist freilich in erster Linie eine Frage der ökologischen Nachhaltigkeit, jedoch sind damit auch – nicht unwesentliche – betriebswirtschaftliche Kostenkalkulationen verknüpft. Wie aus Winzerkreisen zu erfahren war, bedarf es bei Einsatz von systemischen Pflanzenschutzmitteln im konventionellen Weinbau durchschnittlich sechs bis acht Spritzungen und im Bioweinbau sogar bis zu 15 Spritzungen pro Jahr. Demgegenüber kommt man im Falle von PIWI-Sorten jährlich mit drei bis vier Spritzungen aus (oftmals erfolgen zwei Spritzungen zur Zeit der Blüte und eine Abschlussspritzung). Damit wird nicht nur Geld für Spritzmittel gespart, vielmehr sind damit auch eine Ersparnis an Treibstoff für den Traktor, eine Reduzierung der Maschinenkosten und eine nicht geringe Einsparung von Personalkosten verbunden. Zudem wird der Bodenverdichtung vorgebeugt. 

Hinzu kommen außerdem, worauf beim Neckenmarkter Symposium gesondert hingewiesen wurde, Einsparungen durch Reduzierung von Düngemitteln und nicht zuletzt durch verminderte Ernteausfälle in weinbaulich schwierigen Jahren. 

 

Abo bestellen - Die gesamte Reportage finden Sie in der Ausgabe Vinaria 02/2025. Bestellen Sie Vinaria jetzt einfach & bequem zum Erscheinungstermin nach Hause. Das Jahresabo Vinaria mit 8 Ausgaben pro Jahr inklusive dem großen Weinguide Österreich ist um € 75,00 (EU-Ausland € 95,00) erhältlich. Jetzt im Vinaria Abo-Shop bestellen.

PIWIs am Rebstock: Souvignier Gris © Fotos: Wolfgang Renner
PIWIs am Rebstock: Donauriesling © Fotos: Wolfgang Renner
PIWIs am Rebstock: Royalny © Fotos: Wolfgang Renner