Die Staatsanwaltschaft von Châlons-en-Champagne teilte mit, dass sie Ermittlungen wegen Menschenhandels im Zusammenhang mit der Ernte in der Champagne eingeleitet hatte. Das Thema der saisonale Erntehelfer ist in Frankreich traditionell ein Skandalthema. Die Behörden wollen nun scharf vorgehen.

Nachdem die Präfektur (Regionalverwaltung) der Marne die kollektive Unterbringung von Erntearbeitern in der Champagne Gemeinde Nesle-le-Repons als "ungesund" und "unwürdig" eingestuft hatte, folgten Razzien und wurde die Staatsanwaltschaft aktiv. Céline Fassey, stellvertretende Staatsanwältin von Châlons-en-Champagne, sagte gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP, dass sich die Ermittlungen gegen mehrere Unternehmen richten, es sich nicht um einen Einzelfall handelt. Mit den zuletzt berichteten Todesfällen unter Lesearbeitern infolge der grassierenden Hitze habe dieser Skandal nichts zu tun.

Das Regionalkomitee der Gewerkschaft CGT unter Generalsekretär José Blanco hatte die Einleitung einer Untersuchung durch diesen Staatsanwalt gefordert und in einem offenen Brief an den Präfekten "unerträgliche Methoden in Bezug auf den Einsatz von Saisonarbeitern" angeprangert. Vor allem Subunternehmen der eigentlichen Arbeitskräftevermittler beschäftigen dabei Menschen aus Entwicklungsländern, die illegal ins Land gekommen waren und den Sklaventreibern schutzlos ausgesetzt sind.

Unterernährung, unzumutbare, verdreckte Unterkünfte in baufälligen Gebäuden, schreckliche sanitäre Zustände und prekäre gesundheitliche Zustände der ausgebeuteten Arbeiter kennzeichnen die aufgedeckten Mißstände. Die Beamten entdeckten "behelfsmäßige Unterkünfte, baufällige Gebäude, unhygienische Zustände, fehlende Reinigung und Desinfektion, einen ekelerregenden Zustand der Toiletten, Sanitäranlagen und Gemeinschaftsräume sowie die Ansammlung von Fäkalien in den Sanitäranlagen", heißt es in einem Bericht der zuständigen Präfektur.

Viele der Betroffenen kommen aus Westafrika, aus Senegal, Mali, Mauretanien, Guinea und Gambia. Sie erzählten Reportern, dass sie in Paris für 80 Euro pro Tag zur Traubenernte in der Champagne angeworben worden seien. Ihr Lohn sei aber nicht gezahlt worden, sie hätten nur einen Sack Reis und ein paar Trauben als Nahrung erhalten.

Eine Omerta in der Champagne

José Blanco, Generalsekretär der CGT-Gewerkschaft der Champagne, prangert eine Art Omerta, ein Gesetz des Schweigens, an. "Jeder drückt in der Champagne ein Auge zu, weil es die teuerste Traube der Welt ist", sagte Blanco. Zuletzt hatten die Winzer der Champagne vom Staat eine Lockerung der Regeln für die Unterbringung von Saisonarbeitern während der Ernte erwirkt. Insbesondere können sie bis zu zehn Saisonarbeiter pro Zimmer beherbergen, im Vergleich zu sechs zuvor.

Der aktuelle Vorfall ist nicht der einzige in der Champagne: Bereits Anfang September entdeckten die französischen Behörden 18 bulgarische Traubenpflücker, die unter potenziell gefährlichen Bedingungen in Cuis in der Nähe von Epernay untergebracht waren. In einem weiteren Fall wurden vor kurzem rund 150 ukrainische Traubenpflücker in einem abbruchreifen Gebäude unter unhygienischen Zuständen in Mourmelon-le-Petit im Marne-Tal angetroffen.

Quelle: La Revue du Vin de France; Redaktion