Aufgrund des heißen, trockenen Sommers erwarten Österreichs Winzer eine vergleichsweis kleine Erntemenge im Jahrgang 2024, allerdings Topqualiäten in allen Weinbaugebieten und bei allen Rebsorten. Auf knapp 2,0 Mio. Hektoliter Gesamtlesemenge pendeln sich die Schätzungen derzeit ein.

Die Weinernte in Österreich in Zahlen: Knapp 2,0 Mio. Hektoliter werden im Jahrgang 2024 erwartet. © LKÖ

„Damit kommen wir doch deutlich unter dem Durchschnitt der letzten Jahre zu liegen“, weiß der Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes, Johannes Schmuckenschlager, nach Gesprächen mit Winzern in allen Weinbaugebieten. Im Vorjahr (2023) konnten 2,33 Mio. Hektoliter erzeugt werden, der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre beläuft sich auf 2,41 Mio. Hektoliter. Somit etwa 15 Prozent weniger als im Vorjahr und 20 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Aber keine Sorge: Es gibt genügend Wein in den Tanks und Fässern der Winzer, die Vorratslager sind gut gefüllt. Von einer Weinknappheit keine Rede.

Der Traubenansatz war in vielen Anlagen heuer weniger ausgebildet, ebenso haben die Spätfrost- und Verrieselungsschäden während der Blüte die Erntemenge verringert. Durch die Hitzeperioden des Sommers sind die Beerendurchmesser und damit die Mostausbeute (Saft) vielfach niedriger als in normalen Jahren.

Gleichzeitig startete in Österreich die Weinlese so früh wie seit 50 Jahren nicht, Vinaria berichtete. Die Weinernte hat bereits in allen Weinbaugebieten begonnen, im Burgenland stehen die Winzer bereits mitten in der Hauptlese. In Niederösterreich, der Steiermark und Wien wird diese jetzt Anfang September starten. Grund für die frühe Weinernte ist ein sehr früher Austrieb der Reben, begleitet von ausreichenden Niederschlägen im Frühjahr und Hitzeperioden im Sommer.

„Coole Winzer machen auch bei Hitze super Weine!“

Die hohen Temperaturen auch aktuell während der Lese machen es nötig, die Trauben in den frühen Morgenstunden zu lesen, sehr rasch in die Keller zu bringen und gekühlt zu verarbeiten. Es ist wie ein Wettlauf vom Weingarten in den Keller und weiter zur Gärung. Oder, wie es Johannes Schmuckenschlager formulierte: „Unsere Winzer sind cool genug, um auch an heißen Tagen beste Qualitäten in die Keller zu bringen!“

Der Jahrgang 2024 verspricht, außerordentlich gut zu werden, und zwar in allen Weinbaugebieten und bei allen Rebsorten. Manche davon, etwa Riesling und die Aromasorten, dürften zur Höchstform auflaufen. Die Leitsorte Grüner Veltliner wird strukturierte, vollmundige Weine erbringen, die sich gute entwickeln werden. Ein Grund dafür ist, so Schmuckenschlager, die ausgezeichnete Qualität der Trauben, die vollreif und komplett gesund geerntet werden können. Das sichert optimale Zuckergrade und perfekte Säurewerte.

Weinfreunde können sich auf einen reifen, harmonischen Weinjahrgang freuen, der punktuell etwas kräftiger ausfallen wird. Besonders entgegen kommt der Jahrgang 2024 den Rotweintrauben. Aufgrund der kleinbeerigen, tiefdunklen und konzentrierten Trauben ist von dichten, vollreifen Rotweinen auszugehen. Vor allem die burgenländischen Winzer rechnen beim Rotwein mit einem richtig tollen Jahrgang.

Witterungsverlauf 2024 sehr wechselhaft

Der Witterungsverlauf im Jahr 2024 ist der Grund für die außergewöhnlich frühe Ernte. Im Gegensatz zum Vorjahr gab es im heurigen Winter bereits ausreichend Niederschläge, wobei die Wintermonate ab Jänner für die Jahreszeit zu warm waren. Ein warmer Frühlingsbeginn und hohe Temperaturen Anfang April bedingten einen sehr zeitigen Rebaustrieb, drei Wochen früher als im langjährigen Durchschnitt. „Ein früher Austrieb birgt immer die Gefahr von Spätfrostschäden, die bis etwa Mitte Mai auftreten können. Und tatsächlich kam es in der zweiten Aprilhälfte in ganz Österreich zu mehreren Spätfrostereignissen“, berichtet Josef Glatt, der Direktor des Weinbauverbandes.

Die frühe Rebblüte begann oft schon in der letzten Maiwoche und fand in den ersten beiden Juniwochen ihren Abschluss. Aufgrund der Niederschläge zur Zeit der Blüte kam es in manchen Gebieten zu Verrieselungsschäden. Auch der Gesunderhaltung der Reben mußten die Winzer besondere Aufmerksamkeit widmen. Ab Mitte Juni begann die erste Hitzeperiode mit Temperaturen über 30°C. Dies führte zu einem sehr raschen Vegetationsfortschritt und Beerenwachstum bis hin zum Traubenschluss. Aufgrund der anhaltenden Hitze im Juli und August hat der Reifebeginn bereits sehr früh eingesetzt und schreitet zügig voran.