Rund 160 mittelkräftige Grüne Veltliner wurden im Rahmen des Vinaria Jahrgangs-Checks 2023 verkostet. Diesmal kamen die besten Weine aus der Wachau. Aber auch in den übrigen Veltliner-Hochburgen ist der jugendliche Trinkspaß zu finden.

Die mittelkräftigen Grünen Veltliner zählen neben den leichtgewichtigen Sommerweinen zu den wichtigsten Weinen in Österreich, denn sie begleiten viele Weinfreunde trinkvergnüglich durchs Jahr. Diese Weine treffen mit ihren moderaten Alkoholwerten von 12,5 Volumprozent Alkohol den gesunden Nerv der Gesellschaft- Und sie stehen mit einem Preis, der vielen Weintrinkern schmeckt, in den Regalen. Für die meisten Veltliner kommt man locker mit einem Zehner aus. Mehr als 15 Euro kostet kaum ein Wein.

Preiswertes Trinkvergnügen mit Everybody’s Darling

Wenn es um Trinkvergnügen geht, steht in Österreich Grüner Veltliner weit oben auf der Gusto-Liste. Und das hat mit dem Geschmacksbild von „Everybody’s Darling“ zu tun: Schön fruchtig, meist klassisch Kernobst- und Zitrusnoten, dazu eine feine Würze, und dann ist auch die Säure bei Grünem Veltliner im moderaten Bereich – und das ist für viele Menschen bekömmlicher als zum Beispiel beim viel rassigeren Riesling.

Unschlagbar ist Grüner Veltliner, wenn es um die Verbreitung geht. Er spielt in Niederösterreich die erste Geige mit 49 Prozent, auch in Wien ist er mit 15,8 Prozent vertreten. In Wien ist er eine Leitsorte und dazu noch wichtiger Mitspieler in den Wiener Gemischten Sätzen; im Burgenland ist Grüner Veltliner die bedeutendste Weißweinsorte (9,3 Prozent).

Aus Niederösterreich, meist DAC & Schrauber

Bie der großen Vinaria Verkostung stammen die Proben fast ausschließlich aus Niederösterreichs Weinregionen, und fast alle tragen eine klare DAC-Herkunft auf dem Etikett. Etwa 15 Prozent der Weine sind unter der weiteren Herkunft Niederösterreich vermarktet. Praktisch alle Weine – bis auf zwei – waren mit Schraubverschluss verschlossen, was dieses Segment der mittelgewichtigen Weine auch im Zugang und Handling so unkompliziert macht.

Ried Klaus siegt vor Ried Rothenhof

Die Besten der Verkostung sind diesmal in der Wachau zu finden. Der Siegerwein kommt vom Weingut der Familie Schmelz und aus der Weißenkirchener Ried Klaus. Weingutchef Thomas Schmelz hat in der berühmten Ried Grünen Veltliner stehen, den er ausschließlich als Federspiel ausbaut. Die Klaus ist daher ein sehr hochwertiges Federspiel, und das immer sehr verlässlich. Nahezu jedes Jahr ist dieser elegante, straffe und enorm mineralisch geprägte Terroir-typische Wein auch das Beste der sechs Federspiel-Veltliner, mit denen Thomas Schmelz die Wachauer Bandbreite von Wösendorf über Joching/Weißenkirchen bis Loiben hinunter abbildet.

Auch der zweitbeste Veltliner der Vinaria Flaschenparade kommt aus der Wachau – aus Loiben und der nicht ganz so bekannten Ried Rothenhof; wenngleich diese Riede die erste Lage ist, wenn man von Krems kommend am linken Donauufer in die Wachau stromaufwärts fährt. Das Weingut, das diese etwa fünf Hektar große Lage seit sechs Jahren bekannter macht, ist das junge Weingut Schloss Dürnstein, das zwei Grüne Veltliner kultiviert: einerseits das ungemein attraktive Rothenhof Federspiel, das beim jüngsten Tasting als zweitbester Wein reüssierte, andererseits gibt es den Rothenhof Smaragd. Der in unmittelbarer Nachbarschaft zum Steinertal und zur Mühlpoint situierte Lage Rothenhof liegt zum Teil in der Ebene, zum Teil am Berghang.

Hinter den beiden Wachauer Siegerweinen konnte sich das Kamptal doppelt in Szene setzen. Der drittbeste Wein kommt aus Langenlois von der Winzerfamilie Steiner, auch bekannt als „Hauermandl“, nach ihrem Heurigenlokal. Winzer Martin Steiner konnte mit seinem Veltliner „vinum terra optimum“ reüssieren, der im DAC-System als Ortswein Langenlois gilt.

Nur unweit von Langenlois – aus Mittelberg – kommt der nächstbeste Kamptaler: Michael Gruber vom Weingut am Berg zeigte mit seinem kühl-würzigen Ortswein Mittelberg auf.

Nur eine Zehntelpunkt-Nuance dahinter stellt das Weingut Hindler aus Schrattenthal den besten Weinviertler Veltliner. Sein „Löss“ ist puristisch, lebhaft und herzhaft. Unter den besten fünf ist das Jochinger Weingut Jamek zu finden, mit seinem lebhaften und prägnanten Federspiel aus der Ried Steinwand, die sich links und rechts der Ortschaft Joching erstreckt.

Dichte Spitze aus Wachau, Kamptal und Weinviertel

Die Wachauer Winzer legten generell eine super Performance hin. Denn mit Mathias Hirtzberger, Chef der Weinhofmeisterei in Wösendorf, und mit dem Weingut Alfred Schwaiger, ebenfalls aus Wösendorf, stehen zwei weitere Wachauer in den Top 10. Mathias Hirtzberger zeigte mit seinem „Treu“-Federspiel auf. Die Trauben für diesen Veltliner-„Wappenwein“ stammen aus mehreren Weingärten in Wösendorf und bilden somit das unmittelbare Terroir rund um das Weingut ab.

Schwaiger konnte mit seinem Federspiel-Lagenwein aus der Ried Kollmütz punkten, einer Paragneis-Hanglage, die im Hangfuß in Löss übergeht, somit prädestiniert für Grünen Veltliner.

Mit dem Röschitzer Winzerhof Stift konnte sich ein weiterer Weinviertler in den Top 10 positionieren – und zwar Franz Stifts Veltliner „vom Urgestein“, einem Boden, wofür Röschitz klassisch steht. Und auch der Kremstaler Winzer Josef Edlinger aus Furth schaffte es in die besten Zehn – jedoch mit seinem Veltliner aus dem benachbarten Wachauer Weingarten in Mautern.

Was die Top 10 der Grünen Veltliner vereint, das ist: Sie haben allesamt 16 Punkte und mehr geschafft. Die beiden Siegerweine aus der Wachau bekamen von der Vinaria Kostjury sogar 16,7 und 16,5 Punkte und damit vier Vinaria Sterne verliehen.

 

Topliste Grüner Veltliner mit 12,5 % Alkohol

16,7 Weingut Familie Schmelz 2023 Grüner Veltliner Ried Klaus Weißenkirchen Federspiel WA
16,5 Weingut Schloss Dürnstein 2023 Grüner Veltliner Ried Rothenhof Federspiel WA
16,4 Winzerfamilie Steiner 2023 Grüner Veltliner Langenlois Vinum Terra Optimum KA
16,3 Weingut am Berg – Michael Gruber 2023 Grüner Veltliner Mittelberg KA
16,2 Weingut Hindler 2023 Grüner Veltliner Löss Schrattenthal WV
16,2 Weingut Jamek 2023 Grüner Veltliner Ried Steinwand Joching Federspiel WA
16,1 Winzerhof Stift 2023 Grüner Veltliner Vom Urgestein WV
16,1 Weinhofmeisterei Mathias Hirtzberger 2023 Grüner Veltliner Treu Federspiel WA
16,0 Weingut Edlinger 2023 Grüner Veltliner Mautern WA
16,0 Weingut Alfred Schwaiger 2023 Grüner Veltliner Ried Kollmütz Wösendorf Federspiel WA
15,9 Vorspannhof Mayr 2023 Grüner Veltliner Ried Wolfsgraben KR
15,9 Weingut Familie Proidl 2023 Grüner Veltliner Senftenberg Rameln KR
15,9 Weingut Pröll 2023 Grüner Veltliner Ried Galgenberg NÖ

 

Best Buy Grüner Veltliner mit 12,5 % Alkohol bis € 7

15,9 Weingut Pröll 2023 Grüner Veltliner Ried Galgenberg NÖ € 5,70
15,8 Weingut Manfred Steinschaden 2023 Grüner Veltliner Langenlois Selektion KA € 7,00
15,7 Weingut Pröll 2023 Grüner Veltliner Ried Lehlen WV € 6,60
15,7 Weingut Kittenberger 2023 Grüner Veltliner Mittelberg KA € 6,80
15,7 Weingut Stefanshof 2023 Grüner Veltliner BG € 6,50
15,6 Weingut Deutsch 2023 Grüner Veltliner Classic NÖ € 7,00
15,6 Weingut Edlinger 2023 Grüner Veltliner Ried Höhlgraben KR € 7,00
15,6 Weinbau Familie Reinberger 2023 Grüner Veltliner Wagram WG € 6,50
15,6 Winzer Krems 2023 Grüner Veltliner Kremser Sandgrube NÖ € 6,90
15,6 Weingut Christian Zeilinger 2023 Grüner Veltliner Ausstich WG € 6,50

 

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Thomas Schmelz © Michael Parak
Christian Thiery © Gregor Semrad
Aufsteiger Martin Steiner hat in letzter Zeit in mehreren Kategorien überzeugt. © Winzerfamilie Steiner
Michael Gruber vom Weingut Am Berg in Mittelberg. © Julia Geiter
Rosi und Karl Hindler bei der Hiata Hütte in der Ried Kalvarienberg. © Weingut Hindler
Julia und Herwig Jamek überzeugten mit Steinwand Federspiel. © Weingut Jamek
Regina, Franz und Franz-Joseph Stift aus Röschitz. © Winzerhof Stift
Elitebetrieb aus der Wachau: Hanna und Mathias Hirtzberger von der Weinhofmeisterei in Wösendorf. © Julius Hirtzberger
Edelstahl trifft Eichenholz im Keller von Weingut Edlinger in Furth. © Weingut Edlinger
Aufsteiger aus der Wachau: Alfred jun. mit Petra und Alfred Schwaiger. © Wachsmann Verlag
Silke Mayr und Kellermeister Michael Nastl vom Vorspannhof. © Vorspannhof Mayr
Zwei Generationen Proidl: Franz und Patrick. © Edwin Dullinger / ART74
Andreas, Michaela und Maximilian Pröll (v. l.) vor dem Radlbrunner Keller. © Weingut Pröll
Harald Ernst aus Großwiesendorf. © Weingut Ernst