Die extremen Temperaturen der vergangenen beiden Wochen und die drohende Regenfront diese Woche haben erneut die Diskussion um die Handlese der Weintrauben in der Wachau angefacht. Der Wunsch nach einer witterungsbedingten Ausnahme musste aber abgelehnt werden.

Im Donauraum herrschte bis vergangenen Sonntag eine extreme Witterungssituation mit hohen Temperaturen bei anhaltender Trockenheit und hoher Luftfeuchtigkeit (Schwüle). Denkbar schwierige Bedingungen für die Weinlese, die ohnehin fast nur noch nachts oder in den sehr frühen Morgenstunden durchgeführt werden konnte.

Dazu kommt, dass die Vegetation – wie berichtet – aufgrund des ganzjährigen Witterungsverlaufes und der guten Wasserversorgung der Reben um rund drei Wochen weiter fortgeschritten ist als im langjährigen Durchschnitt. Die Trauben für die leichteren, mittelgewichtigen Weine, für die Qualitäts-, Gebiets- und Ortsweine haben längst die erforderlichen Zuckergrade und sind physiologisch vollreif. Die Lese bedarf meistens auch einer weitgehend geschlossenen Kühlkette für das Traubenmaterial und eine gekühlte Verarbeitung im Keller bis zur Gärung. Sonst sind Frucht, Frische und Struktur der Weine rasch dahin.

Der Zeitdruck dabei ließ bei einigen Winzern den Wunsch nach einer Ausnahmeregelung von der verpflichtenden Handlese reifen. Diese ist in der Verordnung Wachau DAC gesetzlich verankert als einer der Eckpfeiler der Herkunft Wachau. Vor allem im östlichen Teil des Wachauer Südufers, rund um Mautern, sind die Weinberge flach oder gar eben und könnten effizient auch mit Vollerntemaschinen gelesen werden. In diesem Bereich liegt fast ein Drittel der Wachauer Rebflächen.

Der Einsatz der Lesemaschinen ist in einigen Weinbaugebieten mittels gesetzlicher Verordnung verpönt, so auch in der Wachau. Unabhängig davon steht die Qualität der Lese mit modernster Technologie aus qualitativen Gesichtspunkten außer Frage, solange das Traubenmaterial nicht händisch selektiert werden muss; etwa bei besonders später Lese, Botrytisbefall oder aus anderen Gründen. Logischerweise dauert die Handlese viel länger und sind die Kosten der Kühlkette spürbar höher.

Dem Wunsch jener Winzer, die ausnahmsweise gerne auch maschinell gelesen hätten, musste erwartungsgemäß eine Absage erteilt werden. Das Regionale Weinkomitee (Obmann Anton Bodenstein, Weingut Prager; Stellvertreter Franz Hirtzberger Junior) verwies in einer Stellungnahme auf die gesetzliche Verankerung der Handlese und den Grundwert des Herkunftsgedankens. Außerdem müssten einer solchen Maßnahme das Nationale Weinkomitee und das Bundesministerium für Landwirtschaft zustimmen. Das Thema dürfte damit in Zukunft aber nicht vom Tisch sein.