Die Premium-Kategorie des 16. NÖ Zweigelt Cups holte sich souverän Topwinzer & Burgundermacher Johann Gisperg aus der Thermenregion, während die Klassik-Wertung klar an Michael Auer aus Carnuntum ging. Im Vinaria Doppel-Interview über Weine, Rieden und andere Details.

JOHANN GISPERG

Vinaria: Ihr Zweigelt 2021 Ried Holzspur Reserve hat in der Premium-Kategorie beeindruckt – was gibt es zur Lage zu sagen?

Johann Gisperg: Die Ried Holzspur liegt südöstlich des Ortes Tattendorf in der Ebene des Wiener Beckens. Die Weingärten liegen nahezu flach in einer Seehöhe zwischen etwa 220 und 230 Metern. Der Boden ist eine trockene, kalkhaltige Schwarzerde aus feinem und grobem Schwemmmaterial mit hohem Steinanteil, der charakteristisch für unsere Herkunft ist. Dieser Steinfeldschotter geht auf eine Flussschüttung während einer Kaltphase der Eiszeiten des Pleistozäns zurück. Die Riedenbezeichnung Holzspur, die sich bereits in der Administrativkarte 1:28.800 (1864–1881) als Flurbezeichnung Holz Spuren findet, stammt von den Spuren der Holzfuhrwägen mit Rädern aus Holz. Starke Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind charakteristisch für diese Riede.

Vinaria: Wie war der Jahrgang 2021 in der Thermenregion?

Johann Gisperg: Der Jahrgang 2021 war für uns Winzer ein Bilderbuchjahrgang. Ein später Austrieb, ein warmer Sommer und ein goldener Herbst führten zu einem Jahrgang, über den wir noch lange sprechen werden. Die Rotweine präsentieren sich perfekt ausgereift, balanciert, mit präziser Frucht, ausgeprägter Eleganz, kompakter Struktur und einer ausgewogenen natürlichen Konzentration. Vor allem die Lagenweine zeigen sich mit einer gewissen Gravitas hinsichtlich ihrer lagentypischen Charakteristika.

Vinaria: Wie erfolgt der Ausbau dieser Zweigelt-Reserve?

Johann Gisperg: Wir sehen unseren Zweigelt als Puristen, nach dem Motto „Weniger ist mehr“. Wir besinnen uns auf die Attribute, die den Zweigelt so erfolgreich in Österreich gemacht haben. Strahlende Kirschfrucht und eine einzigartige Kernigkeit – in unserem Fall gepaart mit einer besonderen Burgunderlage. Die vom Kalkschotter geprägt Lage spiegelt sich im Wein wider. Trotz guten Druckes und Länge führen die Bodengegebenheiten dazu, dass sich eine gewisse Kargheit und ein reduzierter, feingliedriger Stil mit lagentypischer Mineralität im Geschmacksprofil wiederfindet. Bei der Rotweinbereitung streben wir eine Art Macération semi-carbonique an, bei der die Trauben möglichst ganzbeerig in Bottichen und Tanks spontan vergären. Nach Abschluss der Gärung werden 100 Prozent der Rotweinmaische händisch in die Presse geschaufelt. Holz wird gezielt und mit Bedacht eingesetzt, um die Frucht und Sortentypizität der Weine zu bewahren und zu akzentuieren. Wir geben unseren Weinen genügend Zeit in den Fässern, damit sie durch „sanften“ Austausch mit Sauerstoff reagieren, wodurch sich die Gerbstoffe harmonisieren.

Vinaria: Welche weiteren Sorten stehen in der Ried Holzspur und welche weitere Top-Lagen haben Sie?

Johann Gisperg: Die vorrangig gepflanzten Sorten sind St. Laurent, Pinot Noir und Zweigelt. Während sich unsere Premium-Lage Holzspur in Tattendorf befindet, liegt unsere Top-Riede „Gestein“ für unsere weißen Burgunderweine (WB, PG, CH) in Teesdorf.

 

 

MICHAEL AUER

Vinaria: Von welchen Böden und Lagen stammt der erfolgreiche Zweigelt Rubin Carnuntum 2022?

Michael Auer: Rubin Carnuntum ist unser Riedencuvée aus den Höfleiner Lagen, großteils stehen die Reben auf den typischen Carnuntumer Löss-Böden mit doch hohem Kalkanteil. Die Oberböden sind je nach Lage immer etwas unterschiedlich, teils mit Schotterauflage, dann wieder sandiger, die Hauptteile kommen aus den Rieden Bühl, Kirchtal und Auweg.

Vinaria: Welches Alter haben die Reben, welchen Rebschnitt und wie hoch ist der Hektar-Ertrag?

Michael Auer: Die Reben haben ein Alter zwischen fünf und 30 Jahren, wobei wir verschiedene Klone verwende, was sich auch in den Weinen widerspiegelt. Wir arbeiten klassisch mit Streckerschnitt, im Frühjahr wird auf ca. acht Triebe pro Rebe ausgejätet, und später bei der Grünlese ist uns eine gute Traubenverteilung mit einer Traube pro Trieb wichtig. Bei Rubin ernten wir je nach Bepflanzungsdichte zwischen 4.000 und 5.000 Stöcken pro Hektar zwischen 5.500 und 7.000 Kilogramm am Hektar.

Vinaria: Wie war das Jahr 2022 in Carnuntum und wie schlug sich der Zweigelt?

Michael Auer: Ich würde den Jahrgang 2022 bei uns im Gebiet als großen sehen – es war die Trockenheit, die schon beinahe zu viel wurde, hätten wir im August nicht Niederschläge gehabt, wobei in Summe diese Kombination dann doch außerordentlich gut war. Carnuntum hatte im Vergleich zu anderen Gebieten im Frühjahr wesentlich weniger Regen, es gab auch keine Probleme mit Spätfrost oder Hagel. Der Regen im August war wie gesagt der größte positive Indikator des Jahrgangs, er kam zur richtigen Zeit in richtiger Menge, und auch der schöne Herbst danach war ideal.

 Vinaria: Was sind die Eckpunkte bei Vinifikation und Lagerung des Rubin Carnuntum?

Michael Auer: Ich arbeite gerne noch mit den altbewährten Maischebottichen; in unseren kleinstrukturierten Gebiet haben wir viele verschiedene Weingärten, die ich großteils separat bis ins Holz extra ausbaue, so kann ich die Weine mit ihren speziellen Eigenschaften bis zur Cuvetierung separat beobachten.

Nach der Gärung kommen die Weine gleich ins Holz, etwa 60 Prozent in Barriques und der Rest in 500-Liter-Fässer. Etwa zehn Prozent der Fässer sind neu, die anderen zwischen zwei und fünf Jahre. Gefüllt wird dann meist im Herbst des darauffolgenden Jahres.

Vinaria: Welche Trinktemperatur und welche Glasform empfehlen Sie für diesen klassischen Zweigelt?

Michael Auer: Besser zu kalt als zu warm, die Weine sind bei uns im Klimaschrank bei 14 Grad Celsius für unsere Gäste gelagert, speziell im Sommer werden sie ohnehin rasch wärmer. Ein mittelgroßes Glas passt für unseren Rubin immer am besten, beispielsweise Zalto Universal, aber auch eine ovalere Form, wenn das Glas nicht zu klein ist.

 

Abo bestellen - Die gesamte Reportage mit allen Kostnotizen und Bewertungen, Toplisten und Interviews finden Sie in der Ausgabe Vinaria 06/2023. Bestellen Sie Vinaria jetzt einfach & bequem zum Erscheinungstermin nach Hause. Das Jahresabo Vinaria mit 8 Ausgaben pro Jahr inklusive dem großen Weinguide Österreich ist um € 69,00 (EU-Ausland € 89,00) erhältlich. Jetzt im Vinaria Abo-Shop bestellen.

 

Topliste Zweigelt aus Niederösterreich Klassik (Auszug)

16,0 Michael Auer 2022 Rubin Carnuntum CA
15,8 Weingut Hagn 2022 Blauer Zweigelt NÖ
15,6 Mayer-Hörmann 2022 Zweigelt Wagram DAC WG
15,5 Schwertführer 47er 2022 Zweigelt Alte Reben TH
15,5  Winzer Krems 2022 Kellermeister Privat Blauer Zweigelt NÖ
15,3  Lukas Markowitsch 2022 Rubin Carnuntum CA
15,3 Andreas Muhr 2022 Carnuntum DAC Zweigelt CA

 

Topliste Zweigelt aus Niederösterreich Premium/Reserven (Auszug)

17,0 Weingut Gisperg 2021 Zweigelt Ried Holzspur Reserve TH
16,6 Familie Schlager 2021 Zweigelt Alter Rebstock TH
16,5 Weingut Taferner 2021 Ried Bärnreiser 1ÖTW CA
16,4 Johanneshof Reinisch 2021 Ried Frauenfeld Zweigelt TH
16,3 W. Baumgartner 2021 Domäne Zweigelt Reserve NÖ
16,3 Weingut Hagn 2021 Blauer Zweigelt NÖ
16,2 W. Baumgartner 2021 Blauer Zweigelt Next Generation NÖ
16,2 Weingut Leth 2021 Gigama WG
16,1 Familie Schlager 2021 Sophie Marie TH
15,9 Lukas Markowitsch 2021 Ried Haidacker Zweigelt CA
15,9 Weingut Auer                         2020 Zweigelt Premium TH
15,8 Leo Aumann                              2021 Zweigelt CS Reserve TH
15,8 Weingut Artner                      2020 Ried Steinäcker 1 ÖTW Zweigelt CA