Der Weinbau auf den Kanarischen Inseln im Atlantik, die zu Spanien gehören, geht auf das 15. Jahrhundert zurück, als die spanischen Eroberer dort die ersten Reben pflanzten. Vinaria hat sich umgesehen und einige aktuelle Weine von den Kanaren verkostet.

Die Reblaus hat die Inseln im Atlantik mit ihrem trockenen und heißen Klima nie erreicht, sodass noch immer ein wurzelechter Anbau ohne Unterlagsreben möglich ist und zudem viele autochthone Rebsorten erhalten blieben. Heute sind 33 davon für den Weinbau zugelassen, von denen der Malvasia Volcánica und Listán Blanco (Palomino) die wichtigsten Weißweinsorten sind, Listán Negro, Negramoll und Baboso die bedeutendsten für Rot.

In den völlig unterschiedlichen Weinbauzonen und deren Gelände haben zum Teil ungewöhnliche Anbaumethoden wie der auf Teneriffa noch gepflogene Trenzado überlebt, bei dem das alte Rebholz zu einem dicken Strang geflochten wird, oder die in der Mondlandschaft von Lanzarote noch übliche „Kriecherziehung“, bei der die Reben in kleinen Mulden auf der feinkörnigen Vulkanasche (rofe) windgeschützt gezogen werden.

Zum Teil wird der Weinbau, etwa in Teneriffa und Gran Canaria, aber auch in großer Höhe bis auf 1.700 Meter Seehöhe betrieben, was sich naturgemäß auf den Charakter dieser Bergweine auswirkt. Insgesamt gibt es heute zehn Weinbaugebiete, davon fünf allein auf Teneriffa, während die anderen fünf Inseln jeweils ihre eigene Denominación de Origen besitzen.

Teneriffa mit 5.000 Hektar Rebfläche

Seit einigen Jahren besteht aus Vermarktungszwecken auch eine übergeordnete Herkunftsbezeichnung: DO Islas Canarias. Die mit Abstand bedeutendste Rolle spielt der Weinbau heute mit rund 5.000 Hektar Rebfläche auf Teneriffa und auf Lanzarote mit etwa 2.200 Hektar. Die Rebfläche Teneriffas entspricht damit in etwa der Rebfläche der Steiermark.

Von den verkosteten Weinen sind mir insbesondere die frischen und lebhaften trockenen Weißweine in positiver Erinnerung geblieben. So etwa der 2022er Malvasia Volcánica „Frontón de Oro“, der in Gran Canaria auf über 1.200 Meter Seehöhe gedeiht und nach reduktivem Beginn einen exotischen Obstkorb, kühle Eleganz und mineralischen Schliff bietet – ein Bergwein voll Schwung und Vitalität.

Wesentlich ungestümer präsentierte sich der „Bimbache“ 2022 aus El Hierro, ein Mischsatz aus fünf Sorten, darunter solche Exoten wie Forastera und Verijadiego, der sehr reduktiv und mit salzig-mineralischem Grundton auftritt; ein dichter und kerniger Tropfen, der kaum Frucht bietet, aufgrund seines staubig-urtümlichen Charakters die vulkanische Herkunft jedoch ungeschminkt widerspiegelt.

Etwas dezenter im Bodenton, wenn auch ebenso typisch erscheint der cremige und harmonische „Los Bermejos“, ein Malvasia Volcánica aus Lanzarote, der feine Mandelwürze mit Zitrusfrucht verbindet. Für einen Höhepunkt sorgte dann der unter der Kennung „CLL“ laufende „Laureles Blanco“ 2022 aus Teneriffa, ein Gemischter Satz, dem der kleine Moscatel-Anteil viel Charme verlieh; nach dem Duftspiel von weißen Blüten, Tamarinde und Limette zauberte er viel Finesse und Rasse ins Glas, und das bei nur 12% Alkohol.

 

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