Man soll es zwar nicht verschreien, daher sei 3 x auf Holz geklopft: Mitten in der Reifephase der Trauben in Österreichs Weinbaugebieten präsentieren sich die Weinberge, Rebstöcke und die Beeren durch die Bank in hervorragender Verfassung.

Die Vegetation ist wegen der feuchtkühlen Phase im Frühjahr um etwa eineinhalb bis zwei Wochen hinter dem langjährigen Durchschnitt. Dies wird sich auch auf den Beginn der Hauptlese durchschlagen, ein schöner Spätsommer wird den Verzug großteisl aufholen.

„Wie es derzeit aussieht, könnte uns ein großartiger Jahrgang ins Haus stehen“, freut sich ein ebenso bekannter wie vorsichtiger Winzer. Mit ihm zahlreiche seiner Kollegen. Die Rebanlagen sind von Schadeinflüssen aller Art weitgehend verschont geblieben. Alles entscheidend ist, wie immer, der September mit seinem Altweibersommer. Da werden die Grundlagen zur Hauptlese gelegt, vor allem in den Segmenten der Orts- und Riedenweine.

Ungerade Weinjahre tendenziell die besten

Nach dem qualitativ durchschnittlichen Jahrgang 2022, dem außergewöhnlich großen 2021er, dem hinsichtlich der Lagerfähigkeit deutlich kleineren 2020er und dem ebenfalls sehr guten 2019er, sollte die alte Regel gelten, wonach die ungeraden Weinjahre in Österreich tendenziell die besten sind. Vergleiche werden in der Vorschau auf die Ernte 2023 sogar mit den ganz großen Jahrgängen gezogen, bis zurück ins Jahr 1997.

Apropos: Große Weine aus 1997 befinden sich nach wie vor am Höhepunkt ihrer Entwicklung, wenngleich die Sanduhr für optimalen Genuss langsam, aber sicher abläuft. Klar, werden sich einzelne Weine und Flaschen noch lange halten. Man muss dann aber wohl eine steigende Anzahl an Ausfällen verkraften, ehe man wieder eine „singende“ Flasche ergattert.

Apropos: Sanduhr läuft ab

Bei weitem die Erwartungen ans Potenzial nicht gehalten haben in diesem Zusammenhang die seinerzeit extrem opulent ausgefallenen Weißweine des Jahrgangs 2006, damals als Jahrhundertjahrgang hochstilisiert. Oft hat der Alkohol im Laufe der Zeit die Frucht erschlagen, ist die Opulenz in überbordende Breite mutiert. Die 2006er müssen bei fast jeder Verkostung den weit unter Wert geschlagenen 2005ern und vor allem den jetzt exzellenten 2007ern den Vortritt lassen.

Jahrgangstabelle über 29 Weinjahre

Ein Hinweis sei an dieser Stelle erlaubt: Im neuen Vinaria Weinguide 2023/24 und im entsprechenden Beitrag in der Vinaria Ausgabe 5/23 finden Sie die aktualisierte Vinaria Jahrgangstabelle für die vergangenen 29(!) Weinjahre, aufgeschlüsselt für alle österreichischen Weinbaugebiete. Ihr kompetenter und sicherer Leitfaden für Kauf- und Lagerentscheidungen. Diese steht auch online zum kostenlosen Download bereit auf vinaria.at.