Erneut hat Vinaria in Kooperation mit Wein Steiermark Schaumweine mit zweiter Gärung auf den Prüfstand genommen. Die Verkostung war außergewöhnlich spannend. Wunderbare Sekte von bemerkenswerter Eleganz waren ebenso vertreten wie vergnüglicher Sprudel.  

In der Steiermark widmen sich zunehmend mehr Betriebe den Schaumweinen. Die Voraussetzungen für hochwertige Produkte sind gegeben – vom Klima über geeignete Rebsorten bis zu abwechslungsreichen Bodenformationen. Sekt ist überwiegend ein Nischenprodukt der heimischen Weinbaubetriebe. Frühe Lesedurchgänge zugunsten frischer, leichter und knackiger Grundweine kommen den gehaltvollen Stillweinen zugute. 

Potzinger, Regele und Polz am Stockerl 

Der Kampf um das Siegerpodest war spannend. Das Endergebnis nach mehreren Runden im Minifinale hätte knapper nicht sein können. Nur jeweils ein Zehntelpunkt trennt die drei besten Sekte, die ersten sechs liegen in einer Spannbreite zwischen 17,3 und 16,7 Punkten. 

In diesem Fall kann man getrost vom Primus inter Pares sprechen. Stefan Potzinger hat mit seinem 1860 Brut Rosé den Sieg errungen. Diese feingliedrige Cuvée aus Pinot Noir und Zweigelt punktet mit Eleganz und vielen Facetten. Der bemerkenswerte Winzersekt steigerte sich mit Luft von Runde zu Runde. Sein Bruder aus der Rebsorte Chardonnay landete ebenfalls unter den Besten.

Seine große Kompetenz in Sachen Schaumstoff stellte das Weingut Regele aus Ehrenhausen mit dem 2018er Blanc de Blancs Brut Nature unter Beweis, eine Große Reserve Sekt g.U., gekeltert aus Chardonnay und degorgiert am 24. Februar 2024. Dieser gelbfruchtige und ausgesprochen eigenständige Schaumwein erinnert an Champagner. Auch der Blanc de Noirs Brut Nature Klassik und der Sauvignon Blanc Brut wussten mit 16,4 und 16,1 Punkten zu überzeugen.

Mit 17,1 Punkten nur eine Nasenlänge hinter dem Zweitplatzierten brachte das Weingut Polz den 2017er Rosé Naturherb Große Reserve Stmk. g.U. auf das Siegerpodest. Dieser noble und vielschichtige Sekt aus Pinot Noir und Zweigelt präsentierte sich „bewundernswert fit für sein Alter“, wie in einer Verkostungsnotiz zu lesen war. Der Morillon Naturherb Große Reserve aus dem gleichen Jahr war Vinaria 16,1 Punkte wert.

Stefan Krispel und Landesweingut Silberberg

Im sprudelnden Metier sein Talent unter Beweis gestellt hat auch Stefan Krispel mit dem 2020er Brut Reserve. Dieser dunkel getönte Blend aus Chardonnay und Weißburgunder lässt den vulkanischen Boden erkennen, auf dem die Reben stehen. Erfahrungsgemäß benötigen solche Gewächse eine gewisse Reifezeit. Nur einen halben Punkt dahinter plazierte sich sein Brut Rosé Reserve aus 2021. Diese mit ihren Gewürznoten fast weihnachtlich anmutende Cuvée aus Merlot, Pinot Noir und Zweigelt empfiehlt sich als Charmeur.

Ex aequo mit 16,7 Punkten bewertet wurden der schon erwähnte 1860 Brut Blanc von Stefan Potzinger und der Silberberg brut Reserve des Landesweingutes Silberberg, ein wahrlich champagnerhaftes Gewächs.

7 x 4 Sterne und je 16,6 Punkte

Sieben Schaumweine brachten es auf je 16,6 Punkte und sind damit wärmstens zu empfehlen. Auf dieser Liste finden sich bekannte Namen ebenso wie aufstrebende Betriebe. Das Weingut Hutter steuerte einen gediegenen, gelbfruchtigen und ausgesprochen harmonischen Chardonnay-Sekt bei. Die Burgunder-Reserve von Retter-Kneissl aus Hartberg punktete mit einem freundlichen, vielschichtigen und trinkanimierenden Sprudel. 

Das Weingut Paschek aus dem Ortsteil Eichberg-Trautenburg bei Arnfels punktete gleich im Doppelpack mit zwei tollen Jahrgangssekten. Altmeister Christian Reiterer schickte den ernsthaften Schilchersekt Ried Engelweingarten Große Reserve ins Rennen. Der kristalline Boden aus Schiefer und Gneis drückte dem Blanc de Noirs Grande Reserve vom Weingut Albert und dem schlicht „Brut“ genannten Weißburgundersekt von Felberjörgl den Stempel auf – elegant, frisch, ausgewogen.

 

Die österreichische Sektpyramide 
Die höchste österreichische Schaumweinkategorie „Sekt g.U.“ wurde 2016 per Verordnung eingeführt. Die Basis der Sektpyramide nennt sich Klassik. Die Trauben müssen aus einem einzigen Bundesland stammen, alle Methoden zur Erzeugung natürlicher Kohlensäure sind erlaubt, der Wein muss mindestens neun Monate auf der Hefe liegen. Für einen Sekt g.U. Reserve müssen die Trauben händisch gelesen werden, und es bedarf einer Flaschengärung von mindestens 18 Monaten. Die Spitze stellen die Großen Reserven dar. Die Trauben müssen aus einer einzigen Gemeinde stammen, und die Flaschengärung darf nicht weniger als 30 Monate dauern.

 

Ebenfalls vier Sterne verdienten sich der höchst eigenständige und trinkanimierende 2019er Pinot Gris Brut vom Gut Moser und der gleichalte Chardonnay Brut Reserve von Erwin Sabathi, der genau genommen noch gar nicht getrunken werden sollte. Dieser ungemein präzise Schaumwein besitzt Anlagen für ein langes Leben und war uns derzeit 16,5 Punkte wert, Tendenz steigend. Auch sein zwei Jahre jüngerer Bruder Brut Rosé Reserve präsentiert sich noch etwas streng, besitzt aber gleichermaßen vielversprechende Anlagen. 

Das Weingut Tschermonegg brachte den feingliedrigen und unaufdringlich sortentypischen Muskatellersekt aus 2022 an den Start, uns war er 16,5 Punkte wert. Dieser Sekt ist gleichsam eine sichere Bank.

Alle drei von Erzherzog Johann Weine eingereichten Proben wussten mit Punkten zwischen 16,4 und 16,2 zu überzeugen. Die Konstanz dieses Betriebes ist auch im perlenden Metier gegeben. Mit seiner feingliedrigen und einladenden Art überzeugte der Rieslingsekt „White Lion“ des Weingutes Grill aus Leutschach. Mit Luft aufgeblüht ist der 2021er Souvignier Gris Brut Reserve von Josef Scharl, ein rassiger und einladender Winzersekt.

Die Weine von Hirschmugl – Domäne am Seggauberg zeigten sich sehr luftbedürftig, sie öffneten sich erst nach einiger Zeit. Völlig in sich zurückgezogen war der Decto Rosso Brut Rosé Reserve, hier heißt es abwarten. Mit betörender Frische aufzuwarten wusste das Weingut Schilcherei® Hannes & Luise Jöbstl mit dem Schilchersekt Reserve.

Zur Verkostung

Ausgeschrieben war die Verkostung für steirische Qualitätsschaumweine (Ausbau brut), die durch zweite Gärung in der Flasche oder im Tank hergestellt wurden. 

Für Vinaria blind verkostet haben Vanessa Tasser, Willi Hirsch, Martin Tasser und Wolfgang Wachter, Autor dieses Beitrages. Am Start waren 43 Weine, sämtliche Proben waren mit Kork verschlossen. 

 

Topliste Steirische Sekte

17,3Weingut Potzinger1860 Brut Rosé Ö
17,2Weingut Regele2018 Blanc de Blancs Brut Nature Stmk. g.U.
17,1Weingut Polz2017 Rosé Naturherb Große Reserve Stmk. g.U.
16,9Weingut Krispel – Eruption2020 Brut Reserve Stmk. g.U.
16,7Landesweingut SilberbergSilberberg brut Reserve Stmk. g.U.
16,7Weingut Potzinger1860 Brut Blanc Ö

 

Topliste Steirische Sekte: Best Buy bis 20 Euro

16,7Landesweingut SilberbergSilberberg brut Reserve € 19,50
16,6Weingut Paschek2020 Blanc de Blancs Reserve Eichberg € 17,50
16,6Weingut Retter-Kneissl2020 Burgunder Reserve Extra Brut € 18,00
16,6Weingut Paschek2022 Sauvignon Blanc Sekt € 17,50
16,4Gut Moser2019 Pinot Gris Brut € 18,50
16,3Gut Moser2019 Chardonnay Brut € 18,50
16,3Weingut RegeleBlanc de Noirs Brut Nature Klassik € 18,70
16,3Weingut Grill2021 White Lion € 20,00
16,2Weingut Schilcherei® Jöbstl     Schilchersekt Reserve € 16,90
16,2Erzherzog Johann WeineTraminer Brut € 18,90
16,2Weingut Paschek                     2022 Muskateller Sekt € 16,50
16,1Familienweingut Trabos          2022 Gelber Muskateller Sekt € 18,40
16,1Weingut RegeleSauvignon Blanc Brut € 17,30

 

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Stefan Krispel weiß auch mit Perlen umzugehen © BROBOTERS OG
© ÖWM
Stefan Potzinger © Weingut Stefan Potzinger
Franz und Georg Regele © Weingut Regele
Erich Polz jun. © Philipp Horak
© Philipp Horak
Auch mit Winzersekt auf hohem Niveau: Karl Menhart und Andreas Lobe vom Landesweingut Silberberg © Mario Gimpel
Der 1860 Brut Rosé von Stefan Potzinger überzeugte die Vinaria Jury restlos und holte den Sieg der großen steirischen Schaumweinverkostung. © Weingut Potzinger