Französische Rebsorten wie Cabernet, Merlot, Syrah und Pinot spielen im Bugenland eine wesentliche Rolle – sei es als Cuvée-Partner oder reinsortig. Die große Vinaria Verkostung stellt diese ins Rampenlicht.

Verena und Christoph Salzl © Salzl Seewinkelhof

Der Siegeszug der weltweit gefragten Bordelaiser Sorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot, die endlich in den Achtzigerjahren im österreichischen Rebkataster Aufnahme fanden, ist gut dokumentiert. Diese Ergänzung ist zu einem wesentlichen Teil dem burgenländischen Visionär und Qualitätspionier Anton Kollwentz zu verdanken, der deren Auspflanzung im Burgenland beharrlich verfolgte.

Cabernet-Pionier Anton Kollwentz

Der Siegeszug dieser Sorten ist der burgenländischen Initiative zu verdanken, die in Gestalt des Erstlingswerks von Kollwentz aus dem Jahrgang 1983 ein voller Erfolg war. Wenig verwunderlich, folgten etliche Winzerkollegen seinem Beispiel, und so kam es in der Folge zu Cabernet-Auspflanzungen in mehreren Gegenden Pannoniens – wenn auch in überschaubarem Maß. Die darauf folgende Aufnahme von Cabernet Franc und Merlot in das Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Rebsorten war ein logischer Schritt.

Syrah als rote Edelsorte aus dem nördlichen Rhônetal musste wesentlich länger seiner Entdeckung durch die burgenländischen Rotweinwinzer harren – sieht man von Einzelkämpfer Paul Triebaumer ab. Ursprünglich sortenrein fast ausschließlich in den Appellationen der nördlichen Rhône ausgebaut, diente die Sorte im Süden Frankreichs als Cuvée-Partner von Grenache, Cinsaut und sonstigen Sorten.

Reinsortig zur Cuvée und retour

Cabernet Sauvignon wurde in den Anfangsjahren im Burgenland vornehmlich reinsortig ausgebaut. Doch erlangte die Sorte in den klimatisch ziemlich wechselhaften Achtziger- und Neunzigerjahren nicht immer die notwendige physiologische Reife, zudem war man in Sachen Ertragsreduktion und Selektion auch noch nicht so weit, wie das heute der Fall ist.

Merlot etablierte sich erst etwas später in Pannonien, sorgte aber anfangs recht schnell unter den burgenländischen Winzern für Erstaunen und Freude, da sie mit der Sorte hohe, teils überragende Zuckergrade erreichen konnten. Wie bei Cabernet Sauvignon wurde auch bei Merlot zu Beginn bevorzugt entweder auf sortenreinen Ausbau oder auf Verschnitt mit dem Bordeaux-Bruder gesetzt.

Die Praxis reinsortigen Ausbaus begann sich allerdings schon bald zu ändern: Einerseits gab es in den Anfangsjahren aufgrund der noch beschränkten Rebflächen mit ertragsfähigen Reben sowieso wenig Menge, auf der anderen Seite keimte vielerorts das Bedürfnis auf, nach internationalem Vorbild auch Cuvées mit führenden heimischen Rebsorten wie Blaufränkisch, Zweigelt und allenfalls St. Laurent zu versuchen.

Jahrgänge und Sorten

Im Zuge des Klimawandels haben sich viele Faktoren verändert, etliche davon hatten positive Auswirkungen auf den Anbau blauer Trauben. Gerade im vergangenen Jahrzehnt gab es eine bemerkenswerte Serie an formidablen Rotweinjahren – bis auf 2010, 2014 und 2020 sowie teils das Frostjahr 2016 bot jeder Jahrgang zumindest sehr gute, oft ausgezeichnete Voraussetzungen für den Anbau von blauen Sorten.

Hinsichtlich der flächenmäßigen Bedeutung ist Merlot mit knapp 500 Hektar Rebfläche und einem Anteil von gut 4,2 Prozent der gesamten Rebfläche im Burgenland die dominierende Sorte französischer Provenienz. Cabernet Sauvignon folgt mit rund 350 Hektar (3,0%), Cabernet Franc mit knapp 85 Hektar (0,7%) sowie Syrah mit 107 Hektar (0,9%) spielen eine untergeordnete Rolle. Wesentlich wichtiger ist Pinot Noir, der rund 240 Hektar Rebfläche beansprucht, was einem Anteil von gut 2,1 Prozent entspricht.

Tolles Preis-Leistungs-Verhältnis

Die Vinaria Verkostung brachte viele positive Erkenntnisse: So war das Durchschnittsniveau hoch, zudem gab es zahlreiche sehr gute bis ausgezeichnete Vertreter. Hier reüssierten viele renommierte Weingüter aus dem Burgenland, es gab aber auch etliche Überraschungen. Dazu finden sich in den Rankings zahlreiche pannonische Rotweine mit tollem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Deutlich mehr als ein Drittel entstammte dem pikanten, frischen und fruchtbetonten Jahrgang 2021 – hier konnten der Ried Gillesberg von Günter Triebaumer, Rêve de Jeunesse von Pöckl, Merlot Reserve vom Weingut Iby sowie das Meisterwerk von Markus Iro besonders beeindrucken.

Großartige Weine aus dem Jahrgang 2021

Das etwas wechselhafte 2020er-Jahr zeichnet sich allgemein durch Trinkvergnügen und Feinheit aus. Hervorragend präsentierten sich die Cuvée Excelsior von Rotweine Lang und noch mal Ried Gillesberg von Günter Triebaumer, dazu Vinum sine Nomine Limited Edition von Josef Reumann und die Cabernet Sauvignons von Kollwentz und Leberl.

Beeindruckende Cabernet Franc

Weniger als 30 Weine entstammten dem hervorragenden Rotweinjahrgang 2019, der ausgezeichnete Substanz und Dichte mit klarer Fruchtexpression und rassiger Struktur verbindet. Aus diesem Jahrgang kommen der höchstbewertete Wein – der hervorragende Cabernet Franc Premium vom Seewinkelhof Salzl – sowie der Coup de Cœur vom Überraschungswinzer Christian Kirnbauer, aber auch Cabernet Merlot von Ernst Triebaumer, Cabernet Franc vom Weingut Mad sowie der Tenno von Kaiser.

Acht Weine stammten aus dem opulenten Hitzejahr 2018, zwei aus dem Top-Jahr 2017 und einer von 2013, nämlich die wunderbare Cuvée vom Weingut Ernst Triebaumer. Der beste Pinot Noir stammte vom Weingut Gesellmann, die besten Syrahs vom Winzerhof Schindler und Ernst Triebaumer. Besonders hervorzuheben ist die hohe Dichte an Cabernet Franc in der Spitzengruppe – vier Weine unter den Top Five.

 

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Topliste: Französisch im Burgenland – Rot

17,6 Weingut Salzl Seewinkelhof 2019 Cabernet Franc Premium BG
17,5 Rotweine Lang 2020 CU Excelsior BG
17,4 Weingut Günter + Regina Triebaumer 2021 Ried Gillesberg (CF) BG
17,4 Weingut Günter + Regina Triebaumer 2020 Ried Gillesberg (CF) BG
17,4 Weingut Christian Kirnbauer             2019 Coup de Coeur (CF) BG
17,2 Weingut Gesellmann                         2017 Merlot BG
17,1 Weingut Ernst Triebaumer                2013 Cabernet Sauvignon Merlot BG
17,1 Arkadenhof Mandl-Brunner              2018 Majestas Cabernet Sauvignon BG
16,9 Weingut Josef u. Maria Reumann     2020 vinum sine nomine Limited Edition (ME) BG
16,8 Weingut Pöckl                                    2021 Rêve de Jeunesse BG
16,8 Rotweingut IBY                                   2021 Merlot Reserve BG
16,7 Weingut Markus Iro                           2021 Meisterwerk BG
16,7 Weingut Ernst Triebaumer                2019 Cabernet Sauvignon Merlot BG
16,7 Weingut MAD                                    2019 Cabernet Franc Ried Neugebirge BG
16,7 Weingut Jacqueline Klein                   2020 Cabernet Sauvignon BG
16,7 Weingut Kollwentz 2020 Cabernet Sauvignon BG
Stefan A. Lang © Sebastian Philipp
Regelmäßig an der Spitze: Günter und Regina Triebaumer © Steve Haider
Tolle Leistung: Christian Kirnbauer aus Deutschkreutz © Weingut Kirnbauer
Albert Gesellmann © Alex Lang
v.l.: Gerhard, Stephanie, Herbert und Claudia Triebaumer vom Weingut Ernst Triebaumer © Mang Stefan
Helga und Erhard Brunner vom Rechnitzer Arkadenhof © Arkadenhof Mandl Brunner
Vera und Hannah Reumann mit ihren Eltern Josef und Maria © Weingut J. & M. Reumann
Top-Winzer René Pöckl aus Mönchhof © Steve Haider
Biowinzer Anton Markus & Eva Maria Iby © Klaus Vyhnalek
Ingrid und Markus Iro aus Gols © Matthias Heisler
Tobias Siess und Christian Händler vom Weingut Mad © Maria Hollunder
Aufsteigerin aus Andau: Jacqueline Klein © Kerstin Reiger
Weinlegenden: Andi und Anton Kollwentz © Bernhard Angerer
Kurt, Judith, Rudolf und Silvia Kaiser aus Eisenstadt © Andreas Hafenscher
Alexander Leberl aus Großhöflein © Weingut Leberl
Michael, Paul & Christian Ettl © Bio-Weingut Ettl
Gernot Schreiner aus Rust © Martin Fülöp