Ein Winzer aus Bordeaux hat zwei große Händler (Négociants) vor dem Handelsgericht in Bordeaux geklagt und beschuldigt sie, ihm Wein in großen Mengen zu einem "missbräuchlich niedrigen" Dumpingpreis abgekauft haben. Nach französischem Recht kann er den Schaden einklagen. Der Prozess ist eine Premiere.

Rémi Lacombe, Winzer im Médoc, verkaufte in den Jahren 2021 und 2022 fast 8.500 Hektoliter an die Weinhandelshäuser Cordier und Maison Ginestet zu Preisen von 1.150 bis 1.200 Euro pro Barrel (900 Liter), je nach Jahrgang. Das ist etwa ein Euro pro Flasche, ein Preis, den der Winzer für "missbräuchlich niedrig" hält, weil er viel niedriger ist als die Produktionskosten.

Nach Angaben des Zentrums für Landwirtschaft und ländliche Bewirtschaftung der Provinz Aquitaine lagen die Gestehungskosten von Wein in den Jahren 2019 bis 2021 durchschnittlich bei 2.000 bis 2.500 Euro pro Barrel.

Der Anwalt des Klägers sieht darin einen Verstoß gegen das 2018 verabschiedete Egalim-Gesetz. Dieses soll die faire Preisfindung zwischen Produzenten und Käufern im Lebensmittelsektor regeln, den "Wettlauf um niedrige Preise" eindämmen und sicherstellen, dass die Landwirte ein Einkommen haben, das es ihnen ermöglicht, von ihrer Arbeit zu leben. Kurzum: das Egalim-Gesetz ist ein Anti-Preisdumping-Gesetz zum Schutz agrarischer Erzeuger vor der Einkaufsmacht von Handelshäusern, die oft zum Preisdiktat gerät.

Da dieses Gesetz auch Schadenersatzansprüche regelt – die Differenz zu bezahltem Preis und Gestehungskosten - fordert der Winzer von den Beklagten Négociants mehrere hunderttausend Euro. Cordier und Maison Ginestet gehören zu den Branchengrößen mit einem Umsatz von über 100 Millionen Euro pro Jahr.

Die Situation seines Mandanten, "der keine andere Wahl hat, als diese unrentablen Preise zu akzeptieren, wenn er seinen Wein verkaufen will, ist die vieler Winzer im Médoc und in der gesamten Region, die es aus Angst vor Repressalien nicht wagen würden, rechtliche Schritte einzuleiten“, argumentiert der Anwalt des klagenden Winzers und rechnet sich gute Chancen aus, den Prozess zu gewinnen.