Die Pinot-Sorten und Chardonnay fanden bereits im Mittelalter ihren Weg von Frankreich nach Österreich. Die durch kirchliche Orden – vor allem Zisterziensermönche aus dem Burgund – verbreiteten Pinotsorten haben früh heimischen Boden betreten. Chardonnay mag erst später dazugekommen sein.

Die beiden Sorten sind zwar verwandt, aber nicht extrem nahe. Während sich Pinot Blanc als jüngster Spross der aus Grau-, Blau- und Weißburgunder bestehenden Pinotfamilie präsentiert, stellt Chardonnay eine natürliche Kreuzung aus Pinot und Gouais Blanc (Heunisch) dar.

Aufgrund morphologischer Ähnlichkeiten, vor allem der Blattform, wurden die beiden Sorten lange Zeit verwechselt und in einen Topf geworfen – in Österreich sogar besonders lang. Selbst in der Weingartengrunderhebung 1999 wurde noch eine Gesamtfläche für beide Sorten ausgewiesen, erst ab der Erhebung aus 2009 wurde Chardonnay als separate Sorte angeführt. Immer schon als eigenständige Sorte anerkannt wurde der Pinot Gris (Grauburgunder) oder Graue Mönch, wie er ehemals auch genannt wurde.

Weißburgunder war früher ein Juwel in den Kellern

Weißburgunder war noch vor 30, 40 Jahren in vielen Betrieben ein Juwel im jeweiligen Sortiment. Mit dem Aufstieg des Grünen Veltliners zur Qualitätssorte sowie verschiedenen Geschmackstrends hin zu leicht & trocken und später zu Aromasorten nahm Weißburgunder in der Beliebtheit ab, die Rebfläche schrumpfte über viele Jahre merklich. Auch der erst später in Mode gekommene Chardonnay erfuhr ein ähnliches Schicksal und hat sich von seinem Maximum entfernt. Seit etlichen Jahren sind die Zahlen aber relativ konstant.

Heute beanspruchen die Burgundersorten in Weiß insgesamt knapp 7,5 Prozent der Rebfläche Niederösterreichs: Chardonnay als vierthäufigste Weißweinsorte liegt bei 3,8 Prozent (gut 780 Hektar), Pinot Blanc als fünfte Sorte nach Rebfläche bei knapp 3,4 Prozent (gut 690 Hektar) und Pinot Gris bei mageren 0,33 Prozent (69 Hektar). Neuburger schließlich beansprucht mit knapp 160 Hektar rund 0,8 Prozent der Weißwein-Rebfläche.

Niederösterreich kann seine Vorzüge voll ausspielen

Bei den weißen Burgundersorten samt dem wesensverwandten Neuburger kann Niederösterreich seine Vorzüge voll ausspielen, erreichen doch diese Sorten in allen Herkünften mühelos die Vollreife. Sie werden in vielfältigen Terroirs kultiviert, von denen insbesondere jene mit mittlerem und höherem Kalkgehalt für diese kalkaffinen Sorten besonders gut geeignet sind.

Gekeltert werden daraus einerseits mittelgewichtige bis vollmundige klassische Vertreter, andererseits kraftvolle wie komplexe Reserve-Weißweine – teils im Holzfass ausgebaut – mit großem Lagerpotenzial. Chardonnay ist unter den Dreien sicherlich die stilistisch vielfältigste Sorte – mit ein Grund, warum sie weltweit zu den weitverbreitetsten Sorten zählt.