Experten der führenden Weinhandelsbörse Liv-ex mit Sitz in London stehen dem bejubelten Weinjahrgang 2022 kritisch gegenüber; vor allem, was die Preise betrifft. Im Schnitt um 36 Prozent zu teuer, sagt etwa Robbie Stevens, Senior Broker der Weinhandels-Plattform Liv-Ex.

Stevens ist ein Insider und vermittelt seit Jahren Spitzengewächse vor allem aus dem Bordelais an Kunden aus aller Welt. An Private und gewerblichen Kunden ebenso wie an Gastronomie und Investoren. Liv-ex gibt es seit dem Jahr 2000 und entwickelte sich zur größten Weinhandelsplattform für gehobene Weine. Die Marktindizes von Liv-ex gelten demnach als wichtigstes Barometer zur Definition der Wert- und Preisentwicklung im Fine-Wine-Markt. Liv-ex misst das Verhältnis von Preis und Qualität nach der Fair Value-Methode. Die setzt die Kritiker-Bewertungen plus die Preise für ältere Jahrgänge in Relation zu den aktuell angebotenen Preisen. Demnach liegt 2022 um 36 Prozent über dem fairen Wert.

Real im Durchschnitt aller beobachteten Châteaus stiegen die Preise gegenüber dem Vorjahr um 20,8 Prozent, unabhängig von der Fair-Value-Methode. Nur rund 8 Prozent Preisanstieg gegenüber dem Jahrgang 2021 wurden rund um die En-Primeur-Kampagne in Bordeaux erwartet. Diese Entwicklung führt dazu, dass gut bewertete Weine aus den Jahren 2009, 2010, 2016 und 2019 – alles ausgezeichnete Jahrgänge und bereits gut trinkbar - günstiger zu bekommen sind als 2022er-Weine.

Den Spitzenplatz bei der Preissteigerung von 2021 auf 2022 sicherte sich Château Figeac hat mit 55 Prozent Aufschlag, was sicher auch der neuen Einstufung als Premier Grand Cru Classé A im vergangenen Jahr geschuldet ist. Château Troplong Mondot beispielsweise wurde um 44 Prozent teurer, Château Angélus berechnet 38 Prozent mehr als im vergangenen Jahr für Subskriptionen des Jahrgangs 2022.