La Niña gilt unter Wetterforschern als die kleine Schwester von El Niño, der für die Erwärmung der Ozeane und das Auslösen von Wetterextremen steht. Die kleine Schwester machte Australiens Winzern zum dritten Mal in Folge derart zu schaffen, dass diese 2023 die kleinste Ernte seit 23 Jahren einfuhren.

La Niña sorgt nämlich in Teilen des westpazifischen Raumes für genau das Gegenteil von El Niño, nämlich für Abkühlung, unterdurschnittliche Temperaturverläufe über ganze Saisonen hinweg, gewaltige andauernde Regenfälle und Regenstürme bis zur Dimension von Zyklonen. Genau das hat sich im vergangenen Winzer und beginnenden Frühjahr in Australien abgespielt. Dort startet die Weinlese im Februar, weil auf der Südhalbkugel die Jahreszeiten umgedreht sind.

Nur im Millenniumsjahr 2000 beobachteten die australischen Winzer ähnlich schlechte Wetterbedingungen und kleine Lesemengen. Unerbittliche Regenfälle im Winter und Frühling 2023 in weiten Teilen Südostaustraliens erschwerten den Winzern den Zugang zu den Weinbergen. Die Bedingungen in mehreren Regionen führten zu geringeren Erträgen, verzögerter Reifung und Problemen bei der Krankheitsbekämpfung.

Mit 325 Millionen Liter weniger Wein als im langejährigen Durchschnitt recht daher der Branchenverband Wine Australia. Das werde zwar die hohen Lagerbestände reduzieren, was den Winzern aber nur ein kleiner Trost sein kann. Schon wegen dieser Lagermengen sanken die Preise für Trauben und Wein aus Australien zuletzt stark, auch der Handelsstreit mit China wirkt sich drastisch aus. China war bis vor kurzem der wichtigste Absatzmarkt für australischen Wein. Die Winzer stehen kräftig unter Druck. Explodierende Kosten für Energie (Kühlung), Transport (gewaltige Distanzen), Vormaterial (das meiste importiert) und Finanzierung (stark gestiegene Zinsen wegen hoher Inflation) machen die Weinbaubetrieben arg zu schaffen.

Kleiner Trost am Rande: das kühlere Wetter führte zu sehr guter Traubenqualität, was das Premiumsegment beflügeln dürfte. Die Hauptmärkte dafür sind die USA und Großbritannien. Insgesamt bleibt Shiraz die Top-Rebsorte vor Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Sauvignon Blanc und Merlot. 

 

El Niño & La Niña

Als El Niño wird die warme Phase eines 2- bis 7-jährigen Zyklus im östlichen und zentralen tropischen Pazifik bezeichnet. Weltweit Schlagzeilen machte 2015/16 ein Klimaphänomen, das sich auf dem Pazifik abspielte, aber globale Auswirkungen hatte. Die Rede ist von El Niño, unter dem man ursprünglich eine deutliche Erwärmung des Wassers im tropischen Ostpazifik verstand. In jedem Jahr steigen dort die Wassertemperaturen vor allem vor der südamerikanischen Westküste an, das Wasser wird weniger nährstoffreich und die Fischfangsaison endet. Da sich dieser Vorgang oft zur Weihnachtszeit abspielte, bekam er den Namen El Niño, wobei Niño im spanischen für Kind steht und in Südamerika für das Christkind.

In machen Jahren tritt das Gegenteil von El Niño ein, das Phänomen wird als La Niña oder „kleine Schwester“ von El Niño bezeichnet. Dann verstärken sich die Passatwinde deutlich und die Wassertemperaturen im zentralen und östlichen tropischen Pazifik sinken deutlich unter die langjährigen Mittelwerte ab. Dies hat unter anderem zur Folge, dass im Bereich des Westpazifiks Unwetterereignisse und Taifune häufen, während es im ohnehin schon trockenen Küstenbereich Südamerikas noch trockener ist als sonst.