Vinaria: Seit wann gibt es Chardonnay im Betrieb, und welchen Stellenwert hat die Sorte?

Willi Bründlmayer: Chardonnay wurde in den 1960er-Jahren in Langenlois von meinem Vater ausgepflanzt. Der Grund: Meine Mutter liebte Pinot Noir über (fast) alles. Mein Vater pflanzte zusätzlich zu Pinot Noir gleich auch Chardonnay, Pinot Blanc und Pinot Gris. 1980 übergaben meine Eltern die Leitung des Weinguts an mich. Bei dieser Gelegenheit bat mich Klaus Wagner, einen 100-prozentigen Chardonnay für das Landhaus Bacher abzufüllen, was mir große Freude bereitete. In der Folge wurde die Ernte 1985 erstmals in neuen 300-Liter-Fässern aus Manhartsberger Eiche vergoren und ausgebaut.

Vinaria: Der Wein war Ihr weltweiter Durchbruch…?

Willi Bründlmayer: Dieser Wein wurde ein riesiger Erfolg: Bei der Verkostung des damaligen „Weinpapstes“ Luigi Veronelli wurde er bester Chardonnay weltweit. Das Interesse an unserem Chardonnay war damals so groß, dass es auch auf kräftige Grüner Veltliner wie unseren Ried Lamm übersprang und mithalf, diese traditionelle Sorte in der obersten Liga feiner Weißweine zu positionieren. Der Chardonnay hat also vielfache Bedeutung für unseren Betrieb: herausragender Kern des Sektgrundweins, als Stillwein in der Liga der feinsten Chardonnays der Welt, und gleichzeitig lenkte er das international Interesse auf unseren Grünen Veltliner.

Vinaria: Wie sehen Sie den Jahrgang 2022?

Willi Bründlmayer: Die Erntemenge war jahrgangsbedingt niedrig. Durch den geringen Behang störten aber auch Hitze und Trockenheit nicht. Die Weinreben litten zwar unter leichtem Stress, aber solange der Stress nicht zu hoch wird, schadet das der Weinqualität nicht, im Gegenteil. Niederschläge stören auf dem Steinberg überhaupt nicht: Wasser rinnt dort durch das Gestein wie durch ein Sieb, und die Wurzeln holen sich aus den Felsritzen gerade so viele Mineralien, wie sie brauchen. Die Ernte erfolgte manuell, und jede Traube musste Beere für Beere handverlesen und „ausgeputzt“ werden, damit nur gesunde, Beeren in die Weinpresse gefüllt werden.

Vinaria: Was zeichnet die Lage Steinberg aus?

Willi Bründlmayer: Der Steinberg ist ein hügeliges Plateau oberhalb der Langenloiser Ersten Lagen Steinmassl und Steinhaus. Steinberg ist etwas kühler als Steinmassl und Steinhaus und erstreckt sich bis zum Waldrand Richtung Schiltern, also bis zur Grenze der Weinbauzone. Im Jahr 1989 begannen wir mit unserem ersten Sekt, dem Bründlmayer Brut. Dies war auch der Anlass, auf dem Steinberg vermehrt Chardonnay auszupflanzen. Dass er 35 Jahre später in einem Klima reifen würde, das nicht nur leichte Sektgrundweine, sondern auch gleichzeitig charakterstarke und feingliedrige Chardonnays hervorbringen würde, ist ein Geschenk der ansonsten zu Recht gefürchteten Klimaveränderung. Die Luftqualität dieser hohen Lage ist exzellent. Der steinige Boden ist zwar mühsam zu bearbeiten, hat aber den Vorteil, dass reichhaltige Niederschläge rasch versickern und die Rebwurzeln in der Tiefe versorgen.

Vinaria: Wie erfolgt der Holzausbau – früher und heute?

Willi Bründlmayer: Während der erfolgreiche 1985er noch in 100-Prozent-Fässern zu je 300 Liter aus regionaler Eiche ausgebaut wurde, hat sich der Anteil neuer Fässer für den Chardonnay 2022 auf unter 30 Prozent reduziert. Wichtig ist, ein neues Fass nicht nur als Lagerbehälter, sondern vor allem auch als Gärbehälter zu verwenden, damit Elemente aus dem Eichenholz reifeunterstützend und nicht störend erscheinen.

opliste Burgundersorten Weiß Niederösterreich gesamt