Ein anderer Schatz der diesjährigen Verkostung stammt aus dem alten Fasslager der Brennerei Guglhof, unserem „Schnapsgut des Jahres 2025“. Der Single Grain Whisky aus Hafer hat ein schon sehr beeindruckendes Alter erreicht und zeugt von der frühen Leidenschaft der Produzenten für destilliertes Getreide. 1989 wurde dieser reife Kornbrand im Pot-Still-Verfahren destilliert und reifte in neuer französischer Eiche über 35 Jahre. Das Finishing in Tawny-Port-Fässern verleiht dieser Rarität eine sehr tiefe Würze und eine wunderbare Länge. 

Unbedingt erwähnenswert sind darüber hinaus die mittlerweile schön gereiften Whiskys aus heimischer (und bayerischer) Produktion. Der famose Pfau kann bereits auf ein beachtliches Sortiment und eine superbe Limited Edition verweisen, Christoph Vogl vom Guglhof arbeitet kontinuierlich an Bränden aus Tauerngetreide und Elmar Brunn destilliert im Bregenzer Wald feine Spezialitäten. 

Der Hype um Gin und die darauf basierenden Longdrinks ist anhaltend. Vinarias Resümee: insgesamt sehr würzig und kräftig, deutliche und typische Botanicals, guter Grundalkohol, sauber, klar und markant, spürbare Unterschiede zu den meisten bekannten Welt-Spirits, mit zumeist eigener Handschrift ausgestattet. Wie es bei kleinen und handwerklich geführten Betrieben halt so üblich ist. 

Besonders auffallend: Diese Gins sind das reine Vergnügen, wenn sie pur getrunken werden. Das macht den Unterschied: Keines dieser Destillate – egal, ob sie aus angesetzter Maische oder durch Mazeration entstehen – braucht dringend oder zwingend einen eisgekühlten Zusatz mit mehr oder weniger chininhaltigen Gewässern. Das Trinkvergnügen erschließt sich wesentlich besser und eindrücklicher, wenn gut gemachter Wacholderbrand in seiner puren Reinheit getrunken wird. Notwendig dafür ist höchste Qualität des Grundalkohols. Passt dieser nicht, helfen zumeist keine noch so exotischen und vergurkten Zutaten.

Kleine Gin-Kunde
Der Agraralkohol für die industrielle Herstellung von Gin wird aus beliebigen stärkehaltigen Ausgangsstoffen gebrannt, meist Getreide oder Melasse. Gin erhält seinen charakteristischen Geschmack aus der Aromatisierung mit Gewürzen, darunter vor allem Koriander und Wacholderbeeren. Diese wiederum heißen auf Englisch juniper berries, was manche als Namensursprung sehen, während selbst englische Traditionsproduzenten auf den holländischen Ursprung verweisen: genever (Wacholder). Weitere Bestandteile wechseln von Hersteller zu Hersteller, beispielsweise Ingwer, Muskat, Orangenschalen (Flavedo), Paradiesapfelkerne. Insgesamt gibt es etwa 120 verschiedene Botanicals, deren Aromen zur Gin-Herstellung genutzt werden.

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