In den DAC Pyramiden bilden sie die starke Mittelstufe, am Markt sind sie deutlich schwächer präsent: Die Rede ist von den DAC Ortsweinen, deren Bedeutung für Winzer, Weinbaugebiete und Konsumenten erst allmählich erkannt wird.

Noch vor wenigen Jahren kamen bei Verkostungen aus renommierten DAC Herkünften kaum ein paar Dutzend Ortsweine zusammen.Die Winzer konzentrieren sich gerne auf die Gebietsweine, den Sockel der Pyramiden. Hier ist vieles erlaubt und noch mehr möglich, eine Reihe von DAC Gebietsweinen ist auch im Supermarkt erhältlich, Tendenz steigend. In den jüngeren DAC Herkünften sind in dieser Kategorie meistens alle Sorten zugelassen (und Cuvées daraus), die dort gepflanzt sind.

Wann die älteren Herkünfte wie Weinviertel, Kamp- oder Kremstal das DAC Sortenprofil erweitern, ist nur eine Frage der Zeit. Das Burgenland überlegt sogar den großen Wurf, möchte alles unter einem DAC Dach vereinen, was dann wohl auch den Sortenmix betreffen würde.

Am anderen Ende der Pyramiden wiederum verlangen die Riedenweine die volle Aufmerksamkeit in Bewirtschaftung, Weinbereitung, Storytelling und Vermarktung. Der Lohn sind gute bis ausgezeichnete Preise und oft viel Ehre, Image, Auszeichnungen.

Erst in jüngerer Vergangenheit haben Ortsweine schon mal große Vinaria Verkostungen gewonnen, sehr souverän noch dazu. SALON Sieger stellt diese Mittelbau-Kategorie ebenfalls, auch im aktuellen SALON 2023. Im Bewusstsein der Konsumenten und auf den Weinkarten der Wirtshäuser und Restaurants ist noch viel Luft nach oben. Dabei weisen Ortsweine, selbst von namhaftesten Winzern, meist ein relativ gesehen sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis auf und sind -  im Gegensatz zu vielen Riedenweinen – in passablen Mengen verfügbar.

Wein Steiermark setzte bei den Jahrgangspräsentationen 2023 vehement auf die Ortsweine – mit großem Erfolg. Und Selbstversuche in zahllosen Durchgängen haben sicher gemacht. Zu Recht: Die Ortsweine bringen Sorten- und Regionstypizität oft viel besser und unkomplizierter auf den Punkt als komplexe Riedenweine; vor allem, wenn diese dann nur noch „burgundisch“ schmecken, also kalkig, kreidig, knochentrocken, oft die Sorte verleugnend.

Einmal mehr möchte ich dazu die jüngste DAC Herkunft vor den Vorhang bitten, die Thermenregion. Der Entschluss, über Gemeindegrenzen hinweg, starke Ortsnamen auch für Ortsweine zu nutzen, wird dieser Spezies einen ordentlichen Schub verleihen. Verdient hätte er sich’s, der Mittelbau.