Mit Verbindlichkeiten in Höhe von 5,45 Millionen Euro hat das Weingut Anton Bauer aus Feuersbrunn am Wagram (Niederösterreich) beim Landesgericht St. Pölten ein Konkursverfahren beantragt. Von der Insolvenz sind laut KSV1870 dreizehn Dienstnehmer und 100 Gläubiger betroffen.

Weingut Anton Bauer in Feuersbrunn am Wagram, hier mit Blick auf die Ried Gmirk. © Weingut Anton Bauer

Hinter der marktüblichen Bezeichnung Weingut Anton Bauer stehen diesen Angaben zufolge der Einzelunternehmer Anton Bauer, die Anton Bauer GmbH und die B&W Fine Wine Exports GmbH. „Alle drei Unternehmen haben ihre Zahlungen eingestellt und ein Konkursverfahren beantragt", berichtete der KSV. Zum Masseverwalter wurde der renommierte Anwalt Dr. Friedrich Nusterer aus St. Pölten bestellt, der in Insolvenzbelangen als sehr erfahren gilt.

Der Einzelunternehmer Anton Bauer führt einen Weinbaubetrieb und verkauft die geernteten Trauben an die Anton Bauer GmbH, die wiederum den Wein produziert und damit handelt. Die B&W Fine Wine Exports GmbH wickelt den Export in die USA ab, dem wichtigsten Auslandsmarkt Bauers. Die Passiva von Anton Bauer wurden mit 2,8 Millionen Euro, die der Anton Bauer GmbH mit 1,95 Millionen Euro und jene der B&W Fine Wine Exports GmbH mit 0,7 Millionen Euro beziffert.

Die B&W Fine Wine Exports GmbH gehört den Gesellschaftern Anton Bauer (60 Prozent) und Nikolaus Wittauer (40 Prozent), der auch an den Leoganger Bergbahnen Anteile hält. Die Firma ist für den Export der Bauer-Weine in die USA zuständig.

Anton Bauer führte das einst elterliche Weingut seit 1992, war bekannt für sein Streben in die Spitzenklasse und in das Licht der Öffentlichkeit. Als einer der wenigen Wagram-Winzer hatte er neben Weißweinen (Flaggschiff: Grüner Veltliner Grand Reserve) einen Rotwein-Schwerpunkt aufgebaut; nicht zuletzt der Pinot Noir hatte auch seine persönliche Leidenschaft geweckt.

"Als wesentliche Insolvenzursache wird vom Unternehmen das stark veränderte Konsumverhalten seit der Covid-19-Pandemie angeführt. Außerdem sei der Markt mit Qualitätsweinen, wie sie auch vom Weingut Anton Bauer produziert werden, übersättigt, sodass derzeit um 30 Prozent mehr Weinbestand vorhanden ist, als abgesetzt werden kann", teilte der Kreditschutzverband mit. Da auch die Suche nach Investoren letztlich erfolglos geblieben sei, mussten nunmehr Konkursanträge gestellt werden.

Weingut Anton Bauer wohl vor der Schließung

Die Zukunft des Weingutes Anton Bauer ist völlig offen. Das beantragte Konkursverfahren inkludiert die letztendliche Schließung der Gesellschaften; ein Sanierungsverfahren wurde vom Schuldner ausdrücklich nicht angemeldet.

Es scheint jedenfalls beabsichtigt, das Unternehmen zumindest zeitlich befristet fortzuführen, um den Weinverkauf aus dem erheblichen Lagerbestand aufrecht zu erhalten. Wieweit eine Sanierung überhaupt möglich ist, werden die gerichtlichen Tagsatzungen ergeben.

Anton Bauer besitzt 13 Hektar eigene Rebflächen, weitere rund 27 Hektar sind gepachtet, wurden aber langjährig bewirtschaftet. Vor über zehn Jahren wurde ein komplett neues Betriebsgebäude für Verarbeitung und Keller am Ortsrand von Feuersbrunn errichtet, damals gemeinsam mit dem quer eingestiegenen Neowinzer Clemens Strobl, der bald danach aus dem Joint-venture ausstieg. Bauer übernahm den Betrieb in der Folge zur Gänze.

Aufgrund der hohen Verschuldung muss davon ausgegangen werden, dass die Eigenflächen und die Betriebsanlagen mit Hypotheken zugepflastert sind. Eine Veräußerung im Konkursfall durch den Masseverwalter erbringt in der Regel zudem niemals die angenommenen Schätz- und Verkehrswerte beziehungsweise angesetzten Bilanzwerte.

Was die Rebflächen betrifft, erlöschen Pachtverträge bei Insolvenz automatisch und stehen daher zur Verwertung nicht zur Verfügung. Die eigenen 13 Hektar Weinberge können im Verkaufsfall bestenfalls einen kleinen Teil der Passiva bedecken.

Alle potenzielle Investoren sprangen ab

Diese Umstände dürften auch der Grund gewesen sein, warum angeblich zuerst interessierte Investoren abgesprungen sind, trotz Anton Bauers guter Vernetzung in zahlreichen Kreisen. Die herrschende wirtschaftlich angespannte Situation in der Weinbranche lockt ebenfalls keine Investoren an, die Banken geben Weingütern schon lange kein frisches Geld mehr ohne doppelten und dreifachen Sicherheiten.

Zum Schicksal wurde Bauer letztlich auch sein starkes Standbein im Rotweinbereich, der am meisten unter der aktuellen Absatzkrise leidet.