Prädikatsweine aus der geschützten Herkunft Ruster Ausbruch zählen zu den besten Süßweinen des Landes. Einer der edelsüßen Stars in der Freistadt ist Günter Triebaumer, dessen Engagement für den Ruster Ausbruch beeindruckend ist. Günter und Regina Triebaumer luden zur großen Prädikatswein-Vertikale.

Von hellem Goldgelb bis Bernstein: Die Farbintensität und Schattierung hängt von Alter und Jahrgang ab. © Weingut G + R Triebaumer

2024 wurde das eindrucksvolle Jubiläum 500 Jahre Ruster Ausbruch gefeiert. Den Abschluß bildete die Vertikale der Ausbrüche des traditionsreichen Ruster Weinguts G+R Triebaumer. Dort wurden 35 Weine ab dem Jahrgang 1979 eingeschenkt – eine denkwürdige Verkostung. Die nachstehende Beswchreibung von Jahrgängen und Weinen bezieht sich auschliesslich auf das Weingut G+R Triebaumer.

Aus Genossenschaft ausgetreten

Die Triebaumer’sche Zeitrechnung in Sachen Ruster Ausbruch begann 1976 mit den ersten Eigenabfüllungen. 1979 traten Vater Paul und Onkel Ernst Triebaumer aus der Genossenschaft aus. Im selben Jahr wurde ein hochkonzentrierter Welschriesling Ausbruch vom Gillesberg gekeltert – ein Meilenstein, der auch heute noch beeindruckt. 

1981 spielte es dann „Alles Botrytis“, was dazu führte, dass alle frühmorgens hinauseilten, um noch ein paar nicht botrytisierte Trauben für trockenen Wein zu ernten. Von nur 4,5 Hektar Fläche gab es mehr als 4.000 Liter Trockenbeerenauslese Neuburger und 1.000 Liter Weißburgunder-Beerenauslese. Der restzuckermäßig eher moderate Neuburger möchte schon getrunken werden. Dann kam der Weinskandal 1985. Bis dahin wurden 80 bis 90  Prozent eines Jahrganges als Spätlese und Auslese produziert, danach für längere Zeit beinahe nichts. 

Eisweine & Ende des oxidativen Ausbaus

In den 1980er-Jahren gab es alljährlich Ambitionen Richtung Eiswein – fünfmal 

klappte es: 1980, 1984, 1985, 1987 und 1989. Letzterer war auch ein markanter Botrytis-Jahrgang mit einem Ausbruch vom Neuburger mit guter Dichte und Pikanz, wenn auch recht hochfärbig. Es war der letzte oxidativ ausgebaute Jahrgang. 

1991 war ein kaltes, sehr spätes Jahr, dafür mit Frische und toller Fruchtausprägung – der Welschriesling zeigt sich auch heute noch hochelegant und pikant. Auf das heiße Jahr 1992 folgte 1993: brutal heiß, die Botrytis ließ lange auf sich warten; dann ging es mit den Zuckergraden aber rasend schnell aufwärts und ebenso musste man reagieren. 

1994 war spät und wird nicht als großer Süßwein in die Annalen eingehen. 1995 gab es hochklassige Ausbrüche bereits im September, und das in reichlicher Menge – tolle Weine, aber relativ hochfärbig wegen der frühen Botrytis. 1996 war ganz generell sehr schwierig, aber dank entsprechender Selektion gelang ein finessenreicher Ausbruch aus Welschriesling, Chardonnay und Sauvignon Blanc.

Ein Jahrgang zum Einrahmen, wie aus dem Bilderbuch

1998 gab es wiederum große Mengen und üppige Süßweine, die man als sehr barock bezeichnen darf; eigentlich der letzte Jahrgang mit karamellig-gewürzkuchiger Ausrichtung. 1999 war, wie beim Rotwein, ein Jahrgang zum Einrahmen: Finesse, Markanz, Vielschichtigkeit und Persistenz – Weltklasse.

2001 vom Witterungsverlauf ein Klassejahrgang für hochwertige Botrytis, ausnahmsweise mit Traminer. 2002 war warm, und folglich gab es eher milde Hochprädikate, wunderbar geschmeidig. Nach dem sehr hitzigen Jahr 2003 kam 2004 mit wunderbaren Rotweinen, teilweise erst im November geerntet, danach gleich Ausbruch aus Chardonnay und Traminer in mittlerer Konzentration bei großer Menge – erstmals mit Schraubverschluss. 

Beginn einer andauernden Welschriesling-Serie

Das Top-Süßweinjahr 2005 war der Beginn einer seither andauernden Welschriesling-Serie beim Ausbruch; er begeistert nach wie vor mit herrlich saftiger Fruchtkonzentration. 2006, noch bevor die letzten Rotweine geerntet waren, schon eine hochansehnliche Menge an Sauvignon-Blanc-Ausbruch mit knackigen 11 Promille Säure, genau einen Monat später einer der besten Welschriesling-Ausbrüche des Hauses. 

2007 in der dritten Oktoberwoche perfekter Welschriesling bei perfektem Wetter – großartig. 2008 höchst konzentrierte Welschriesling-Botrytis vom Feinsten – vollmundig und geschmeidig. Ab 2009 begann eine Serie magerer Süßweinjahre – es gab einen leichtfüßigen Welschriesling-Ausbruch in der dritten Dezemberwoche. 2010 war mehrheitlich Dessert für die Stare. 

Im Hitzejahr 2011 mit lang anhaltendem Traumwetter dauerte es ewig. Triebaumer hielt am längsten durch und erntete Welschriesling schließlich am 26. Jänner 2012 mit sehr hohem Mostgewicht und mediokrer Menge – die späteste Botrytis-Ernte, die in Rust bekannt ist. Im ebenfalls heißen Jahr 2012 sagte man nach der Erfahrung der letzten Jahre: Das wird wieder nicht viel.

Nichts für schwache Gemüter

2013 wieder ewiges Warten und Standby am 16. Dezember, dann Welschriesling-Ausbruch in berückender Qualität und beschämender Menge – herausragend! - 2014 war nichts für schwache Gemüter, jedoch sofort nach Beerenauslese mit 30° KMW gab es Furmint mit 31° sowie Welschriesling mit 34°. 

2015 war ein eher warmer Jahrgang mit sehr ansehnlichen Mengen bei den „Trockenen“. Aber nicht nur! Ein ordentliches Volumen an Welschriesling von der Mitterkräftn mit 32,5° KMW von lupenreiner Botrytis.

2016 gab es den ersten massiven Spätfrost seit den 1930er-Jahren , keine Hochprädikate. 2017 war dafür ein vergleichsweise moderater Jahrgang, alles sehr gesund, daher kaum Botrytis-Ansätze. In diesem Jahr begann Günter Triebaumer den „langen Marsch“ für eine DAC für Ruster Ausbruch. Rückwirkend war es dann der erste DAC-Jahrgang – es gab Welschriesling mit 32,5° in Apothekermenge.

2018 war ein warmer, reicher „Bauernjahrgang“ – große Menge, gute Qualität. Im Süßweinsektor begann im Hause Günter Triebaumer nun die Muskateller-Ära. Neben der ausgezeichneten Cuvée gab es einen herausragenden Muskateller mit 32,5°.

Das potenzielle Topjahr 2019 fiel einer schwarzen Wolke von etlichen 100.000 Staren zum Opfer – trotz Netzen. 2020 wurden die Weingärten zusätzlich zu den Einzelreihennetzen mit 16 Meter breiten Überwurfnetzen versehen. Belohnt wurden wir mit Ruster Ausbruch Cuvée und einem Gelben Muskateller Ruster Ausbruch mit 34° KMW von selten da gewesener Komplettheit und Aromatik. 

2021 war ein Jahr mit bester Reife und sehr saftiger Säure, von dem man noch lange reden wird. Glorreich in diesem Jahr der Welschriesling-Ausbruch, der lauter Siege einfuhr. 2022 war der mittlere dreier exzellenter Jahrgänge in Folge. Trotz Trockenheit unerwarteterweise Botrytis in Hochblüte, ab der dritten Oktoberwoche eine Ruster Ausbruch Cuvée mit Bouvier bei 40° KMW, dazu ein Muskateller. 

2023 schließlich war das heißeste Jahr und gleichzeitig der feuchteste Mai seit Aufzeichnungsbeginn, in der Folge ein prachtvolles Wachstum. Der Vorgängerjahrgang wiederholt sich praktisch! Bouvier mit 40° KMW, Gelber Muskateller mit 34° – vom Allerfeinsten. 

 

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Sechs Dekaden Ruster Ausbruch von Günter und Regina Triebaumer. © Weingut G + R Triebaumer
Herkunftswein mit Geschichte: Ruster Ausbruch DAC © Weingut G + R Triebaumer
Blick vom Hügel auf die Freistadt Rust und den Neusiedler See © Weingut G + R Triebaumer