Markus Waldschütz aus dem Straßertal im Weinbaugebiet Kamptal hat einen richtig guten Lauf, nun auch die Sommerwein-Verkostung gewonnen. Mit einem spontan vergorenen Riesling neuen Stils, der Jury und Kunden gleichermaßen begeistert. Hier der Winzer im Interview.

Vinaria: Ins neue Weinjahr starten Sie mit einem ersten Rang bei den Sommerweinen. Was gibt es zum Riesling Venesse zu sagen?
Markus Waldschütz: Der ist richtig cool. Ich finde deutsche Rieslinge ganz groß, und da kann man sich schon was davon abschauen. Wir haben 2018 bei unserem Venesse begonnen, die Stilistik in diese Richtung zu ändern. Aktuell stehen wir bei sieben Gramm Restzucker und neun Promille Säure. Das Frühjahr 2023 brachte sehr viele Niederschläge, die über den trockenen Sommer hinweg aufgebraucht waren. Die heftigen Regenfälle Mitte September kamen auf den letzten Drücker. Ich bin generell ein Verfechter von moderatem Alkohol, bei 13 Prozent sollte Schluss sein. Als die Entwicklung in Richtung eines sehr kräftigen Jahrgangs ging, haben wir die Reißleine gezogen und 14 Tage früher mit der Lese begonnen als viele unserer Kollegen.
Vinaria: Hat sich der Wein von selbst bei diesen Werten eingebremst, oder mussten Sie nachhelfen?
Markus Waldschütz: Prinzipiell lasse ich dem spontan vergorenen Wein gern seine Freiheit, und wenn er bei 20 Gramm Restzucker stehen bleibt, ist das auch in Ordnung. Da ist immer ein gewisser Reiz dahinter, wohin die Reise geht, und ich trinke so was selbst sehr gern. Tatsächlich aber haben die 23er-Weine bis Mitte Dezember mit der Gärung aufgehört, und da war auch der Venesse genau dort, wo ich ihn haben wollte.
Vinaria: Wo kommt der Venesse her, und von welcher Größenordnung reden wir da?
Markus Waldschütz: Wir haben die roten Flächen massiv reduziert und sind inzwischen ein fast reiner Weißweinbetrieb. Da die roten Sorten auf super Riesling-Böden standen, war es naheliegend, dort unsere Riesling-Flächen zu erweitern. Wir können also nur auf eigenes Material zugreifen, das wir in zwei bis drei Durchgängen lesen. Seit der Neuausrichtung des Venesse hat sich unser Riesling-Absatz verdreifacht; wir stehen da jetzt, zusammen mit dem Gaisberg, bei etwa 15 Prozent.
Vinaria: Wie ist die Akzeptanz für diesen für Österreich doch eher untypischen Wein?
Markus Waldschütz: Der Zuspruch hat sich extrem gewandelt. Natürlich sind im Verkauf die Veltliner immer noch vorn. Aber dieser mittelgewichtige Wein mit deutlichem Zuckerrest und balancierender Säure kommt quer durch unseren Kundenstock sensationell gut an. Der Restzucker zieht natürlich junge Menschen an, Kenner wissen die Saftigkeit und Vitalität des Weines zu schätzen. Für viele ist er ein Alltagswein, der den Gaisberg als Wein für besondere Anlässe mitzieht.
Vinaria: Haben Sie einen Genusstipp?
Markus Waldschütz: Absolut super ist er im Sommer mit Familie und Freunden am Pool. Er macht Spaß mit Vorspeisen und traditioneller österreichischer Küche, die aufgrund der markanten Säure auch ein bisschen kräftiger sein darf. Asiatische Gerichte sind bei diesem herrlichen Süße-Säure-Spiel natürlich immer ein Treffer.
Topliste Sommerweine 2023 Gesamtwertung
16,5 | Weingut Waldschütz | Riesling Strass Venesse KA |
16,4 | Weinhof Platzer | Taste of Styria STMK |
16,4 | Weingut Schmid | Grüner Veltliner Löss KA |
16,3 | Weingut Thomas Ott | Gemischter Satz Alte Reben NÖ |
16,3 | Weingut Philipp Schmidt | Welschriesling WI |
16,2 | Weingut Tom Dockner | Gemischter Satz TOM NÖ |
16,2 | Weingut Jungmayr | Grüner Veltliner Classic NÖ |
16,1 | Weingut Sonnenhügel Schleinzer | Cuvée Retzbach NÖ |
16,1 | Winzerhof Stift | Grüner Veltliner WV |
16,1 | Weingut Primus | Sauvignon Blanc SST |
16,0 | Weingut Schloss Gobelsburg | Grüner Veltliner Messwein NÖ |
16,0 | Weingut Eder | Grüner Veltliner Leicht-Sinn NÖ |
16,0 | Weinhof Englhart-Schoderböck | Gemischter Satz NÖ |
16,0 | Weingut Tom Dockner | Grüner Veltliner TOM TR |
15,9 | Arkadenhof Mandl-Brunner | Sauvignon Blanc Rechnitz BG |
15,9 | Weingut Schloss Gobelsburg | Riesling Urgestein NÖ |
15,9 | Respiz-Hof Kölbl | Grüner Veltliner NÖ |
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