Seit einigen Jahren gibt es zur weltweiten Slow Food-Bewegung, die ihren Ursprung im Piemont (Italien) hat, auch Slow Wines in einigen Ländern. Österreichs erster Slow Wine Guide wurde nun in der Weinbaustadt Retz (Weinviertel) vorgestellt. 28 Weingüter sind dabei.

Vorgestellt wurde der Nachhaltigkeits-Weinführer im alten Rathaus der alten Weinbaustadt Retz im nördlichen Weinviertel. 28 Weingüter sind dabei, knapp drei Viertel arbeiten nach Kriterien von bio, biodynamisch oder Demeter. Auch die exportorientierten Weingüter Uibel und Toifl sind an Bord. Viele der Winzer produzieren auch Naturweine, einge ausschließlich, wie etwa Leo Uibel. Die Slow Food-Idee ist in Retz fest verankert, ist doch die Stadt offizielles Slow Food Village.
 

Das sind die Kriterien für Slow Wines, festgeschrieben von Slow Food International im „Manifest für guten, sauben und fairen Wein“. Fair Trade ist einer der Grundgedanken der Organisation: 

  • 70 Prozent des Traubenmaterials müssen vom Weingut selbst produziert werden
  • Kein Einsatz chemisch-synthetischer Düngemittel, Herbizide oder Anti-Botrytis-Fungizide
  • Keine Kellereitechniken wie Umkehrosmose, Mostkonzentration und ähnliche
  • Der Sulfitgehalt darf den EU-Grenzwert für die Bio-Produktion nicht überschreiten
  • Nachhaltigkeit und Schonung der Landschaft in deren Ursprünglichkeit

Viel Potenzial im Blauen Portugieser

Rund die Hälfte der Retzer Slow Wine Winzer baut die alte Traditionssorte Blauer Portugieser an und möchte künftig beweisen, was in dieser einst in Österreich weit verbreiteten Rebsorte steckt. Das Potenzial der Sorte wurde nie wirklich ausgelotet, war diese doch bis in die 1970er-Jahre ein Massenträger und wichtigste Rotweinsorte im Land, ohne viel Anspruch, eher dünn und strukturlos, ein Billigwein für den Doppelliter und die Schank in Wirtshäusern. Nach dem Weinskandal geriet der Blaue Portugieser eben deshalb in Verruf und später in Vergessenheit.

In der Retzer Gegend gibt es noch größere Bestände und diesen soll nun verstärktes Augenmerk gewidmet werden. Die Rebsorte gilt als pflegeleicht im Weingarten und wurde früher deshalb auch in großem Stil auf ungeeigneten Böden gepflanzt. Ein ähnliches Schicksal teilte früher der Zweigelt, dem allerdings das Glück widerfuhr, schon vor zwei Jahrzehnten neu entdeckt zu werden. Seither eine Erfolgsgeschichte.