…und biologisch, wie sie ihren Betrieb im Seewinkel seit mehr als zwei Jahrzehnten bewirtschaften. Im Interview über Böden, Hitzestress, Botrytis-Verhinderung und die Herkunft Burgenland.

2023 Cabernet Sauvignon Ried Alter Satz BG © Bio-Weingut Ettl

Vinaria: Gratulation zur wertigen Rotweinserie, aus der die Bordeaux-Sorten noch hervorstachen. Wie kamen Cabernet und Merlot ins Weingut?

Michael Ettl: Sauvignon wurde im Jahr 2000 von unserem Vater ausgepflanzt. Aktuell bewirtschaften wir davon etwas mehr als einen Hektar. Merlot kam 2004 nach meinem Praktikum im Weingut Pöckl dazu, aktuell bewirtschaften wir davon knapp zwei Hektar in zwei verschiedenen Lagen, den Großteil davon in der Ried Prädium auf Schwarzerde-Schotterboden und in der Ried Lüss auf sandigen Schwarzerde-Böden nur wenige Hundert Meter vom Neusiedler See entfernt.

Vinaria: Beide Weine stammen aus Einzellagen – Alter Satz und Praedium. Was charakterisiert die beiden Rieden?

Christian Ettl: Ried Alter Satz ist ein schwerer Schwarzerde-Lehmboden, der den starken Wuchs vom Cabernet fördert, dem wir mit permanenter Begrünung, Trieb und Traubenausdünnung entgegenwirken. Ried Prädium hingegen ist eine Riede mit kargerem Schwarzerde-Schotterboden, der wesentlich empfindlicher auf Trockenheit reagiert und das Wachstum deutlich bremst. Hier wird im Sommer in jeder zweiten Reihe der Boden aufgerissen, um nicht zu viel Konkurrenz zu haben.

Vinaria: Der Seewinkel ist eine berühmte Herkunft für süße Botrytis-Weine. Edelfäule wünscht man bei Rotweinen jedoch nicht – welche Maßnahmen ergreifen Sie, um den Befall zu verhindern?

Christian Ettl: Wir versuchen die Laubwand und speziell die Traubenzone locker und gut durchlüftet zu halten. Grundsätzlich hilft uns der Wind dabei ganz gut, dass die Trauben nach Regenfällen schnell wieder abtrocknen und somit ein geringeres Risiko für Pilzinfektion besteht.

Vinaria: Cabernet war Primus inter Pares – wie erfolgen Kelterung und Ausbau dieses Weins?

Michael Ettl: Bei uns im Betrieb werden alle Rotweine von Hand in Großkisten zu 350 Kilogramm geerntet. Anschließend werden sie im Weingut gerebelt und mechanisch über mehrere Stufen nachsortiert. Die Trauben vergären bis zu zwei Wochen im Edelstahltank und werden in der Hauptgärung täglich bis zu dreimal manuell überflutet. Danach wird schonend gepresst, und der Wein kommt direkt in gebrauchte Barriques und 500-Liter-Fässer, um selbständig den BSA zu machen. Anschließend reift unser Cabernet knapp zehn Monate im Fass und wird Mitte August abgefüllt.

Vinaria: In der Herkunft Neusiedlersee steht Zweigelt im Rampenlicht, Rotwein aus anderen Sorten läuft unter Burgenland.

Christian Ettl: Auch bei uns spielt der Zweigelt bei den Rotweinen die Hauptrolle. Knapp dahinterkommen aber schon Blaufränkisch, Merlot und Cabernet Sauvignon. Jedoch vertragen Merlot und Cabernet die heißen Tage in der Vegetation besser als Zweigelt, der schnell Hitzestress-Symptome zeigt. Auch in den Nächten kann es bei uns in Podersdorf bis zu 28 Grad warm bleiben.

Anfangs war das ein großes Thema mit der Herkunftsbezeichnung Neusiedlersee DAC und Burgenland, was uns nicht so begeistert hat. Für uns und unsere Kunden steht aber eher die Sorte im Vordergrund und die Tatsache, dass die Weine ausschließlich aus den Gemeinden Podersdorf am See und Illmitz kommen.

Vinaria: Ihr Betrieb ist bio-zertifiziert – was spornte Sie zu dieser Bewirtschaftungsweise an?

Michael Ettl: Die Umstellung auf organisch-biologische Bewirtschaftung hatte bereits unser Vater im Jahr 2006 begonnen, bevor ich nach der Weinbauschule in den Betrieb eingestiegen bin. Er wollte schon damals, dass wir nichts mit systemischen Pflanzenschutzmitteln zu tun haben, und hatte schon einige Jahre lang damit experimentiert.

Vinaria: Eine Herausforderung in Ihrer Region?

Michael Ettl: Grundsätzlich hätte ich gesagt, dass biologische Bewirtschaftung in unserer Gegend nicht allzu schwierig ist, doch die vergangenen beiden Jahre haben uns das Gegenteil gezeigt. Wiederkehrend kurze Niederschläge und hohe Luftfeuchtigkeit um die Blüte haben uns voriges Jahr sehr viele Nerven gekostet. Aus Vermarktungssicht würde ich nicht unbedingt sagen, dass man es als Bio-Betrieb leichter hat, aber ich denke schon, dass unsere Kunden das zu schätzen wissen.

 

Topliste Gesamt: Rotweine 2023 aus Österreich bis 12 Euro

16,7 Bio-Weingut Ettl2023 Cabernet Sauvignon Ried Alter Satz BG
16,6Weinbau Edwin Weber2023 Roesler Classic BG
16,6Weingut Lukas Markowitsch2023 Rubin Carnuntum CA
16,5Bio-Weingut Ettl2023 Merlot Prädium BG
16,4Markus Iro2023 Merlot Ried Gabarinza BG
16,4Weingut Gesellmann2023 Zweigelt BG
16,3Weingut Philipp Grassl2023 Zweigelt Rubin Carnuntum CA
16,2Markus Iro2023 Special Blend BG
16,1Bioweingut Schreiner2023 Blaufränkisch Rhodolith BG
16,1Markus Iro2023 Cabernet Franc Heideboden BG
16,1Bio-Weingut Ettl2023 Heideboden (ZW/BF/ME) BG
16,1Weingut Gesellmann2023 zb (BF/ZW) BG
16,1Weingut Lukas Markowitsch2023 Roter Baron (ZW/ME) CA
16,1Die Schwertführerinnen 2023 Undercover (ZW/ME/RÖ) NÖ
16,1Bioweingut Pröglhöf2023 Blauer Zweigelt NÖ
16,0Weingut Martin Reinfeld2023 Syrah Ried Seeberg BG
15,9Weingut Dungel2023 Merlot Reserve
15,9Weinhaus Haiden2023 Cabernet Franc vom Schiefer
15,9Weingut Schlager2023 Merlot Exclusiv
15,9Weingut Taferner2023 Carnuntum Cuvée
15,9Weingut Johann Gisperg 2023 Zweigelt Tattendorf Exklusiv

 

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