Das Wiener Traditionsweingut Mayer am Pfarrplatz hatte gemeinsam mit fünf weiteren namhaften Riesling-Erzeugern aus Deutschland und Österreich zur vierten Ausgabe des Riesling United-Events eingeladen.

Aus deutschen Weingefilden, in denen rund 24.000 Hektar mit Riesling bestockt sind, was satten 40 Prozent der weltweiten Anbaufläche entspricht, kamen Anne Dönnhoff aus einem klassischen Familienbetrieb des kleinen, äußerst unterschiedliche Bodentypen vereinigenden Weinbaugebietes Nahe, von der Untermosel Clemens Busch, dessen Große Lage Marienburg in mehrere kleine, teils atemberaubend steile Parzellen unterteilt ist, und aus dem Rheingau Johannes Leitz, der erst 1985 das elterliche Weingut wiederbelebt hat und heute am Rheinknie bei Rüdesheim wohl der führende Produzent ist.

Österreich war durch Fred Loimer, der mit Heiligenstein, Seeberg & Co. über für Riesling geradezu prädestinierte Lagen verfügt, die Domäne Wachau, deren Mitglieder immerhin 20 Prozent der Rebfläche dem Riesling gewidmet haben, und den Gastgeber Mayer am Pfarrplatz vertreten, der am Nussberg die in Österreich raren Rieden mit kalkreichem Unterboden für Toprieslinge nützt.

Die insgesamt 30 Weine wurden in fünf Tranchen gereicht, deren erste unter dem Stichwort Riesling Klassik lief. Dabei stach insbesondere der mit saftigem gelbem Fruchtspiel und überraschender Dichte aufwartende 2022er Riesling Kamptal von Fred Loimer hervor.

Die nächste Runde unter dem Motto „Riesling aus der Einzellage“ erbrachte zwei völlig gegensätzliche Favoriten, nämlich den mit viel Biss und puristischer Schiefernote aufwartenden Riesling vom blauen Schiefer von Clemens Busch und den völlig anders gearteten, kreidigen wie kraftvollen Preussen-Nussberg des Hausherren. Aber auch der grazile, elegante „Magic Mountain“ des Rüdesheimer Weingutes Leitz sorgte für uneingeschränktes Trinkvergnügen.

Die dritte Serie war „Besonderheiten vom Riesling“ gewidmet und realisierte erwartungsgemäß einige Höhepunkte. Dazu zählten der in seiner kühlen Eleganz unnachahmliche Weiße Marmor von Mayer am Pfarrplatz, die in ihrer Lagentypizität archetypische Achleiten aus dem Herzstück des Thals Wachau und  das rotbeerige, vielschichtige Große Gewächs “Felsentürmchen“ aus der berühmten Nahe-Lage Felsenberg.

Auch im Flight „Riesling gereift“ ging es quasi Schlag auf Schlag, wobei vor allem die ungemein frische und balancierte 2018er Hermannshöhle von Dönnhoff und der aus der Doppelmagnum eingeschenkte, vor Strahlkraft und Vitalität  überquellende Marienburg „Falkenlay“ 2016 von Busch voll und ganz überzeugten.

Zum Finale durften natürlich Rieslinge mit Restsüße nicht fehlen, wobei die diesmal präsentierten deutschen und österreichischen Süßweine völlig unterschiedliche Stilrichtungen verkörperten. Wobei die drei deutschen Süßweine ohne schmeckbare Botrytis auskamen, herrlich in ihrer Birnenfrucht und der knusprigen Art etwa die Hermannshöhle Auslese 2018 von Dönnhoff und die gleichsam energetischen Schwung vermittelnde, rassige 2017er Marienburg Auslese von Busch.

Demgegenüber waren die Trockenbeerenauslesen aus Österreich hingegen  flüssige Desserts per se. Schiere Kraft und eine Melange aus Honig, Rosinen und Karamell verwirklichte die perfekt gereifte 2009er Kellerberg TBA der Domäne Wachau; die 2019er TBA Alte Reben aus der Ried Seeberg von Fred Loimer glänzte darüber hinaus mit feinsten Fruchtnuancen und minzigem Frischekick.

Alles in allem wieder eine beeindruckende Leistungsschau der wohl elegantesten und spannendsten weißen Rebsorte, wobei die „grenzenlose“ Vielfalt aufgrund der unterschiedlichen Bodenstrukturen und Ausbauweisen bestens zum Ausdruck kam.