Die soziale Idee dahinter war ambitioniert und gut gemeint, wirtschaftlich tragfähig scheint diese nicht gewesen zu sein. Die kleine Wiener Restaurantkette Habibi & Hawara hat die Eröffnung eines Insol­venz­ver­fahrens beantragt. 2,27 Millionen Euro Schulden schlagen zu Buche.

Ins Leben gerufen wurden die Lokalkette in Folge der Flüchtlingskrise in den Jahren 2015 und 2016. In den Restaurants wurden in erster Linie Kriegsflüchtlinge und Personen in schwierigen persönlichen Situationen beschäftigt, anfangs vor allem Syrer. Das war die soziale Idee dahinter, die dem ersten Restaurant in der Wiener Innenstadt auch den Namen gab. Hawara bedeutet bekanntlich auf gut Wienerisch Freund und Habibi bedeutet in einigen arabischen sprachen dasselbe.

Forsche Expansion

Nachdem das erste Lokal mit viel freiwilliger Arbeit, Hilfe und Spenden über mehrere Jahre langsam in Fahrt gebracht werden konnte, stand am Ende eine offenbar allzu forsche Expansion auf insgesamt fünf Restaurants von Habibi & Hawara. Das Konzept des ersten Restaurants konnte scheinbar nicht auf die kleine Kette umgelegt werden.

Wie der KSV1870 mitteilte, strebt Habibi & Hawara ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung an. Als Insolvenzgründe werden erhebliche Umsatzeinbußen aufgrund der Corona-Krise und der steigenden Energiekosten angegeben. Zudem habe die aktuelle Teuerungswelle zu einem deutlichen Rückgang an Lokalgästen geführt. Die Passiva der fünf Lokale belaufen sich insgesamt auf rund 2,27 Millionen Euro. Betroffen sind 67 Dienstnehmer und über 100 Gläubiger. Der KSV1870 geht davon aus, dass über sämtliche Gesellschaften der Habibi & Hawara Gruppe rasch Insolvenzverfahren eröffnet werden. Angeboten wird den Gläubigern die gesetzliche Mindesquote von 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren ab Annahme des Angebots.

Wie immer: Corona, Inflation, Energiekosten

Auf der Homepage nimmt Habibi & Hawara zu den aktuellen Problemen so Stellung: "Herausforderungen wie Corona, Inflation und die damit verbundenen Umsatzrückgänge, steigende Energiekosten und nicht zu vergessen die Lebensmittel-Preissteigerungen, machen auch vor sozialen Unternehmen, wie dem Habibi & Hawara, nicht Halt. Um eure und unsere Idee eines sozialen Unternehmens, Menschen mit Migrationshintergrund eine neue Chance zu geben, weiter am Leben zu erhalten, müssen wir leider einige Habibi & Hawara Filialen schließen, wobei sich Insolvenzen nicht vermeiden lassen."

Nur ein Restaurant soll weitergeführt werden

Laut Schuldnerangaben ist ein Fortbetrieb und die Sanierung von vier der fünf Restaurants nicht möglich. Die Habibi & Hawara Gastronomiebetriebe GmbH hat dennoch ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Um den von ihr betriebenen "Web-Shop" weiterführen zu können und um in ihrer Funktion als Holding in weiterer Folge eine Sanierung des Restaurants im dritten Bezirk (Habibi & Hawara Landstraße GmbH) zu ermöglichen, welches laut Angaben der Restaurantgruppe als einziges Lokal weiterbetrieben werden soll.

67 Mitarbeiter betroffen, hauptsächlich Flüchtlinge

Bei der Habibi & Hawara Gastronomie GmbH handelt es sich um einen 2016 gegründeten Gastronomiebetrieb sowie die Muttergesellschaft der „Habibi & Hawara“ Restaurantgruppe, durch welche insgesamt fünf Restaurants in Wien betrieben werden. Die Tochtergesellschaften sind die Habibi & Hawara Siebensterngasse 46 GmbH, die Habibi & Hawara Seestadt GmbH, die Habibi & Hawara Nordbahnviertel GmbH und die Habibi & Hawara Landstraße GmbH. In den von den Antragstellerinnen betriebenen Restaurants werden hauptsächlich Kriegsflüchtlinge beschäftigt, um eine Integrierung in das Leben in Österreich leichter zu ermöglichen. Nun sind 67 Mitarbeiter von dem Sanierungsverfahren betroffen. Nach eigenen Angaben sollen Lohn- und Gehaltsrückstände seit Dezember 2022 bestehen.