Christian Krampl vom Weingut oberGUESS ist Sieger Silber der großen Vinaria Verkostung steirischer Riedenweine setzt auf minimalen Ertrag, Spontangärung und langes Hefelager. Wolfgang Maitz wiederum gewann die Burgunderwertung überraschend mit einem Grauburgunder.

CHRISTIAN KRAMPL

Vinaria: Ihr Sauvignon Blanc Ried Am Walts Reserve aus 2021 ist Sieger von Silber. Was hat es auf sich mit der schmeckbar besonderen Vinifikation?

Christian Krampl: Na ja, die Vinifikation klingt eher unspektakulär, würde ich sagen, zumal auf jegliche technische Intervention verzichtet wird. Nach unserer Auffassung kann nur so ein Wein entstehen, der bestmöglich den Jahrgang, das Wachstum und die Sortenspezifika transportiert.Wir arbeiten biologisch-organisch, setzen auf einen Maximalertrag von 2500 Kilogramm pro Hektar, ernten spät bei physiologischer Reife und kühlem Wetter, lassen die Trauben kurz auf der Maische, pressen lang und schonend und kühlen in keiner Phase der Gärung – Spontangärung und Malolaktische Gärung im großen Eichenfass obligatorisch. Dann bleibt der Wein 24 Monate auf der Vollhefe, und das ohne Schwefelzugabe bis zur Flaschenfüllung. Auch auf Filtration verzichten wir. So vermeidet man eine vordergründig plakative Aromatik. Als Belohnung gibt es tiefgründige und würzige Aromen.

Vinaria: Der Wein braucht enorm viel Luft. Ist das ein Indiz für lange Haltbarkeit?

Christian Krampl: Diese Art der Vinifikation gibt dem Wein eine ungleich längere Lebensdauer mit als sonst üblich. Dekantieren ist immer empfohlen!

Vinaria: Was kennzeichnet die Ried Am Walts?

Christian Krampl: Die Bezeichnung Am Walts bezieht sich auf den historischen Namen des Hofes. Mathe Khuess am Walts – Walts ist ein altes Wort für Hügel – war der erste schriftlich erwähnte Bewirtschafter, die Abänderung auf obere Guess erfolgte in den Jahren um 1500. Die Rebfläche umfasst rund drei Hektar, sie ist zu je einem Drittel nach Ost, Süd und West ausgerichtet. Die Riede liegt auf 550 bis 580 m. Der Boden besteht aus Kalkmergel, dem Opok.

 

WOLFGANG MAITZ

Vinaria: Ihr 2021er Grauburgunder Ried Schusterberg hat die Burgunderwertung gewonnen. Seine Agilität hat verblüfft. Wie haben Sie das hingekriegt?

Wolfgang Maitz: Ich habe eine Riesenfreude mit diesem Wein. 2021 war ein kraftvolles, tiefes und reichhaltiges Jahr. Es war schon etwas überraschend, dass der Wein so präzise, kühl und engmaschig ausgefallen ist, mit einer ganz feinen, an Orangen erinnernden Aromatik und einer fokussierten Säure. Von dieser Sorte erwartet man sich ja mehr Farbe, mehr Volumen und eine cremige Textur. So gesehen ist es ein untypischer Grauburgunder, Schusterberg-Stilistik in ihrer besten Ausprägung, würde ich sagen. Wir haben Grauburgunder in den kühlsten, nach Osten ausgerichteten Parzellen gesetzt. Nur so kann ein solcher Wein zustande kommen.

Vinaria: Steht Grauburgunder zu Unrecht im Schatten von Chardonnay und Weißburgunder?

Wolfgang Maitz: Wenn du keinen hast, fragt dich jeder, warum nicht, weil ihn anscheinend jeder haben will. Hast du einen, interessiert es niemand. Grauburgunder verzeichnet gerade einen Aufschwung, ausgehend vom Vulkanland Steiermark. Bei uns in der Südsteiermark hat er nicht diesen Stellenwert, da werden Sauvignon Blanc und Morillon viel stärker nachgefragt. Vom Grauburgunder machen wir keinen Gebietswein oder Ortswein, da kommt ausschließlich Riedenwein infrage, der höchsten Qualitätsansprüchen genügen muss.

Vinaria: Welchen Stellenwert hat diese Varietät in Ihrem Betrieb?

Wolfgang Maitz: Bei uns hat der Grauburgunder eine emotionale Komponente, weil ihn mein Vater liebt und er sich ein Kontingent zu seiner Verfügung gewünscht hat. Wir pflegen auch Riesling und Traminer, von denen es wie beim Grauburgunder nur jeweils rund 1000 Stöcke gibt. Wirtschaftlich ist die Menge völlig unbedeutend. Für unsere Weinkultur jedoch ist der Grauburgunder wichtig, zudem ergänzt er das Sortiment. Mir geht es beim Grauburgunder nicht um Opulenz, sondern um Sensibilität für das Terroir.

 

Topliste Steirische Riedenweine

18,1 Weingut Riegelnegg – Olwitschhof 2021 Sauvignon Blanc Ried Sernauberg Exzellenz
18,0 Weingut oberGuess 2021 Sauvignon Blanc Ried Am Walts Reserve
17,9 Weingut Wolfgang Maitz 2021 Grauburgunder Ried Schusterberg
17,8 Weingut Pfeifer – Eruption 2021 Sauvignon Blanc Ried Schemming Große Lage
17,7 Weingut Kodolitsch 2021 Chardonnay Ried Rosengarten Alte Reben
17,6 Weingut Frühwirth – Eruption 2021 Weißbur-gunder Ried Hochwarth
17,6 Weingut Tschermonegg 2022 Sauvignon Blanc Ried Lubekogel
17,5 Weingut Felberjörgl 2021 Grauburgunder Ried Schrotter Reserve
17,5 Weingut Krispel – Eruption         2020 Sauvignon Blanc Ried Hochstrandl Alte Reben
17,5 Weingut Wolfgang Maitz 2021 Morillon Ried Schusterberg
17,5 Weingut Wolfgang Maitz 2021 Sauvignon Blanc Ried Schusterberg
17,4 Erzherzog Johann Weine 2020 Weißburgunder Ried Saziani
17,4 Weingut Krispel – Eruption    2020 Grauburgunder Ried Hochstrandl Alte Reben
17,4 Weingut Pongratz 2021 Chardonnay Ried Hochberg Schwalbenhimmel
17,4 Weingut Skoff Original 2021 Sauvignon Blanc Ried Obegg
17,3 Erzherzog Johann Weine 2021 Chardonnay Ried Königsberg
17,3 Weingut Felberjörgl 2021 Morillon Ried Höchleit’n
17,3 Weingut Gross 2020 Weißburgunder Ried Bärenbur
17,3 Weingut Lambauer 2020 Morillon Ried Gaisriegel
17,3 Weingut Wolfgang Maitz 2020 Sauvignon Blanc Ried Hochstermetzberg
17,3 Weingut Pfeifer – Eruption 2021 Chardonnay Ried Schemming Große Lage
17,3 Weingut Skoff Original 2021 Sauvignon Blanc Ried Kranachberg
17,3 Weingut spitzyPeitler 2021 Chardonnay Ried Toderberg
17,3 Weingut Tschermonegg 2021 Morillon Ried Oberglanzberg

 

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2021 Sauvignon Blanc Ried Am Walts Reserve, Weingut oberGuess © Weingut oberGuess
2021 Grauburgunder Ried Schusterberg, Weingut Wolfgang Maitz © Weingut Wolfgang Maitz