Sie sind gefürchtet in den heimischen Weingärten, die gefräßigen Vögel der Familie Sturnus vulgaris, die Stare. Die Winzer haben sich schon allerhand einfallen lassen, um sie zu vertreiben.

Niedliche Vögel mit großem Hunger © Shutterstock

Zum Thema Stare weiß Wikipedia Folgendes: „Der Star, auch als Gemeiner Star bezeichnet, ist der in Eurasien am weitesten verbreitete und häufigste Vertreter der Familie der Stare (Sturnidae). Durch zahlreiche Einbürgerungen auf anderen Kontinenten ist der Star heute einer der häufigsten Vögel der Welt.“ In Deutschland war er 2018 Vogel des Jahres. Dass Winzer bei dieser Wahl mitgestimmt haben, darf bezweifelt werden.

Ein Leben als Star und Allesfresser

Stare werden vergleichsweise alt, nämlich bis zu 20 Jahre. Der Star frisst buchstäblich fast alles. Er passt sich dem jahreszeitlichen Angebot flexibel an. Im Frühjahr und Frühsommer stehen überwiegend Insekten, Regenwürmer und Schnecken auf dem Speiseplan. Sobald Obst und Beeren einigermaßen reif sind, ziehen diese Früchte das Interesse der gefiederten Gourmands auf sich. Vor allem Kirschen, Äpfel, Weintrauben und Oliven haben es ihnen angetan.

Stare lieben Gesellschaft, sie bilden zum Teil riesige Schwärme. Einige Tausend Individuen pro Schwarm sind üblich, einige Zehntausend keine Seltenheit, es wurden auch schon Gruppen mit mehr als einer Million Vögel gezählt.

Sehenswert und ästhetisch sind die völlig synchronisierten Bewegungen großer Schwärme, wenn sich Flugfeinde wie Falken, Habichte oder Sperber nähern. Ähnlich einem Fischschwarm ziehen sie sich ganz schnell zu einer Kugelform zusammen, pulsieren oder bilden Wellen. Solche Flugmanöver erschweren es den Greifvögeln, einen einzelnen Star auszuwählen, zu jagen und zuzuschlagen.

Bekämpfung der ungewollten Lesehelfer

Es liegt auf der Hand, dass die Winzer keine große Freude haben, wenn sich Schwärme von Staren als Lesehelfer betätigen. Sie verursachen erhebliche Fraßschäden, auch der von ihnen verursachte Lärm und die beträchtlichen Mengen an Kot sind lästig. Angepickte Beeren ziehen Wespen, Bienen und Essigfliegen an und verursachen so Fäulnis, die schließlich die ganze Traube befällt. Das schlägt sich in verminderter Weinqualität, Fehltönen, reduzierter Menge und erschwerter Lese nieder.

Zwischen 1950 und 1980 wurde in Europa und in Nordafrika mit brachialer Gewalt gegen die Stare vorgegangen, Kontakt- und Nervengifte sowie Sprengstoffe wie Dynamit töteten -zig Millionen Vögel. Allein der sichtbare Erfolg blieb aus. Wenig wirksam waren auch Versuche, die gefiederte Plage durch Lärm wie Schreckschussanlagen, reflektierende Metallstreifen und Ähnliches zu verscheuchen.

Netze sind teuer und arbeitsintensiv

Die Weinbauern sind deshalb dazu übergegangen, ihre Kulturen mit Netzen zu schützen; auch bei Kirschenplantagen macht man das so. Für die Montage der Netze, die tägliche Kontrolle und das Abräumen werden bis zu 60 Arbeitsstunden pro Hektar und Jahr veranschlagt.

Akustische Abwehr und Traubenhut

So kam man auf die Idee, die Schreie von Raubvögeln, ihren natürlichen Feinden, zu imitieren. Lautsprecher, die im Weingarten aufgestellt werden, beschallen größere Flächen. Wenn mindestens zwei Geräte im Abstand von 100 bis 300 m zum Einsatz kommen, können die Vögel die vermeintliche Gefahr nicht mehr genau orten und bleiben weiträumig fern.

In besonders sensiblen Gebieten mit Wohnbebauung hat sich die sogenannte Traubenhut als sinnvoll erwiesen. Darunter versteht man Personen, die von Genossenschaften oder Gemeinden beauftragt wurden, beim Anflug von Starenschwärmen Schüsse mit Knallgeräten abzufeuern. Im Unterschied zu Schreckschussanlagen tritt diese Art von Lärm nur dann auf, wenn tatsächlich Gefahr besteht.

Heliumballons und Schreck-Drachen

Stare lassen sich auch durch optische Reize irritieren, zumindest bis sich eine Art Gewöhnungseffekt einstellt. Dazu gehören Kunststoffbänder, die rund einen Meter oberhalb der Reben in Abständen von höchstens acht Metern parallel zueinander angebracht werden, gespannt und leicht verdrillt. Das erfordert aber zusätzliche maschinelle Einrichtungen.

Auf den Verhaltensinstinkt der Stare zielen Schwebeballons ab. Man befestigt einen mit Helium gefüllten Ballon an einer Leine und lässt ihn möglichst hoch steigen. Die Schwärme interpretieren den Ballon als einen hoch über ihnen schwebenden Greifvogel und meiden deshalb das vermeintliche Gefahrengebiet. Auch hier tritt rasch ein Gewöhnungseffekt ein.

Recht neu sind Drachen, die wie ein Greifvogel aussehen und über dem Weingarten zu schweben scheinen. Es gibt sie unter verschiedenen Handelsnamen wie „Vogelschreck“ oder „Scaring Bird“. Die Greifvogelattrappe ist mittels Wirbelkarabinern an einer mehrere Meter langen Schnur befestigt, welche ihrerseits an einem dünnen Mast aus glasfaserverstärktem Kunststoff hängt. Diese GFK-Konstruktion sieht wie eine überdimensionierte Angelrute aus. Bereits bei leichtem Wind schwebt die Attrappe mehr als 10 m über dem Boden und ist wie ein echter Greifvogel immer in Bewegung. Mit 40 bis 50 Euro je Einheit sind die Kosten moderat.

 

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