Vinaria: Ihr ausgezeichneter Muskateller 2023 stammt aus der Ried Rosenhügel – wo befindet sich diese Ried, und was zeichnet sie aus?

Willi Bründlmayer: Am besten gelangt man zu dieser Riede, wenn man vom Ortskern von Langenlois auf der Kremser Straße Richtung Westen bis zur Anhöhe fährt und dort die Bundesstraße Richtung Süden quert - dann steht man in der Ried Rosenhügel, die von dort aus nach Süden abfällt. Die Lage gleicht der Ried Spiegel, mit tiefem fruchtbarem Lössboden und feinem mildem Klima, da Kaltluft in alle Richtungen abfließen kann und der beständige sanfte Luftzug die Reben gesund erhält.

Vinaria: Wie und wann kam dieser Muskateller ins Weingut Bründlmayer?

Willi Bründlmayer: Die Anpflanzung verdanken wir unserem früheren Kellermeister Josef Knorr, der unsere Weingartenbesprechungen nicht verstreichen ließ, ohne abzuschließen, „aber einen Muskateller sollten wir noch pflanzen“. Da Muskateller im historischen Langenloiser Gemischten Satz vor Auftauchen der Reblaus immer vertreten war, stand der Idee vom „Sepp“ eigentlich nichts im Weg, außer hinsichtlich der geeigneten bepflanzbaren Lage. Als aber ein Stück vom Rosenhügel, vormals noch Sauberg genannt, neu zu bepflanzen war, kam die Stunde der Muskateller Wiedergeburt. Das Ganze ereignete sich im Jahr 1994, sodass der Muskateller aus dem Rosenhügel in Kürze seinen 30. Geburtstag feiern darf.

Vinaria: Gelber Muskateller spielt im Bründlmayer-Sortiment aber eine Nebenrolle?

Willi Bründlmayer: In unserem Kundenkreis spielt Muskateller keine sehr große Rolle – mit Ausnahme der wirklich passionierten Liebhaber, wie zum Beispiel unseres langjährigen USA-Importeurs Terry Theise, dessen Bücher und Artikel sowohl informativ als auch extrem unterhaltsam sind. Ich kann seine Schriften jedem Liebhaber von Wein und Muskateller wärmstens empfehlen.

Vinaria: Was waren die Herausforderungen für die Sorte im Jahr 2023?

Willi Bründlmayer: Das entscheidende Kriterium für einen erfolgreichen 2023er war extrem sorgfältige Handlese. Die Klarheit des Muskatellers duldet keine einzige beschädigte Beere. Ich spreche von Klang wie von einer Glocke, einer Glocke, deren Klangempfindung von „Ohrenschmaus!“ bis zu „Ist mir zu laut“ reichen kann. Nur Beeren, die auch gut schmecken, sollen ins Fass, dann hat man eine Chance auf einen wirklich edlen Muskateller.

Vinaria: Muskateller liefert eher hohe Erträge. Was ist im Weingarten zu tun, um physiologisch reife Beeren zu erhalten?

Willi Bründlmayer: Schon kurz nach dem Austrieb werden die jungen Triebe ausgedünnt, sodass zu keiner Zeit die Laubwand allzu dicht wird, sondern allezeit der Wind die Trauben abtrocknen kann und die Trauben in einem perfekten Klima von Halblicht-Halbschatten gedeihen. Weder übermäßige Sonne noch übermäßigen Schatten verzeiht der Muskateller. Der Ertrag sollte durch Ausdünnung oder Halbierung der Trauben im Stadium „Erbsengröße der Beeren“ weiter reguliert werden, um einen Spitzen-Muskateller zu ermöglichen.

Vinaria: Welche Speisen kann Muskateller gut begleiten, wozu schmeckt er besonders gut?

Willi Bründlmayer: Sowohl als Aperitif als auch als Reparaturwein ist der Muskateller bei Feinspitzen beliebt. Die betonte beerige Frucht und florale Komponente bzw. der traubige Muskatgeschmack, der Hauch von Zitrus sind ein Fest für den Gaumen. Deshalb trinke ich den Wein meist ohne Speisen.

Topliste Muskateller & Co 2023

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