Ehemals als Prototyp des üppigen Weinstils geschätzt, hat Grauburgunder in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich an Bedeutung verloren. Heute zählt die Sorte zu den Raritäten, doch hat Österreich ausgezeichnete Qualitäten zu bieten. Das zeigt die große Vinaria Sortenverkostung.

Als Mitglied der Burgunderfamilie zählt der durch Mutation aus Blauem Spätburgunder vulgo Pinot Noir entstandene Grauburgunder zu jenen Rebsorten mit besonders langer Tradition. Die ihm zugeordnete Farbeigenschaft „Grau“ oder „Gris“ verdankt der burgundische Sprössling seiner im Herbst meist mit grauem Schleier versehenen, aber an sich rötlichen Beeren.
Der ursprünglich aus Burgund stammende Grauburgunder hat sich schon vor vielen Jahrhunderten seinen Weg in andere Regionen und Länder gebahnt – insbesondere Richtung Osten, wo er vermutlich über die Schweiz nach Norditalien, Österreich und Ungarn und weiter gelangte und im Zuge dessen oder möglicherweise auch erst auf dem Retourweg nach Deutschland gekommen sein dürfte.
Im Hauptanbauland Italien ist er als Piniot Grigio bekannt, in Slowenien als Sivi Pinot und in Ungarn als Szürkebarát. Das deutsche Synonym Ruländer stammt wiederum vom Kaufmann Johann Seger Ruland, der die Sorte 1711 in einem Pfälzer Weingarten (wieder)entdeckte. Aus Europa schaffte die Sorte auch den Sprung in die Neue Welt, wo sie sich heute vor allem in Australien und Neuseeland großer Beliebtheit erfreut.
Traditionssorte in Österreich
In Österreich zählt der Graue Burgunder zweifellos zu den Sorten mit der längsten Tradition – nach gängiger Meinung dürfte er bereits im 13. oder 14. Jahrhundert durch Mönche des Zisterzienserordens hierhergebracht worden sein, weswegen er zunächst unter dem Namen „Grauer Mönch“ bekannt gewesen sein soll.
Lange Zeit zählte Grauburgunder zu den besonders wertvollen Sorten, weil die hier in Vollreife leicht darstellbaren Typen vollmundigen Weins – Kategorie trockene Spätlese oder Prädikatswein mit Restsüße – über Jahrzehnte hinweg begehrt waren.
Mit dem Trendwechsel im Zuge des Neustarts in der österreichischen Weinwirtschaft wurde Grauburgunder vor allem in der besonders barocken Ruländer-Stilistik binnen kurzer Zeit Cultivara non grata. Seit der Jahrhundertwende hält er sich jedoch auf niedrigem Niveau relativ stabil. Heute beansprucht er rund 320 Hektar Rebfläche (0,7 Prozent Anteil), die sich mehrheitlich auf die Thermenregion, das nördliche Burgenland und die Steiermark aufteilen. Ziemlich genau die Hälfte der Rebfläche findet sich in der
Graue Vielseitigkeit: Von Zitrus bis Holz
Stilistisch hat die erstaunlich vielseitige Sorte viel zu bieten, und diese Bandbreite an Weintypen wird von der heutigen Winzerschaft bestens ausgeschöpft. So findet man eher leichte, frische Vertreter mit Zitrus und Kräutern, die dem aus Nordostitalien bekannten Pinot-Grigio-Typ entsprechen, genauso wie klassisch ausgebaute, gelbfruchtbetonte, mittelkräftige Typen bis hin zu substanzreichen kraftvollen Exemplaren nicht, teils oder gänzlich im Holz ausgebaut.
Freudvolle Verkostung, Finale auf hohem Niveau
Das Thema liegt Österreichs Sortenspezialisten offenbar am Herzen, denn die Zahl der Einreichungen bei der großen Vinaria Sortenverkostung war – gemessen an der Verbreitung – sehr hoch: Fast 80 Weine wurden angestellt; überwiegend ansprechende Weine in verschiedensten Stilistiken, eine Reihe davon mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Aus den Vorverkostungen kristallisierte sich ein Finale auf hohem Niveau heraus, wobei die Spitze sehr eng beieinander lag. Die Spitzenplätze teilten sich wenig überraschend Vertreter aus der kraftvollen Abteilung unter sich auf.
Den Sieg sicherte sich Harald Schindler vom Winzerhof Schindler aus Mörbisch, der nicht nur mit seinem konzentrierten wie strukturierten 2021er Pinot Gris begeisterte, sondern dessen 2022er-Jahrgangswein auch unter den Top Ten landete. Ex aequo an zweiter Stelle platzierten sich das auf die Sorte seit Jahrzehnten spezialisierte Weingut zur Dankbarkeit aus Podersdorf mit dem wuchtigen 2023er sowie Lorenz Allram aus Strass (Kamptal), der mit seiner schmelzigen wie konturierten Grauburgunder Reserve 2022 reüssierte.
Dahinter folgte Franz Michael Mayer aus Wien mit einer ganz eigenen, „Platinum“ getauften Sorteninterpretation, vor Kracher aus Illmitz, Krispel aus Straden (Vulkanland), Umathum aus Frauenkrichen sowie Schindler.
Topliste Grauburgunder – Pinot Gris aus Österreich
17,1 | Winzerhof Schindler | 2021 Pinot Gris BG |
17,0 | Weingut zur Dankbarkeit | 2023 Pinot Gris BG |
17,0 | Weingut Allram | 2022 Grauburgunder Reserve NÖ |
16,8 | FM Mayer Vitikultur | 2023 Platinum Grauer Burgunder WI |
16,7 | Familienweingut Kracher | 2022 Pinot Gris Reserve BG |
16,7 | Weingut Krispel | 2021 Grauburgunder Ried Hochstrandl Alte Reben VLST |
16,6 | Winzerhof Schindler | 2022 Pinot Gris BG |
16,5 | Weingut Josef Umathum | 2023 Grauer Burgunder Vom Grauen Schiefer BG |
16,4 | Weingut Daniel Pfeifer | 2022 Grauburgunder Reserve ST |
16,3 | Christoph Bauer | 2023 Grauer Burgunder NÖ |
16,3 | Weingut Josef Umathum | 2021 Pinot Gris – Grauburgunder Reserve BG |
16,2 | Weingut Hofmann & Neffe | 2023 Grauburgunder SST |
16,1 | Weinbau Heinrich | 2023 Grauburgunder Stollhofener Ried Nasenberg NÖ |
16,1 | Weingut Kollerhof | 2022 Grauburgunder Ried Steinkogl SST |
16,1 | Weingut Josef Umathum | 2022 Pinot Gris – Grauburgunder Reserve BG |
16,1 | Martins – Martin Michael | 2021 Grauburgunder Reserve NÖ |
15,9 | Weingut Johann Gisperg | 2022 Pinot Gris Ried Gestein Reserve TH |
Best Buy bis € 10 Grauburgunder – Pinot Gris
16,3 | Christoph Bauer | 2023 Grauer Burgunder NÖ | € 9,00 |
16,2 | Weingut Hofmann & Neffe | 2023 Grauburgunder SST | € 8,50 |
16,1 | Weinbau Heinrich | 2023 Grauburgunder Stollhofener Ried Nasenberg NÖ | € 10,00 |
15,6 | Weinbauernhof Hess | 2023 Grauer Burgunder htr NÖ | € 7,00 |
15,6 | Weinbau Martin Steiner | 2023 Grauer Burgunder BG | € 6,20 |
15,4 | Weingut Preschitz | 2023 Grauburgunder Selektion Ried Ungerberg Weiden BG | € 8,20 |
15,3 | Achs-Wendelin Weine | 2023 Pinot Gris Ried Edelgrund BG | € 8,90 |
15,3 | Martins – Martin Michael | 2023 Grauburgunder NÖ | € 9,40 |
15,1 | Adam Schererkogel | 2023 Grauer Burgunder SST | € 9,50 |
15,1 | Erzherzog Johann Weine | 2023 Grauburgunder SST | € 9,20 |
15,0 | Winzerschlössl Kaiser | 2023 Grauburgunder Ried Kräutergarten BG | € 9,50 |
Abo bestellen - Die gesamte Reportage mit allen Kostnotizen und Bewertungen, Toplisten und Interviews finden Sie in der Ausgabe Vinaria 01/2025. Bestellen Sie Vinaria jetzt einfach & bequem zum Erscheinungstermin nach Hause. Das Jahresabo Vinaria mit 8 Ausgaben pro Jahr inklusive dem großen Weinguide Österreich ist um € 75,00 (EU-Ausland € 95,00) erhältlich. Jetzt im Vinaria Abo-Shop bestellen.