Bei den offenbar ebenso wie die Vegetation vorverlegten „Eismännern“ fielen in den meisten Weinbaugebieten Österreichs Ende April die Temperaturen, bis auf minus 4 Grad Celsius. In einigen Gebieten kamen große Schneemengen dazu. Die nächsten Wochen werden das Ausmaß des Schadens offenlegen.

Schwere Frostschäden in einem Weingarten am Südufer der Wachau bei Mautern. Jetzt wird gebangt, was nochmals austreibt. © Vinaria

Wie berichtet, kam es rund um den 20. April 2024 zu teils tagelangen Frostnächten, denen in einigen Gebieten heftige Schneefälle folgten. Mit Frostkerzen versuchten hunderte Winzer, die jungen Triebe vor den Minusgraden zu schützen. Bis minus 1,5, eventuell sogar minus 2 Grad halten die jungen Rebtriebe kurzzeitig aus. Bei bis zu minus 4 Grad in der oberen Wachau, dem Kamptal, am Wagram sowie Teilen des Weinviertels und der Steiermark war es ohne Bodenkerzen um die zarten Pflänzchen schlecht bestellt.

Bis zu 400 Kerzen pro Hektar kosten aber, Arbeitszeit inklusive, rund 6.000 Euro pro Hektar und rechnen sich daher nur für Weinberge mit qualitativ hochstehendem Ertrag. Da der Frost in Form von Kaltluftströmungen kam, waren auch Lagen betroffen, die normalerweise keine klassischen Frostlagen sind. Das Schadensausmaß kann auch hier noch nicht abgeschätzt werden, von einzelnen abgefrorenen Blättern bis zu komplett geschädigten Weingärten ist alles dabei. Neben klassischen Tallagen wurden diesmal auch Hang- und Steillagen heimgesucht, oft jene mit den besten Rieden.

In der Steiermark kam untypisch viel Schnee dazu, rund um den Gefrierpunkt. In den Bezirken Leibnitz und Deutschlandsberg in der Südsteiermark etwa fielen große Schneemengen bis auf 300 Meter Seehöhe herab. Hier waren nicht die Temperaturen das Problem, sondern die Schneelast, die schon atypisch lange Triebe brechen ließ. Die Vegetation ist in den meisten Weinbaugebieten dem natürlichen Zyklus derzeit um rund drei Wochen voraus.

Jene Winzer, die eine kombinierte Hagelversicherung abgeschlossen haben, dürften zumindest eine Basisdeckung ihrer Schäden erhalten. Die Erträge von Weinen aus Toplagen sind hingegen nicht wirklich versicherbar. Wie groß oder nicht die Schäden durch die vorgezogenen „Eismänner“ 2024 sind, werden die kommenden Wochen zeigen. Dann sehen die Winzer, ob und in welcher Form ihre Rebstöcke nochmals austreiben.

Eine mengenmäßige Rekordernte 2024 ist nicht mehr zu erwarten, aber der Weinnotstand muss auch nicht ausgerufen werden, die Lager sind gut gefüllt.

Von der Kälte regelrecht verbrannt: die zarten, jungen Triebe und Blattansätze der Rebstöcke. © Vinaria
Feuerzauber über Spitz mit ernstem Hintergrund: die Winzer kämpften großflächig gegen den Spätfrost. © Franz-Josef Gritsch
Bis zu 400 Bodenkerzen aus Paraffinwachs sind nötig, um einen Hektar in Rebennähe um 2 Grad zu erwärmen. © Franz-Josef Gritsch