Die diesjährige Vinaria Verkostung steirischer Riedenweine bestätigt Sauvignon Blanc als Leitsorte, zeigt bemerkenswertes Potenzial für die weißen Burgundersorten und räumt mit einem Vorurteil auf.
Riedenweine bilden nicht zufällig die Spitze der DAC-Herkunftspyramide in allen drei steirischen Weinbaugebieten – Weststeiermark, Südsteiermark und Vulkanland Steiermark. Sie stellen in der Regel die höchste Qualität im Portfolio der einzelnen Betriebe dar und erheben den Anspruch auf Terroir.
In Zusammenarbeit von Wein Steiermark und Vinaria ging die mittlerweile vierte Blindverkostung von Sauvignon Blanc und weißen Burgundersorten aus Einzelrieden über die Bühne. Für die Wein Steiermark, als Botschafterin der steirischen Weine ist die Herkunft steirischer Gewächse zentrales Element. Weine mit Riedencharakter fungieren als Aushängeschilder.
Herkunft und Terroir bieten viel Abwechslung
Die gesetzlichen Bestimmungen für Riedenweine aller drei Weinbaugebiete der Grünen Mark sind sehr ähnlich, die geologischen Verhältnisse und damit die Böden sind hingegen ausgesprochen heterogen. Mitunter wechseln die Bodentypen innerhalb weniger hundert Meter. Die kleinklimatischen Randbedingungen sind fast ebenso abwechslungsreich.
Insbesondere die lagenrein ausgebauten Weine erzählen von ihrer Herkunft, im Idealfall spiegeln sie die Bodenverhältnisse und das Mikroklima aromatisch unverkennbar wider. So gesehen sind sie die Botschafter ihres Anbaugebietes.
Geologische Randbedingungen im Weinland Steiermark
Die Kenntnis der Bodenbeschaffenheit und der kleinklimatischen Bedingungen erleichtert das Verständnis von Riedenweinen. Hier ein kurzer Abriss der geologischen Randbedingungen im Weinland Steiermark: Opok, also verfestigte, kalkhaltige Sedimente eines urzeitlichen Meeres, ist in vielen Rieden der Südsteiermark anzutreffen. Kalkstein und Schotter sind weitere Domänen dieses Anbaugebietes. Die von urzeitlichen Flüssen abgelagerten Schotter sind teilweise zu Konglomeraten verfestigt. Sand und Sandstein finden wir hier ebenso wie im Vulkanland und in der Weststeiermark.
Kristallines Gestein wie Schiefer und Gneis kennzeichnet insbesondere die hoch gelegenen Rieden des Sausals im Großraum Kitzeck sowie im Schilcherland, in Spuren auch in der Südoststeiermark. Weine von kristallinen Böden sind in der Regel filigran strukturiert und wirken eher säurebetont.
Das Vulkanland Steiermark hat seinen Namen seiner erdzeitlichen Vergangenheit zu verdanken, hier findet man häufig Gestein vulkanischen Ursprungs wie den in seiner chemischen Zusammensetzung ausgesprochen variablen Basalt oder den porösen Tuff. Auf Ergussgestein wie dem wärmespeichernden Basalt gedeihen aromatische Weine mit guter Säure. Kalk fördert geschmeidige Weine mit guter Säurestruktur, Opok gibt zudem eine betont würzige und leicht rauchige Note. Schotterböden sind ebenfalls gute Wärmespeicher und wirken deshalb ausgleichend auf die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht.
Weiße Burgundersorten & Sauvignon Blanc
Vinaria hat Weißburgunder, Chardonnay/Morillon und Grauburgunder in der Vorrunde getrennt verkostet, im Finale und im Minifinale hingegen gemeinsam.
Grauburgunder hat eine kleine Fangemeinde. Mitunter eilt ihm der Ruf voraus, etwas langweilig, üppig und breit zu sein, nicht selten von neuem Holz überladen. Buchstäblich kalt erwischt haben uns einige überaus agile, präzise und perfekt balancierte Sortenvertreter. Der Sieg in der Gruppe der Burgunder ging an einen Grauburgunder, was doch etwas überraschte.
Die aktuelle Verkostung hat erneut gezeigt, dass Chardonnay & Co die Böden und die kleinklimatischen Verhältnisse glockenklar transportieren können. Es ist auch keine grundlegend neue Erkenntnis, dass Weißburgunder aus der Steiermark betörend elegant sein kann.
Sauvignon Blanc ist seiner Favoritenrolle als Leitsorte der Steiermark gerecht geworden. Die Punktewertungen auf den vordersten Plätzen sind höher als bei den weißen Burgundersorten, wenn auch nur geringfügig. Der Durchschnitt aller Sauvignons liegt bei 16,3 Punkten. Exakt auf diesen Wert kommt auch die Gruppe aller Burgunder.
Riegelnegg vor oberGuess und Maitz
In der Gruppe der besten Weine der gesamten Verkostung finden sich bekannte Namen aus der Südsteiermark ebenso wie aus dem Vulkanland Steiermark. Wenig überraschend dominiert der Jahrgang 2021. Die ersten beiden Plätze gingen an Sauvignon Blanc. Roland Riegelnegg holte sich mit dem noblen und feingliedrigen, unspektakulär großartigen Sauvignon Blanc Ried Sernauberg Exzellenz den Gesamtsieg.
Nur um Haaresbreite dahinter belegte Christian Krampl vom Weingut oberGuess mit seinem ungemein luftbedürftigen Sauvignon Blanc Ried Am Walts Reserve den zweiten Gesamtrang. Dieser Wein steigerte sich von der Vorrunde zum Finale enorm und legte in den zahlreichen Runden des Minifinales erneut zu.
Den dritten Stockerlplatz holte sich der außerordentlich agile und hochpräzise Grauburgunder Ried Schusterberg von Wolfgang Maitz, gerade einmal 0,1 Punkte hinter dem Zweitplatzierten. Knapp danach der feingliedrige und eigenständige Sauvignon Blanc Ried Schemming von Daniel Pfeifer. Nur einen Lidschlag dahinter ging Mario Weber vom Weingut Kodolitsch mit seinem Chardonnay Ried Rosengarten Alte Reben über die Ziellinie, ein nobler und vom kalkigen Boden geprägter Wein, dem die Verkoster burgundischen Charakter attestierten.
Mit 17,6 Punkten wurde der elegante und gelassen wirkende Sauvignon Blanc Lubekogel von Erwin Tschermonegg bester Wein aus dem Jahr 2022. Die gleiche Punktezahl erreichte der betörend noble und glockenklare 2021er Weißburgunder Ried Hochwarth vom Weingut Frühwirth aus Klöch.
Jeweils 17,5 Punkte und 5 Sterne waren uns die folgenden Riedenweine wert: Sauvignon Blanc Ried Hochstrandl Alte Reben, Jahrgang 2020, vom Weingut Krispel in Straden, Morillon Ried Schusterberg und Sauvignon Blanc Ried Schusterberg von Wolfgang Maitz, beide 2021, sowie der gleich alte Grauburgunder Ried Schrotter Reserve vom Weingut Felberjörgl.
Topliste Steirische Riedenweine
18,1 | Weingut Riegelnegg – Olwitschhof | 2021 Sauvignon Blanc Ried Sernauberg Exzellenz |
18,0 | Weingut oberGuess | 2021 Sauvignon Blanc Ried Am Walts Reserve |
17,9 | Weingut Wolfgang Maitz | 2021 Grauburgunder Ried Schusterberg |
17,8 | Weingut Pfeifer – Eruption | 2021 Sauvignon Blanc Ried Schemming Große Lage |
17,7 | Weingut Kodolitsch | 2021 Chardonnay Ried Rosengarten Alte Reben |
17,6 | Weingut Frühwirth – Eruption | 2021 Weißbur-gunder Ried Hochwarth |
17,6 | Weingut Tschermonegg | 2022 Sauvignon Blanc Ried Lubekogel |
17,5 | Weingut Felberjörgl | 2021 Grauburgunder Ried Schrotter Reserve |
17,5 | Weingut Krispel – Eruption | 2020 Sauvignon Blanc Ried Hochstrandl Alte Reben |
17,5 | Weingut Wolfgang Maitz | 2021 Morillon Ried Schusterberg |
17,5 | Weingut Wolfgang Maitz | 2021 Sauvignon Blanc Ried Schusterberg |
17,4 | Erzherzog Johann Weine | 2020 Weißburgunder Ried Saziani |
17,4 | Weingut Krispel – Eruption | 2020 Grauburgunder Ried Hochstrandl Alte Reben |
17,4 | Weingut Pongratz | 2021 Chardonnay Ried Hochberg Schwalbenhimmel |
17,4 | Weingut Skoff Original | 2021 Sauvignon Blanc Ried Obegg |
17,3 | Erzherzog Johann Weine | 2021 Chardonnay Ried Königsberg |
17,3 | Weingut Felberjörgl | 2021 Morillon Ried Höchleit’n |
17,3 | Weingut Gross | 2020 Weißburgunder Ried Bärenbur |
17,3 | Weingut Lambauer | 2020 Morillon Ried Gaisriegel |
17,3 | Weingut Wolfgang Maitz | 2020 Sauvignon Blanc Ried Hochstermetzberg |
17,3 | Weingut Pfeifer – Eruption | 2021 Chardonnay Ried Schemming Große Lage |
17,3 | Weingut Skoff Original | 2021 Sauvignon Blanc Ried Kranachberg |
17,3 | Weingut spitzyPeitler | 2021 Chardonnay Ried Toderberg |
17,3 | Weingut Tschermonegg | 2021 Morillon Ried Oberglanzberg |
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