Die aktuelle Verkostung steirischer Riedenweine bestätigt Sauvignon Blanc als Leitsorte. Auch bei den weißen Burgundersorten hat die Grüne Mark Spitzenprodukte zu bieten. Bemerkenswert: das hohe Niveau in der großen Vinaria Verkostung.

Atemberaubende Aussicht vom Weingut Schmölzer im Sausal © APRESVINO.AT

Riedenweine erfreuen sich zunehmender Gunst des Publikums und bilden die Spitze der DAC-Herkunftspyramide in allen drei steirischen Weinbaugebieten – Weststeiermark, Südsteiermark und Vulkanland Steiermark. Sie fungieren als Aushängeschilder der Winzer, sie sind eine Art Visitenkarte, sowohl im Inland als auch auf internationalen Märkten.

Aus diesem Grund schenkt ihnen „Wein Steiermark“ höchstes Augenmerk. Die Marketingorganisation für die steirischen Weinbaubetriebe hat nun bereits zum dritten Mal eine Standortbestimmung in Zusammenarbeit mit Vinaria initiiert. „Riedenweine stellen die engste Herkunft steirischer Qualitätsweine dar, sie sind nicht austauschbar und deshalb in der Vermarktung sehr wichtig. Steirische Riedenweine sind die Speerspitze, sie zeigen auf, wieviel Ausdruck und Lagerfähigkeit steirische Weine haben können“, ist Weinbaudirektor Werner Luttenberger überzeugt.

Die Herkunft zählt

Die gesetzlichen Bestimmungen für Riedenweine aller drei Weinbaugebiete der Grünen Mark sind sehr ähnlich, die geologischen Verhältnisse und damit die Böden sind hingegen ausgesprochen heterogen. Mitunter wechseln die Bodentypen innerhalb weniger hundert Meter. Die kleinklimatischen Randbedingungen sind fast ebenso abwechslungsreich. Insbesondere die lagenrein ausgebauten Weine erzählen von ihrer Herkunft, im Idealfall spiegeln sie die Bodenverhältnisse und das Mikroklima aromatisch unverkennbar wider.

Boden, Topographie und Mikroklima

Kurz zusammengefasst versteht man unter Terroir das Zusammenspiel von Temperatur, Niederschlag, Sonneneinstrahlung, Topographie, Zusammensetzung des Bodens und Bodenfeuchtigkeit. Maßgebend ist auch der tages- und jahreszeitliche Verlauf von Niederschlag, Wind und Sonnenschein. All diese Einflussgrößen können innerhalb kurzer Distanzen völlig unterschiedlich sein.

Die geländebedingte Beschattung eines Weingartens spätnachmittags prägt den Charakter eines Weines ebenso wie kühlende Fallwinde an Hängen, und steile Rieden heizen sich tagsüber schneller auf als Weingärten in der Ebene. Im Weinbaugebiet Weststeiermark fällt mit 1200 Millimeter pro Jahr im Durchschnitt um 50 Prozent mehr Regen als im Vulkanland Steiermark.

Große geologische Vielfalt

Knapp zusammengefasst präsentiert sich die geologische Vielfalt so: Opok, also verfestigte, kalkhaltige Sedimente eines urzeitlichen Meeres, ist in vielen Rieden der Südsteiermark anzutreffen. Kalkstein und Schotter sind weitere Domänen dieses Anbaugebietes. Die von urzeitlichen Flüssen abgelagerten Schotter sind teilweise zu Konglomeraten verfestigt. Sand und Sandstein finden wir hier ebenso wie im Vulkanland und in der Weststeiermark.

Kristallines Gestein wie Schiefer und Gneis kennzeichnet insbesondere die hoch gelegenen Rieden des Sausals im Großraum Kitzeck sowie im Schilcherland, in Spuren auch in der Südoststeiermark. Weine von kristallinen Böden sind in der Regel filigran strukturiert und wirken eher säurebetont. Das Vulkanland Steiermark hat seinen Namen seiner erdzeitlichen Vergangenheit zu verdanken, hier findet man häufig Gestein vulkanischen Ursprungs wie den in seiner chemischen Zusammensetzung ausgesprochen variablen Basalt oder den porösen Tuff.

Auf Ergussgestein wie dem wärmespeichernden Basalt gedeihen aromatische Weine mit guter Säure. Kalk fördert geschmeidige Weine mit guter Säurestruktur, Opok gibt zudem eine betont würzige und leicht rauchige Note. Schotterböden sind ebenfalls gute Wärmespeicher und wirken deshalb ausgleichend auf die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht.

Weiße Burgundersorten

Weißburgunder, Chardonnay beziehungsweise Morillon und Grauburgunder wurden getrennt verkostet, die wenigen Cuvées aber im Interesse der Übersichtlichkeit zu den Chardonnays genommen. Die Durchschnittswertung in der Gruppe „weiße Burgundersorten“ liegt bei beachtlichen 16,0 Punkten. Acht Weine erreichten mindestens 17 Punkte.

Die steirischen Burgundersorten in Weiß können brillieren, sie sprechen für ihre Herkunft. Vielen Weißburgundern ist eine bemerkenswerte Feinheit zu attestieren, die besten Chardonnays zeigen Terroir im besten Sinne. Nicht wenige Grauburgunder sind überraschend agil, in einigen wenigen Fällen jedoch meinten es die Winzer mit dem Holz zu gut, es wirkte in Verbindung mit mächtiger Substanz, hohem Alkohol und betont sanfter Säure unharmonisch und überfordernd.

Sauvignon Blanc

Das Verkostungsergebnis hat seine Rolle als Leitsorte des Landes bestätigt. Der Durchschnittswert liegt bei 16,4 Punkten, 18 Proben knackten die Marke von 17. Hier hat die Südsteiermark das Sagen, je zwei Weine aus der Weststeiermark und aus dem Vulkanland Steiermark schafften es in dieses elitäre Feld.

Schmölzer vor Olwitschhof und oberGuess

Die Plätze auf dem Siegerpodest nehmen drei südsteirische Sauvignons ein. Erster in der Gesamtwertung wurde der elegante, vom Schieferboden geprägte 2021er Ried Gaisriegl Reserve des Weinguts Schmölzer – ein Wein, den Gustav Schneeberger mit perfektem Holzeinsatz für ein vermutlich langes Leben vinifiziert hat. Er stellt mit dem 2021er Ried Gaisriegl Reserve zudem den besten Grauburgunder der Verkostung.

Auf dem zweiten Platz folgt der um ein Jahr ältere und mit Luft stetig zulegende Sauvignon Blanc Ried Sernauberg Exzellenz vom Weingut Riegelnegg – Olwitschhof, der in sich zu ruhen scheint und dem jungen Winzer Roland Riegelnegg Fingerspitzengefühl im Umgang mit Holz attestiert.

Als Dritter im Bunde profilierte sich der 2021er Sauvignon Blanc Ried Am Walts vom Weingut oberGuess, ein gekonnt vinifizierter Wein, der Emotionen wecken kann. Christian Krampl brachte dessen präzisen und hochgradig eigenständigen, um ein Jahr älteren Bruder ebenfalls ins Spitzenfeld.

Fünf Sterne für Chardonnay von Stelzl und Pfeifer

Fünf Sterne wert waren der Jury zwei Chardonnays, beide Jahrgang 2021. Bernd Stelzl aus Leutschach in der Südsteiermark punktete nicht ganz unerwartet mit seinem Chardonnay Ried Hirritsch Hube, ein präziser und burgundisch anmutender Sortenvertreter. Daniel Pfeifer aus St. Anna am Aigen schickte mit dem Chardonnay Ried Schemming aus dem Jahr 2021 einen Burgunder ins Rennen, der mit Balance, Stil und Vielschichtigkeit überzeugte; er beweist damit.

Topliste gesamt: die besten steirischen Riedenweine

18,0   Weingut Schmölzer 2021 Sauvignon Blanc Ried Gaisriegl Reserve SST
17,8 Weingut Riegelnegg – Olwitschhof 2020 Sauvignon Blanc Ried Sernauberg Exzellenz SST
17,6 Weingut oberGuess 2021 Sauvignon Blanc Ried Am Walts SST
17,5 Weingut Bernd Stelzl 2021 Chardonnay Ried Hirritsch Hube SST
17,5 Weingut Pfeifer Daniel – Eruption 2021 Chardonnay Ried Schemming                    VST
17,4 Weingut Pfeifer 2021 Chardonnay Ried Annaberg VST
17,3 Weingut oberGuess 2020 Sauvignon Blanc Ried Am Walts                              SST
17,3 Weinhof Platzer 2021 Chardonnay Ried Aunberg Privat VST
17,3 Weingut Erwin Sabathi 2020 Sauvignon Blanc Ried Pössnitzberg Alte Reben SST
17,3 Weingut Erwin Sabathi 2019 Sauvignon Blanc Ried Pössnitzberg Alte Reben SST
17,3 Weingut Tschermonegg 2021 Morillon Ried Oberglanzberg SST
17,3 Weingut Wohlmuth 2021 Sauvignon Blanc Ried Edelschuh SST
17,3 Weingut Wohlmuth 2021 Sauvignon Blanc Ried Steinriegl SST
17,2 Weingut & Buschenschank Kratzer 2021 Sauvignon Blanc Ried Kittenberg Reserve SST
17,2 Weingut Langmann Lex 2021 Sauvignon Blanc Ried Greisdorf VST
17,2 Weingut Müller Klöch – Eruption  2021 Chardonnay Ried Seindl VST
17,2 Weingut Potzinger   2021 Sauvignon Blanc Ried Sulz „Joseph“  SST
17,2 Weingut Schmölzer 2021 Grauburgunder Ried Gaisriegl Reserve  SST
17,2 Peter Skoff – Domäne Kranachberg 2020 Morillon Ried Kranachberg Rottriegl SST
17,1 Weingut Krispel – Eruption 2021 Sauvignon Blanc Ried Neusetzberg VST
17,1 Weingut Langmann Lex 2020 Sauvignon Blanc Ried Greisdorf Himmelreich WST
17,1 Weingut Muster.gamlitz 2020 Sauvignon Blanc Ried Grubthal                                SST
17,1 Weingut Polz 2020 Sauvignon Blanc Ried Hochgrassnitzberg SST
17,1 Weinhof Riegelnegg Stammhaus  2021 Sauvignon Blanc Ried Gamlitzberg SST
17,1 Seyfried Wein.Atelier  2020 Sauvignon Blanc Ried Hohenberg Selektion VST
17,1 Familienweingut Trabos  2019 Sauvignon Blanc Ried Kranachberg SST

 

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Ried Schemming mit dem Weingut Pfeifer mittig im Hang rechts © Weingut Daniel Pfeifer
Gustav Schneeberger © Anna Stöcher
Roland Riegelnegg © Werner Krug
Ried Gaisriegl in Kitzeck-Sausal © ÖWM/Robert Herbst
Bernd Stelzl © Michaela Lorber
Ried Annaberg © ÖWM / WSNA
Die Familie Platzer – Katharina, Robert, Gabi, Florian, Manfred und Maria – schickte den tollen Chardonnay Ried Aunberg Privat ins Rennen © Schleich
Patrizia und Erwin Sabathi im Weingarten © Regina Hügli
Erwin Tschermonegg mit Sohn Franz-Josef bei der Lese © Weingut Tschermonegg
Daniel Pfeifer hat eine sichere Hand für Chardonnay, hier mit seinem Vater Alois im Weingarten © Weingut Pfeifer / Alex Koch
Stefan Krispel punktete in allen Disziplinen © BROBOTERS
Gewohnt trittsicher: Lisa & Fritz Frühwirth © Werner Krug
Gerhard und Marion Wohlmuth in der renommierten Ried Hochsteinriegl © Weingut Wohlmuth
Michael Kratzer, aufstrebender junger Winzer aus Heimschuh, hat erneut aufgezeigt © Anton Hutter
Altmeister Stefan Langmann und Tochter Verena haben die Fahne für die Weststeiermark hochgehalten © Anna Stöcher
Stefan Müller aus Klöch glänzte mit seinem Chardonnay Ried Seindl © Weingut Müller Klöch
Immer für Spielplätze gut: Weingut Potzinger © Immer für Spielplätze gut: Weingut Potzinger
Peter und Markus Skoff mit einem an Chablis erinnernden Morillon von der Ried Kranachberg © Gregor Schiefer/Wein Werbeagentur
Lesezeit im Weingut Tschermonegg © Weingut Tschermonegg
Schieferboden in Wohlmuths Ried Edelschuh © Weingut Wohlmuth