Hohe Wellen schlagen nach wie vor die Vinaria Berichte über die Expansionspläne der Österreichischen Traditionsweingüter (ÖTW). Nachdem Bundesobmann Michael Moosbrugger mit einem Ableger im Burgenland liebäugelte, bläst vom Neusiedler See eisiger Wind entgegen: „Wir brauchen keine Eliten unter Winzern!“

Michael Moosbrugger, Bundesobmann der Österreichischen Traditionsweingüter (ÖTW), bekommt in der hitzigen Diskussion ordentlich Fett ab. © Regina Huegli

„Wenn die Österreichischen Traditionsweingüter, ausgehend vom niederösterreichischen Kamp- und Kremstal glauben, sie müssen ihre Fühler ins Burgenland ausstrecken, wird dies hier klar abgelehnt. Dieses elitäre Gedankengut im feinen Zwirn, mit dem sich einige Betriebe auf den Weinmärkten eine Besserstellung erhoffen, benötigen wir im Burgenland nicht“, tönt es in einer Aussendung von Wein Burgenland. Besonders sauer stößt dem Regionalen Weinkomitee Burgenland und der Marketingorganisation Wein Burgenland auf, dass man derart offenbar einen „Nachholbedarf im burgenländischen Herkunftsmarketing aus dem fernen Kamptal ausgerichtet bekommt“. Hier spüre man förmlich „die Arroganz und Überheblichkeit dieser Bewegung“, gemeint die ÖTW.

„Elitäre Arroganz und Überheblichkeit“

Hier kommt das Kamptal mit voller Breitseite zum Handkuss, obwohl dieses als Weinbaugebiet in der hitzigen Diskussion keine Rolle spielt. Nur zwei Fakten sind im Kamptal festzumachen: einerseits haben hier, vor rund 30 Jahren, die ersten Flaggschiffbetriebe die ÖTW gegründet, darunter Bründlmayer, Loimer & Co. Andererseits ist hier Bundesobmann Michael Moosbrugger zuhause und führt sein Weingut Schloss Gobelsburg in Langenlois.

Moosbrugger hatte im Gespräch mit Vinaria eine bundesweite Ausrollung der ÖTW in den kommenden Jahren in Aussicht gestellt. Die Aussage betraf nicht nur, aber eben auch das Burgenland: Im Burgenland laufen ebenfalls vorbereitende Gespräche für einen ÖTW Regionalverein, zumal Moosbrugger dort „einigen Nachholbedarf in Sachen Herkunftsmarketing“ ortet.

Im Burgenland weder ÖTW noch Lagenklassifizierung willkommen

„Unsere Winzer sind selbstbewusste, gut ausgebildete, weltoffene Menschen, die bodenständig und tief verwurzelt mit ihrer Heimat, viel Verantwortung für die Landschaft und Gesellschaft im Burgenland tragen. Im Burgenland soll es auch in Zukunft keine zwei Klassen von Weingütern geben, sondern ein Miteinander. Egal ob Klein oder Groß, ob bekannt oder Geheimtipp, ob exportorientiert oder Ab-Hof-Verkäufer, schlichtweg für alle burgenländischen Winzer“, so Christian Zechmeister, Geschäftsführer der Wein Burgenland und der Weintourismus Burgenland.

In einem Aufwaschen wird auch der – von den ÖTW stark forcierten und lange geforderten – Lagenklassifizierung eine rigorose Absage erteilt. Die Lagenklassifizierung wurde im Vorjahr (2023) auf gesetzliche Basis gestellt, um für alle Winzer gleiche Bedingungen zu schaffen. Anträge müssen von den Regionalen Weinkomitees über das Nationale Weinkomitee an das Bundesministerium für Landwirtschaft gestellt werden. Die Weinbaupolitik wollte damit Vereinen, eben auch den ÖTW, den Wind aus den Segeln nehmen.

Einfach Botschaften unter der Dachmarke Burgenland

„Wollen die einen ihre Weingärten elitär, aufwendig und vergangenheitsverliebt in Erste und Große Lagen klassifizieren, so will die Weinwirtschaft im Burgenland eine klar verständliche Herkunftspyramide für alle Winzer dieses Landes“, formuliert ein einstimmiger Beschluss im Regionalem Weinkomitee Burgenland diese Position ebenso klar wie scharf.

Zechmeister weiß sich auf einer Linie mit dem Regionalen Weinkomitee Burgenland unter Obmann Andeas Liegenfeld. Gemeinsam wollen beide Wein-Organisationen die Herkunft noch stärker positionieren und eine klar verständliche DAC-Pyramide für alle Winzer etablieren. Das ist erklärtes Ziel der Burgenländer für 2024 und die Folgejahre, um die Herkunft Burgenland noch stärker auf nationalen und internationalen Weinmärkten zu positionieren. In einem laufenden Strategieprozess soll zudem eine klare Struktur für alle Weinstile des Burgenlandes definiert werden, von den Sortenweinen über jene mit Herkunftsangabe bis hin zu den Riedenweinen und großen Cuvées. Für Konsumenten: einfache Botschaften unter der Dachmarke Burgenland.

Wer kann was beantragen oder verhindern?

Das Regionale Weinkomitee kann Lagenklassifizierungen einfach unterbinden, indem es keinen Beschluss für einen Antrag fasst und diesen auch nicht stellt. Ein Weinbaubetrieb selbst kann keinen Antrag stellen beziehungsweise nur über das Regionale Komitee. Nicht verhindern kann die Weinbaupolitik freilich die Gründung eines Vereines ÖTW Burgenland. Finden sich dazu Mitglieder, ist so ein Verein rasch gegründet. Die Mitgliedschaft wäre demnach auch kein Ausschließungsgrund aus gesetzlich verankerten Institutionen.