Seit 2020 verwöhnt der „Fischwirt im Urmeer“ unter der Führung der Grazer Gastro-Familie Grossauer Widakovich seine Gäste. Beim vierten Urmeer Forum wurde dieser Tage verkündet, dass der Gastronomiebetrieb noch bis 3. November im Einsatz ist und danach seine Pforten schließt. 

Fast fünf Jahre lang hatte die Grazer Gastro-Familie Grossauer das Traditionsgasthaus in bester Lage an der südsteirischen Weinstraße kulinarisch bespielt, mit dem „Restlessen‘‘ am 3. November 2024 wird nun aber die ewige Sperrstunde ausgerufen. Der Fischwirt im Urmeer wird dauerhaft geschlossen.

Der ehemalige Tscheppe blühte als Fischwirt neu auf

Grossauer war seit der Übernahme des ehemaligen „Tscheppe an der Weinstraße“ durch die oststeirische Unternehmerfamilie Wesonig vor zwölf Jahren der vierte Pächter der weit über die Grenzen der Steiermark bekannten Lokalität. Grossauer nennt „strukturelle Probleme‘‘ als Grund für den Rückzug aus dem Sulztal. Dem Vernehmen nach stünden hohe Investitionen in Struktur, Substanz und Zukunft für den Fischwirt im Urmeer an, die weder Pächter Grossauer noch Besitzer Wesonig stemmen möchten.

Mitte Oktober fand das Fischwirt-Saison-Highlight statt, nämlich das vierte Urmeer Forum. Die Familie Grossauer durfte rund 120 Gäste zum alljährlichen Netzwerktreffen begrüßen. Aufgetischt wurden nicht nur fulminante 15 Gänge voller Alpe-Adria-Genuss und Gastköchin, sondern auch die überraschende Information vom Aus für den Fischwirt im Urmeer.

Nötige Investitionen rechnen sich nicht

„Wir haben so viele neue Lokale aufgemacht, unter anderem das „Framburi“ in Wien, die „Goldkost“ in Baden (Niederösterreich) und einiges steht noch bevor, da müssen wir uns wieder voll um unser Kerngeschäft kümmern“, so Patron Franz Grossauer über die Entscheidung der Familie. „Durch den Kauf des Gösser-Hauses in Graz und die Renovierungsarbeiten aller unserer Familienbetriebe müssen wir Prioritäten setzen. Die Investitionen, die notwendig wären, um den Fischwirt als Saisonbetrieb auf den neusten Stand zu bringen und zu halten, sind aus unserer Sicht nicht wirtschaftlich.“

Fischwirt-Mastermind und Grossauer-Schwiegersohn Christof Widakovich sinniert emotional: „Ich kann mich noch erinnern, wie ich das erste Mal von der Terrasse aus in die südsteirischen Schiefer- und Korallenböden-Weinberge blickte und mir gedacht habe: Da war ja einmal das Meer! Der Fischwirt hat nun fünf Jahre mit seiner regionalen und überregionalen Kulinarik mit Blick zu unseren südlichen Nachbarn und mit seinem Rundum-Feeling gepunktet. Umso schwerer ist es, auch einmal loszulassen.“ Dieses urzeitliche Meer, das bis an die Weinstraße reichte, gab dem Fischwirt auch seinen anfangs verblüffenden Namen. Grossauer & Widakovich setzten mit dem Restaurant auf eine kulinarische Lücke in der Südsteuermark und machten Fisch zum Hauptthema der Küche.

Grossauer-Neustart in Sigi Wolfs Domäne 1196?

Ob der bekannte Wirt damit der Südsteiermark endgültig den Rücken kehrt (ein geplantes Resort-Projekt in Ratsch hatte er nach dem Widerstand der Bevölkerung nicht mehr weiter verfolgt), ist allerdings nicht beschlossene Sache. Schließlich gilt Grossauer als Wunschkandidat für den Gastronomiebereich im Mega-Weingut des Industriellen Siegfried Wolf am Sernauberg, der Domäne 1196. Christof Widakovich, hat dort schon einmal das Küchenkonzept entworfen und auch bei einer exklusiven Vorab-Präsentation – Vinaria berichtete – Ende Juli aufgekocht. Die Eröffnung der Domäne 1196 ist für April 2025 angekündigt.

Gastro-Großmeister Franz Grossauer, Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl und der istrische Topwinzer Gianfranco Kozlovic (v.l.). © Paul Stajan
Prächtige Lage an der südsteirischen Weinstraße, mit Blick nach Slowenien: Fischwirt im Urmeer, geöffnet nur noch bis 3. November 2024. © Robert Sommerauer