Vor 500 Jahren, exakt am 27. Juni 1524, verlieh die ungarische Königin Maria (1505–1558) dem Markt Rust das Privileg, die Weinfässer mit einem eigenen Brandzeichen zu versehen – das Ruster „R“ war geboren und ist heute aktueller denn je. Eine große Ausstellung dazu startet in Rust am 27. Juni 2024.

Hisorisches Dokument: ein Faksimile des Original Ruster Weinprivilegs von 1524 © Verein Ruster DAC

Rust erhielt auf diese Weise mit Brief und Siegel einen überregional wirksamen Markenschutz für seinen Wein, der nicht nur für die Qualität des Weins bürgte, sondern auch den zollfreien Export garantierte. Das „R“ wurde früher auf alle Weinfässer eingebrannt und findet sich auch heute noch auf vielen Weinflaschen von Ruster Winzern.

Die große Bedeutung des Weinbaus und Weinhandels in Rust lässt sich nicht zuletzt an einem weiteren Großereignis der Ruster Stadtgeschichte ablesen: Im Jahr 1681 erkauften sich die Ruster Bürger gegen Zahlung der immensen Summe von 60.000 Gulden und zusätzlichen 500 Eimer des edelsüßen Ruster Ausbruchs die Erhebung zur königlich-ungarischen Freistadt. Das Weinprivileg von 1524 war ein zentraler Schritt auf diesem Weg zur Freistadterhebung, die noch heute wirksam ist, etwa durch besondere Kompetenzen der Hoheitsverwaltung, die im Regelfall Bezirkshauptmannschaften wahrnehmen würden.

Geldgierige Königin schröpfte die Ruster Weinbauern

Historiker Martin Krenn, der zum Thema Rust und „R“ viel geforscht hat und auch die Ausstellung kuratiert, unterstreicht die immensen Geldwerte von damals. Die notorisch knapp bei Kasse gewesenen Kaiser und Könige in Österreich und Ungarn ließen sich vor Jahrhunderten die besonderen Rechte einer Stadt oder eines Berufsstandes teuer abkaufen.

„Die 60.000 Gulden entsprechen heute einem Geldwert von mindestens 10 Mio. Euro, eher noch viel mehr“, rechnet Historiker Krenn vor. Dazu kamen die 500 Eimer Ruster Ausbruch: ein Eimer fasste 60 bis 70 Liter, 500 Eimer daher 30.000 bis 35.000 Liter feinster, edelsüßer Ruster Ausbruch; hier kammen nochmals enorme Summen zusammen. Die die Ruster Winzer schon damals mit dem Verkauf ihrer edlen Weine verdienten, die sie im Fass und per Pferdekutsche in die ganze Monarchie lieferten. Bevor es raffinierten Zucker gab, waren edelsüße Weine und süße Dinge im Allgemeinen praktisch mit Gold aufzuwiegen.

Das „R“ steht für Tradition und Moderne zugleich

Ein wichtiger Schritt jedenfalls damals für die Stadt, denn seit jeher ist Ruster Wein ein Garant für höchste Qualität und die Betonung des Ursprungs war daher immer ein wichtiges Anliegen der Ruster Weinbauern. Auch heute noch findet man das „R“ auf den Korken und Etiketten der Ruster Weinbauern; es symbolisiert das Bewahren der Traditionen; durch das neuerliche Aufgreifen des „R“ im Erscheinungsbild der Ruster Weinbauern ist es aber gleichzeitig auch ein Zeichen der Moderne und des Wegs der Ruster in die Zukunft.

Die nachweisbare Geschichte des Weinbaus in Rust am Neusiedlersee ist aber viel älter, reicht bis 2.500 Jahre zurück. Damals haben die Kelten bereits Weinbau betrieben oder was eben einst darunter zu verstehen war.

400 Hektar Rebflächen in der Freistadt Rust

„Dieses 'R' für Rust auf dem Weinfass ist für mich so etwas wie die erste starke Marke des Burgenlandes", betont Wein Burgenland-Obmann Herbert Oschep. Heute wird der Weinbau in Rust auf etwa 400 Hektar betrieben. „Bestreben der Ruster Winzer war und ist es, damals wie heute, hochwertige Weine zu machen. Diese hohe Qualität ist nicht zuletzt durch die einzigartige Beschaffenheit der Böden in Rust bedingt“, erläutert Winzer Günter Triebaumer, selbst Spitzenwinzer und Obmann des Vereins Ruster Ausbruch DAC.

Ruster Ausbruch DAC seit dem Jahrgang 2017

Der Begriff Ausbruch bezieht sich auf die händische Selektion der eingeschrumpften Weinbeeren aus den Trauben - der rosinierte Teil wird sozusagen herausgebrochen, daher die Bezeichnung Ausbruch. Vor dem Weingesetz ist der Ruster Ausbruch einer Trockenbeerenauslese gleichgesetzt. Produziert und gewachsen ausschließlich in Ruster Rieden, nur aus weißen Rebsorten, auch die Abfüllung muss innerhalb von Rust stattfinden. Ein Mindestmostgewicht von 30° KMW ist erforderlich.

Rückwirkend auf den Jahrgang 2017 erhielt Ruster Ausbruch die Bezeichnung Ruster Ausbruch DAC (Distriktus Austriae Controllatus) als geschützte Ursprungsbezeichnung, die auch von der Österreichischen Weinmarketing (ÖWM) weltweit beworben wird. Die kleine Freistadt Rust ist nunmehr die einzige singuläre Weinbaugemeinde, die eine eigene DAC-Bezeichnung führt.

Ein Jahr lang Outdoor-Ausstellung am Rathausplatz

Am 27. Juni 2024 wird dazu eine interessante Outdoor-Ausstellung eröffnet, die die Geschichte des „R“ präsentiert und einen Bogen spannt von 1524 bis heute. Auf 24 Tafeln mit 25 Seiten wird die bedeutende Historie abgehandelt. Die Ausstellung ist dann ab 28. Juni und ein Jahr lang zu sehen im Veranstaltunsgzentrum Rathausplatz 17 von Rust.

 

Das Ruster „R“ – 500 Jahre Ruster Weinprivileg
Outdoor-Ausstellung
Ab 28. Juni 2024, Dauer: ein Jahr
Rathausplatz 17, 7071 Rust

 

Das sind die Ruster Ausbruch DAC Betriebe

Weingut Ceel
Weingut Conrad
Weingut Elfenhof
Weingut Feiler-Artinger
Weingut Gabriel
Weingut Gassner
Weingut Giefing
Weingut Haberhauer
Weingut Hammer
Weingut Just
Weingut Karner
Weingut Kraft
Weingut Landauer
Weingut Lehner
Weingut Leitgeb
Weingut Schandl
Weingut Schröck
Weingut Seiler
Weingut Tremmel
Weingut Triebaumer Ernst
Weingut Triebaumer G+R
Wind Alois
Wind H. und G.
Weingut Storchenhof Widder

Spitzenwinzer und Obmann von Ruster Ausbruch DAC Günter Triebaumer beim Brennen des Ruster „R“. © Reinhard Judt
Wein Burgenland Obmann Herbert Oschep mit einem eigenhändig gebrannten „R“. © Reinhard Judt
Das eingebrannte „R“ am Fass markiert seit 500 Jahren die Herkunft und das Privileg der Ruster Weinbauern. © Reinhard Judt
Landesvize Astrid Eisenkopf und Herbert Oschep mit Magnum Ausbruch von Günter Triebaumer. © Reinhard Judt
Ausgangsmaterial für den begehrten Ruster Ausbruch. © Henisch
Vom Edelpilz Botryis befallene Traube im Spätherbst. © Henisch