7301 Deutschkreutz
Langegasse 65
Tel. +43 2613 80360
weingut@gesellmann.at
www.gesellmann.at
Das Weingut der Familie Gesellmann kann auf eine jahrhundertealte Geschichte zurückblicken. Im Jahr 1719 findet sich die erste Erwähnung in einer Urkunde. Nicht ganz so alt sind die Reben in den Weingärten, aber manche bringen es auf das nahezu biblische Alter von mehr als 90 Jahren. „Die regulieren den Ertrag ohne mein Zutun“, erklärt Albert Gesellmann. Die erste Lese im neuen Terrassen-Weingarten „hochberc“ wurde 2023 eingebracht, der Wein schlummert noch in den Fässern.
Bei der Vinifizierung der Weißweine hat Albert Gesellmann behutsame Umstellungen vorgenommen. Der Sauvignon Blanc beispielsweise gärt nur noch im gebrauchten Holz und durchläuft einen biologischen Säureabbau. Den einfacheren der beiden Chardonnays baut er wegen der Frische zum Teil in Edelstahltanks aus, zum Teil in Eichenfässern. Bei den Weißweinen sind einige Stunden Mazeration mit Stielen zur Reduktion der sensorischen Üppigkeit üblich.
Bei den Rotweinen ist Holzeinsatz selbstverständlich. Es kommen überwiegend Fässer mit 500 Litern Inhalt zum Einsatz, die Eichenaromen sollen sich dem Wein unterordnen, der Wein selbst bleibt der Hauptdarsteller. Mit dem Jahrgang 2021 setzt der Winzer Fässer mit sehr dicken Dauben ein, um den Sauerstoffeintrag zu minimieren. Seit der Ernte 2019 werden die Beeren nicht mehr gequetscht, die Gärung beginnt interzellulär. Das sorge für mehr Ruhe und ausgeglichene Frucht, begründet Albert Gesellmann diesen Schritt.
Bei der Vinifikation wird Schwefel extrem sparsam eingesetzt, um den Weinen möglichst viel Freiraum zu lassen. Auch Zeit ist ein wichtiger Faktor. Dem „G“ gönnt der Winzer vier bis fünf Jahre, bevor das Flaggschiff des Hauses in den Verkauf kommt. Diesen noblen Wein gibt es nur in sehr guten Jahrgängen. Sein Dasein verdankt er den ältesten Rebstöcken des Weingutes, er wird aus kleinbeerigen Blaufränkisch-Trauben und etwas St. Laurent gekeltert und rund 40 Monate in Barriques geschult. Wegen der geringen Mengen ist der „G“ nur in limitierter Flaschenanzahl verfügbar. Die Trauben des Blaufränkisch hochberc stammen aus dem steilsten Filetstück der Ried Hochberg, der Unterboden aus Kalksandstein ist mit einem sehr dünnen Oberboden aus sandigem bis schwerem Lehm bedeckt. Die Reben für den hochberc weiß, ein Gemischter Satz, wurden im Jahr 1959 gepflanzt. Lagenrein wird auch der Pinot Noir ausgebaut, er stammt von der kalkreichen und nach Norden offenen Ried Siglos. Kühle Nächte und ein fast ununterbrochen wehender Wind sorgen für Finesse.
Die neu gebaute Verarbeitungsstätte inklusive Gärkeller wurde 2019 in Betrieb genommen. Dort gibt es keine Beeren- und Saftpumpen mehr, das erledigt die Schwerkraft in Verbindung mit mechanischen Hebeeinrichtungen. Für den Weißwein wurde eine gekühlte Presse installiert, welche die Mazeration der Trauben über Nacht erlaubt. Der Zeitpunkt der Flaschenfüllung richtet sich streng nach den Mondphasen.
„2023 war ein großes Weinjahr mit ausreichend Regen. Die Gradationen waren super, die pH-Werte ungewohnt niedrig, was die Frische fördert“, erläutert der naturverbundene Winzer nicht völlig frei von Emotionen.
Weine
Klassische Prägung auf wertigem Niveau, Brombeeren, Heidelbeeren, vergleichsweise kühl; viel Frucht, Tanningrip, Säurespiel, einige Substanz, Leben, lange nachklingend.
Präsentiert sich druckvoll, exotischer Touch, zarteste Holznote; trotz der merklichen Kraft lebendig, feine Würze unterlegt, noch sehr jung.
Kühl, fast distanziert, frische Frucht erinnert an Birnen, nussig; betont fruchtig, lebhaft, kleine Prise Gerbstoff im Finish steht ihm gut und gibt Struktur.
(GV/WB/CH/WR/RI/TR/SB) Boden kommt durch, knackige Äpfel und Quitten ebenso wie Kräuter und Blüten; vielschichtige Aromatik auch auf dem Gaumen, kalkig-kreidig, kompakt, druckvoll. Eigenständig.
Vielschichtig, feingliedrig, präzise, frische Frucht à la Grapefruits, Zitronenbirnen und gelbe Pfirsiche, fast steinige Anmutung; fest strukturiert, dabei fein, elegantes Säurenetz, die Aromen vom Bukett kommen wieder, lang, Potenzial.
Unverkennbares Sortenbukett, Himbeeren, Kirschen, trockenes Buchenlaub, vornehm; schließt aromatisch an, feines Gerbstoffnetz, Grip, kühle Ader, sehnig, gefühlvoller Holzeinsatz, harmonisch, elegant, gute Länge.
Klassische Prägung, schwarze Kirschen dominieren, daneben auch reife Brombeeren und feine Würze, Kräuter, Prise Pfeffer; bringt diese frische Frucht auch auf dem Gaumen, lebendig, Säurespiel, passende Substanz.
(60 % BF / 30 % ZW / SL) Sanfter Druck, ausgewogen, viel Kirsche, Waldbeeren, hauchzarte Kräuternote; diese Fruchtaromen bestimmen auch den Geschmack, gut integrierte Tannine, bereits zugänglich, Substanz, knackige Kirschen und Kräuter im Nachhall.
Profunde Frucht, Schwarzkirschen, Heidelbeeren, reife Vogelbeeren, Prise Gewürze, getrocknete Kräuter; saftig, Substanz, Tanningrip, Säurespiel, legt mit Luft an Präzision zu, lang, Jod im Nachhall.
(50 % ME / CS) Merlot hat etwas die Nase vorne, Schwarztee, Veilchen, Efeu, getrocknete Tomaten, reife Cassisbeeren, Hauch Vogelbeeren; schließt an, schwarze Johannisbeeren sind deutlicher als in der Nase, straff, präzise, reifes Gerbstoffnetz, lang. Reserven.
Tief, konzentrierte Sortenaromatik, dunkel getönt, rauchig-harzig, kreidige Bodentöne, dunkle Beeren, frische Lorbeerblätter, Minze, schwarze Schokolade, tief im Glas auch Kirschen; aromatisches Dacapo, elegantes Säurespiel und Gerbstoffnetz für präzise Struktur, kraftvoll und sehnig, lang, Frucht und Würze klingen lange nach.
(95 % BF / SL) Würze à la getrocknete Lorbeerblätter, Wacholderbeeren und Kräuter, dunkle Frucht, Boden kommt durch; die Frucht artikuliert sich im Geschmack deutlicher, saftig, Waldbeeren, eng gewobenes Gerbstoffnetz, lebendig, Tiefgang und Vielschichtigkeit, klar, wird mit Luft immer eleganter.