Familie Reinisch
2523 Tattendorf
Im Weingarten 1
Tel. +43 2253 81423
office@j-r.at
www.j-r.at
Die Verkostung des aktuellen Sortiments des Johanneshofs ist immer eine freudvolle Angelegenheit, zumal kaum ein anderes Weingut eine derart umfangreiche wie anspruchsvolle Palette an Weiß- und Rotweinen vorzuweisen hat. Von den leichteren Weißweinen gefällt diesmal der präzise definierte Chardonnay besonders gut, aber auch der Rotgipfler und der außerordentlich herkunftstypische, seinem Namen alle Ehre bereitende Gumpoldskirchner Tradition haben ihre Meriten. Apropos Gumpoldskirchner Herkunft: Diese wird beispielsweise für den Rotgipfler aus der Ried Satzing messerscharf herausgearbeitet, was in gleicher Weise für den Zierfandler aus der Monopollage Spiegel gilt, der allerdings erfahrungsgemäß eine längere Flaschenreife benötigt, um seine Vorzüge auszuspielen. Der gehobene Zierfandler-Rotgipfler-Blend aus dem Jahr 2018 kennt derartige „Probleme“ freilich nicht und vereint bereits jetzt Power mit Eleganz. Dies trifft auf den immer behutsamer vinifizierten Top-Chardonnay von der Spitzenlage Kästenbaum erst recht zu, wobei ihm das kühlere Weinjahr 2020 offenbar zusätzliche Rasse verliehen hat.
Im roten Bereich überzeugen einmal mehr bereits die Einstiegsweine von Pinot Noir und St. Laurent, die für diese Preiskategorie gleichsam die Messlatte bilden. Wie schon im Vorjahr konstatiert, besitzt der Pinot Alte Reben, der seit 2021 aus mehreren Gumpoldskirchner Lagen kommt, nunmehr einen etwas kräftigeren Körperbau, während der St. Laurent vom Frauenfeld vermutlich aufgrund der teilweisen Ganztraubenpressung noch druckvoller und pointierter als bisher erscheint. An der Spitze liefern sich die jahrgangsbedingt etwas strenger anmutenden Top-Weine von der Tattendorfer Ried Holzspur vorerst ein totes Rennen. Als roter Primus inter Rares figuriert freilich wieder der in den letzten Jahren die österreichische Pinot-Szene dominierende, unnachahmlich komplexe Kästenbaum, auch wenn er aus dem Jahrgang 2020 naturgemäß etwas filigraner erscheinen mag.
Weine
(ZF/RG) Beginnt mit weißen Ribiseln, dann auch viel Kernobst, beide Rebsorten kommen zu ihrem Recht, solide gebaut, fleischig und geschmeidig, blumiger Charakter.
Verlockende Nase nach Biskuit und weißem Nougat, später auch Orangenzesten und Marille, ausgereift und agil, vom Holz unauffällig ergänzt, detailreich, elegant und ausdauernd.
Brilliert sofort mit exotischem Duftspiel nach Ananas und Banane, aber auf zurückhaltende, elegante Weise, sehnig und dicht, Anis und Baumharz am Gaumen, sehr ausgewogen und ruhig strömend, modellhafte Version eines trockenen Rotgipflers.
Die historisch bedeutsame Monopollage glänzt wieder mit ihrem typischen Bukett nach Pistazien und Marzipan, ein wenig Eiche blitzt auch durch, kernig und muskulös, jahrgangsbedingt schon recht offen, gewisse Riesling-Affinität, gute Perspektiven.
(Spiegel/Satzing) Erst nach fünf Jahren Flaschenlagerung kommt dieser klassische Gumpoldskirchner Blend auf den Markt: rauchiger Auftakt, feine Aromenvielfalt, nach Winteräpfeln und Quitten, auch ein Hauch von Minze, ausgereift und mächtig, während in der Nase der Rotgipfler dominiert, kommt am Gaumen der Zierfandler durch, satter Fruchtschmelz, fleischig und balanciert, bleibt auch gut haften, Potenzial.
Vanille und Maroni im noch kräftig von der Eiche durchzogenen Bukett, geröstete Erdnüsse, hohe Reife und viel Spannung, druckvoll und reichhaltig, geht rasch auf und gewinnt an Fruchtsüße und Profil, Banane und Mandelgebäck, das kühlere Weinjahr verleiht viel Rasse, gesicherte Zukunft.
Mandeln und rote Ribiseln sowie ein Schuss von Gartenhimbeeren im überaus sortentypischen Bukett, frisch und zartgliedrig, schlank strukturiert, doch fest und griffig, spargelige Würze, jahrgangsbedingt schon recht rund und offen.
Der ehemalige Grillenhügel hat seinen kühlen, geschliffenen Stil bewahrt, feingliedrig und präzise definiert, Erdbeeren, weißer Spargel und Verbene, viele Details, fokussiert und fest verwoben, schon in Balance, charakteristisch für Rebsorte wie Herkunft.
Markante Zwetschken- und Brombeerfrucht, präzise definiert, dunkle Würze und traubige Delikatesse, fest geknüpft und glasklar, satte Weichselfrucht, fruchtsüß und harmonisch, adäquater Tanninpolster im Abgang.
Sehr präsent, geht sofort in die Tiefe und offeriert Weichseln und Brombeeren, pfeffrige Würze, dicht und druckvoll, in sich ruhend und dennoch spannungsgeladen, Zwetschkenfrucht und mürbe Tannine vor dem langen Abgang.
Intensive Nase nach Weichseln, Blutpflaumen und Lakritzen, auch ein wenig Menthol, reichhaltig und fokussiert zugleich, saftig und kraftvoll, rauchig unterlegt, geballte Kirschfrucht am Gaumen, fest und kernig im Stil des Jahrgangs, rassiger Nachhall, große Reserven.
Anfangs etwas hart und verkapselt, geht langsam auf und entwickelt dann neben rotbeerigen Akzenten auch Aranzini und Kumquats, kühl und straff sowie gebündelt und kernig, röstig-rauchige Note, aufkeimende Eleganz und viel Biss – erst ganz am Beginn.
Intensive wie unverkennbare Würzenote in der Nase, Anklänge von Eisenkraut und weißem Spargel, jugendlich und fordernd, fein liniert und hochelegant, Anflug von Waldhimbeeren und Granatäpfeln, ziseliert und individuell, wird nach dem Dekantieren immer pointierter, rassiger, langer Nachhall, beste Ressourcen.