Robert Bodenstein MSc
3610 Weißenkirchen
Wachaustraße 48
Tel. +43 2715 2248
info@weingutprager.at
www.weingutprager.at
Der Jahrgang 2023 war im Thal Wachau wahrlich nicht einfach zu meistern, folgten doch auf die sommerliche Trockenperiode kurz vor der Lese starke Regenfälle und gerade in den Weißenkirchner Lagen auch schwerer Hagelschlag, der zu beträchtlichen Schäden und damit einhergehenden Mengeneinbußen führte. Zwar sind die beschädigten Beeren aufgrund des schönen Herbstwetters zum Glück eingetrocknet, doch war der Leseaufwand bei geringen Erträgen enorm. Durch die reiche Erfahrung von Toni Bodenstein und die ihm eigene naturwissenschaftliche Akribie wurden jene Schritte gesetzt, die erforderlich waren, um das Beste aus dieser schwierigen Situation herauszuholen. Gegen die bedeutenden Mengenverluste und das zeitaufwendige Herauspicken der unversehrten Trauben und Beeren war zwar kein Kraut gewachsen, doch waren andere Maßnahmen zweckmäßig, um den eher alkoholreichen und säurearmen Jahrgangsweinen behutsam unter die Arme zu greifen. So wurde ausschließlich auf Ganztraubenpressung gesetzt, um durch die Maischestandzeit keine Säure zu verlieren, und die Gärung wurde bei höheren Temperaturen als üblich absolviert, um den Alkoholgehalt etwas einzudämmen.
Diese Maßnahmen haben zweifellos dazu beigetragen, möglichst anregende und balancierte Gewächse zu erhalten, wie schon der straffe, betont trockene Riesling von der Ried Steinriegl beweist, die vom Hagel besonders betroffen war. Noch etwas verhalten, ja nahezu asketisch präsentiert sich der fein gestrickte, doch noch recht unzugängliche Smaragd-Riesling von der Ried Achleiten, während das Wachstum Bodenstein den lagentypischen, herb-erfrischenden Charakter auch 2023 ins Glas zaubert. Zweifellos an der Spitze der aktuellen Riesling-Serie steht wieder einmal der hochelegante Klaus-Smaragd, der die Finesse dieser Top-Lage bereits in jeder Phase widerspiegelt. Von den Veltliner-Smaragden realisiert jener von der Ried Achleiten gewissermaßen vornehmes Understatement; sein Facettenreichtum und die elegante Struktur lassen ihn diesmal sogar auf Augenhöhe mit dem noch mächtigeren, nahezu opulenten Stockkultur-Smaragd aus der gleichen Riede erscheinen. Wer glaubt, dass es aus diesem reifen Jahrgang keinen zartgliedrigen, rassigen Veltliner-Smaragd geben kann, wird vom glockenklaren und animierenden Wachstum Bodenstein eines Besseren belehrt. Als fulminantes Veltliner-Konzentrat der Extraklasse erweist sich schließlich das Zwerithaler Kammergut, welches burgundisches Feeling mit enormer Dichte und beispielhafter Komplexität zu vereinen versteht und überdies Reifepotenzial wohl für Jahrzehnte besitzt.
Im Zuge der diesjährigen Verkostung hat Toni Bodenstein auch über ein an Geosphere Austria vergebenes Forschungsprojekt informiert, das bereits in seiner Anfangsphase einige überraschende Erkenntnisse geliefert hat. So etwa, dass in der Wachau die Sockel von gleich drei Kontinenten aneinandergrenzen oder dass beispielsweise das in vielen Abschnitten des Gebietes aufzufindende Amphibolit-Gestein in dessen Westen eine völlig andere Struktur aufweist als im Osten. Auf die weiteren Ergebnisse darf man somit gespannt sein.
Weine
Eher verhaltenes Bukett, etwas Birne und Rhabarber, kompakt und ausgewogen, fleischig, mehr Würze als Frucht, Gerbstofftöne vor dem Abgang.
Beginnt mit noblem Understatement, fein gesponnen, Schwarztee und Lagerapfel in der Nase, extraktsü. und kraftvoll, betont jedoch vor allem die Eleganz, hellfruchtige Herznote und zahlreiche Facetten, der lagentypische, rauchige Charakter tritt immer stärker hervor, aus einem Guss.
Ausgereift und nahezu mächtig, zunächst ein bisschen verschlossen, dann aber exotisches Fruchtspiel entfaltend, Ananas und Steinobst, vor allem Ringlotten, recht opulent angelegt, delikater Schmelz und ungewöhnliche Extraktfülle, sehr konzentriert und lange nachklingend – Potenzial für viele Jahre.
Entree mit zartem Blütenduft, geht sofort in die Tiefe und offeriert wahrlich viele Schichten, akzentuiert wie hochelegant, eine Spur von Restzucker wird von der pikanten Säure perfekt abgefedert, bei aller Konzentration auch sehr feinkörnig und strukturiert, geht quasi in eine burgundische Richtung und benötigt ein großes Glas, beste Reserven.
Auftakt mit harziger Note, Menthol und Nadelholz im kühlen Bukett, sehr lebhaft und apart, viel Pikanz und Temperament, dicht und doch zartgliedrig, für den reifen Jahrgang erstaunliche Säurestruktur, baldiges Trinkvergnügen garantiert.
Heublumen und Zitronenmelisse im Duft, sehr erfrischend und fein gezeichnet, straff und konturiert bei relativ schlankem Körperbau, noch etwas herber Charme, angedeutete Zitrusfrucht, knochentrocken im Abgang.
Noch verkapselte, rauchig getönte Nase, nur ein Hauch von Melisse und Kamille, fein gestrickt, Melone und rotbeerige Akzente dann am Gaumen, auch etwas Schwarzbrot, einerseits ausgeglichen und ruhig strömend, andererseits noch ein bisschen sperrig, Gerbstoff-Einfluss im Finish.
Stachelbeere und Minze im unmittelbar ansprechenden Duftspiel, einladend und nuanciert, prickelnde Frische, viele Nuancen, vibriert vor Spannung, elegant wie finessenreich, Weingartenpfirsich und ein Hauch von Cassis, der komplexe Lagencharakter kommt bestens zum Ausdruck, feines Säurespiel, ausdauernd und vielversprechend.
Verlockender Blüten- und Pfirsichduft prägt das herb-erfrischende Bukett, auch pfeffrige Würze, glockenklar und anregend, kühle Ader, verspielt und nuancenreich, ganz helle Fruchtaromen, gut abgestimmt und überaus charmant, hat schmeckbar von der Höhenlage profitiert, viel Trinkfluss.