Ein Campari Spritz auf der Piazza dell’Unità d’Italia, ein Prosecco am Hafen-Rooftop oder doch ein Glas Franciacorta beim vielleicht romantischsten Sonnenuntergang der Küste? Triest bietet für jeden Geschmack das perfekte Aperitivo-Platzerl. Wenn man weiß, wo. Vinaria hat die allerbesten Tipps.

Das Il Pane Quotidiano Lungomare ist der perfekte Startpunkt jedes Triest-Trips. Bei Kaffee, Croissants, Prosecco und Aperol Spritz sitzt man direkt am Meer. © Christina Dow

Triest also. Eine Stadt, die dich nicht unbedingt gleich auf den ersten Blick umhauen wird. Wobei, stimmt nicht ganz. Denn in der Regel kommst du hoch oben vom Karst herunter und wirst sofort mit einem atemberaubenden Blick über den Golf von Triest belohnt. Nur wirst du dann zwangsläufig dank Navi Richtung Molo geschickt, wo du dich am Hafen auf die geliebte Parkplatzsuche begeben darfst. Und dich wunderst, warum die Autos hier erste Reihe fußfrei am Meer parken, aber keine Bars, Cafés oder Restaurants zu sehen sind. Merkwürdige Stadt. Trotzdem eine unfassbar geniale Stadt. Wenn man weiß, wohin. Deshalb kommt hier die ultimative Bedienungsanleitung für den nächsten Triest-Trip!

Un nero in B, per favore!

Zum Parken bieten sich entweder die Kurzparkzone-Plätze entlang des Molo an (bei denen man theoretisch auch tagelang mit Parkschein/Easypark stehen kann) oder das Parkhaus San Giusto, direkt im Zentrum, Nähe römisches Theater.

Womöglich startet man gleich mit einem guten Glas Sprudel oder man gönnt sich vorher noch einen berühmten Nero. Triest ist ja die Kaffeemetropole Italiens – vielleicht hast du es bei der Anreise auf dem Ortsschild schon gesehen: Trieste – Città del Caffè. Hier gibt es dazu eine Universität, eigene Schulen, große Unternehmen (Illy und Hausbrandt) und die Caffè Storici, die original erhaltenen, alten Kaffeehäuser, die ab 1830 in der Stadt ihren Einzug gehalten haben. Ein Erlebnis für sich: prunkvoll, gemütlich, oldschool und modern zugleich … und es duftet nach frisch gebackenen Croissants und Putizza. Der beste Platz dafür ist „al banco“, also stehend an der Theke, wo die Triestiner ihren Kaffee-Shot zu sich nehmen. Und noch dazu sparst du dir al banco auch noch ein paar Cent auf den ohnehin schon günstigen Preis.

Ganz warm ums Herz wird es einem aber bei einem Besuch bei der letzten handwerklichen Kaffeerösterei der Stadt, der Torrefazione La Triestina. Matteo und sein Team erzählen über die verschiedenen Röstungen, Mischungen und Arbeitsschritte. Im hinteren Teil der alten Räumlichkeiten steht eine Röstmaschine – aber nur zu Demonstrationszwecken, denn das Rösten ist seit einigen Jahrzehnten in der Zona Cavana, der Fußgängerzone der Stadt, nicht mehr erlaubt. Das wurde quasi zeitgleich mit der Prostitution in diesem Viertel an den Stadtrand verbannt.

Wenn du ein bisschen auf echter Triestiner machen willst, bestellst du dir einen „Nero in B“ oder einen „Capo in B“. Denn die Stadt hat seit jeher eine eigene Kaffeesprache – der Espresso oder schlicht Caffè, wie er sonst in ganz Italien heißt, ist hier der Nero. Und der Capo ist ein kleiner Cappuccino oder Espresso macchiato. Wer einen Cappuccino wie in Austria haben möchte, muss einen Caffè Latte bestellen. Und „in B“ bedeutet „in bicchiere“, also in einem kleinen Glas, nicht in einer Porzellan-Kaffeetasse.

Der Magenöffner

Tauchen wir in das Aperitivo-Vergnügen ein. Man zelebriert den Abschluss eines Arbeitstages (oder den Beginn eines Urlaubstages) – mit Freunden und einem Glaserl, das den Magen für das Abendessen öffnet (aprire). Also wird in der Regel etwas Sprudelndes (Prosecco oder Spumante) oder Bitteres (Campari oder Aperol Spritz) getrunken. Dazu werden stets kostenlose Beigaben serviert, von Chips und Taralli über Oliven und Nüsse bis hin zu Mini-Tramezzini und -Pizzen.

Klassische Prosecco- und Spritz-Hotspots, bei denen man meistens auch einen klassischen Franciacorta bekommt, sind die Lokale rund um den Canal Grande. Hier saugst du das Triestiner Flair so richtig ein, sitzt direkt am Wasser und blickst auf die schöne Chiesa di Sant’Antonio. Eine der Top-Aperitivo-Bars am Canal ist das Bollicine. Die Schaumweinauswahl ist gigantisch und preislich fair. Zu den verschiedensten Franciacorta gesellen sich auch beste Champagner und natürlich Weiß- und Rotweine aus Italien sowie vereinzelt aus Frankreich. Außerdem kann man sich hier Austern, rohe Scampi, Mini-Calzone mit ’Nduja oder Pizzelle mit Acciughe bestellen. Abends öffnet das Restaurant.

Eine weitere gehobene Weinbar befindet sich nur wenige Schritte weiter: La Bottiglia Volante. Vor allem Naturweinliebhaber werden hier voll auf ihre Rechnung kommen. Die Auswahl reicht von internationalen Brut-Nature-Schaumweinen über Demeter- bis hin zu maischevergorenen Weinen. Liebevoll werden dazu ausgewählte und durchaus außergewöhnliche Käse- und Salamisorten oder Acciughe auf Butter-Crostini gereicht.

Und wiederum ein paar Meter weiter befindet sich die wohl bekannteste Weinbar der Stadt, die Gran Malabar. Tausende(!) Vini befinden sich hier auf der Karte und im Lager, hier treffen sich vom Arbeiter über den Gourmet bis hin zum Touristen alle, hier gibt es riesige Prosciutto- und Formaggi-Teller zu jeder Flasche dazu. Trotz der nicht ganz so charmanten Lage zwischen zwei Kreuzungen sollte die Gran Malabar ein Fixpunkt eines Triest-Trips sein.

Die Liste der lässigen Wein- und Aperitivo-Bars der Stadt ist natürlich lange – vielleicht seien an dieser Stelle noch das Nanut oder die Champagneria & Vineria erwähnt, die durch eine großartige Auswahl (auch für Kenner) begeistern. Abends werden diese beiden Lokale zu richtig guten Ristoranti. Urig, klein, fein … so mag man das.

Im Genuss-Epizentrum

Beim Aperitivo-Streifzug darf man aber natürlich nicht den Weg durch die Zona Cavana verpassen. Das Bermudadreieck der Stadt, das noch vor wenigen Jahrzehnten aufgrund von Prostitution und Kriminalität abends Sperrzone für die Bevölkerung war, ist heutzutage der ultimative Treffpunkt aller. In den entzückenden Gassen befinden sich unzählige Bars, Trattorien und Ristoranti. Einheimischen-Hotspot Nummer eins ist das Al Ciketo, ein Beisl, das durch eine coole Weinauswahl und hausgemachte, einfache Cicchetti (Mini-Brötchen) begeistert.

Gleich gegenüber befindet sich in der schmalen Via della Torretta die La Piccola Vineria. Wie du dir schon aufgrund des Namens denken kannst, eine Mini-Ausschank mit ein paar Sesseln in der Gasse. Dafür tollen (offenen) Flaschen, ein paar einfachen Broten und einem gut gelaunten Team. Italien pur.

Spaziert man die Via di Cavana weiter, landet man unweigerlich vor dem Palato. Neu im Oktober 2022 eröffnet, ist es der wohl schönste und auswahlreichste Feinkost-Shop der Fußgängerzone und dank Giacomo Sossi und dem jungen Team ein echtes Wohlfühlplatzerl. Prosciutti hängen von der Decke, Gnocchi und Lasagne warten darauf, mitgenommen zu werden, Käsespezialitäten stapeln sich in der Kühlvitrine und die Wein- und auch Bierauswahl spricht für sich. Unbedingt kosten sollte man die Tigelle (kleine Fladenbrote aus der Emilia-Romagna), frisch belegt mit Prosciutto crudo, Salmone oder Acciughe e Liptauer - mit Ricotta di Pecora – also Schafsricotta – zubereitet. Genial!

Auf dieser Höhe der Via di Cavana solltest du einen kleinen Abstecher ins jüdische Viertel, dem Ghetto ebraico, machen. Dieses befindet sich hinter der Zona Cavana, ein bisschen rauf Richtung Hügel San Giusto, bis hin zum Teatro romano. Das heutige Künstler-, Handwerks- und Gastroviertel hat ein ganz eigenes Flair. Junge Leute, Studenten, aber auch einfach Junggebliebene treffen sich hier, um auf den kleinen Plätzen das Leben zu feiern.

Es darf ein bisschen Meer sein

Schlendert man die Fußgängerzone weiter, vorbei an der Piazza Hortis, an der Bar/Ristorante PURO, am Assaje (neben dem Di Napoli wohl die beste neapolitanische Pizzeria der Stadt), am Shopping-/Genuss-Tempel Eataly und an der alten, beeindruckenden Fischmarkthalle Salone degli Incanti, landet man zwangsläufig an der Marina San Giusto. Hier verbergen sich mit dem PIER the ROOF und dem Ristorante PIER die zwei Ausblick-Juwele der Stadt. Der Blick über die gesamte Bucht bis Monfalcone, über den Yachthafen und zur prunkvollen Fassade der Stadt bleibt lange in Erinnerung.

Im Ristorante PIER darf man sich ab Mittag durch die wunderbare Fischküche kosten, nachmittags kommt man auf einen Spritz oder einen Nero. Das lässig-elegante Lokal im maritimen Look entfaltet aber vor allem abends seine ganze Pracht. Wenn im Hafen die Lichter angehen, das Klimpern der Boote zur Musik wird und die Linguine alle vongole am Teller dampfen, weißt du, dass du genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist. Versüßt wird dir das PIER übrigens von Restaurantleiterin Alice Bortolotto.

So fern und doch so nah

Und damit machen wir noch einen kurzen Abstecher ins Umfeld von Triest. Die kleine Hafenstadt Muggia, nahe der slowenischen Grenze, ist seit vielen Jahren nicht nur ein Ausflugsziel der Triest-Urlauber, sondern auch ein Herzensort der Einheimischen. 2022 hat hier Walter Gustin mit dem Boa Beach einen echten Sommer-Hotspot für Bade- und Partygäste geschaffen.

Doch auch auf der anderen Seite des Meeresbeckens, also rund um Barcola und Sistiana, solltest du einige Aperitivo-Lokale auf keinen Fall versäumt haben. Klassiker im Vorort Barcola ist das Il Pane Quotidiano Lungomare, quasi die Mare-Edition der Triestiner Bäckerei-Kette. Hier sitzt du mitten am Meer und genießt von früh bis spät kleine Köstlichkeiten aus der eigenen Bäckerei, guten Kaffee und klassische Spritz- und Prosecco-Variationen.

Ein Stückchen weiter die Strada Costiera entlang,  befindet sich mit dem Sorrentino Trattoria di Mare ein echtes Juwel. In den Räumlichkeiten des ehemaligen Tenda Rossa, thront das Lokal hoch über der Küste und bietet einen atemberaubenden Blick. Mittags und abends wird hier hochwertige Fischküche aufgetischt, nachmittags bleibt man auf einen Aperitivo stehen. Lohnt sich, versprochen!

Und der letzte magische Ort, der an dieser Stelle erwähnt werden muss, ist das Beach-Restaurant COST. Kurz vor der Bucht von Sistiana, in Marina di Aurisina, findet man die perfekte Mischung aus Lounge, Restaurant und Beachbar mit ein paar Strandliegen. Zum Aperitivo oder Abendessen wird der vielleicht romantischste Sonnenuntergang der Küste gratis dazu serviert. So schön kann das Leben sein.

 

Abo bestellen - Die gesamte, umangreiche Reisereportage über Triest mit allen Tipps und Abstechern zu Kultur und Events lesen Sie in der Vinaria Ausgabe 6/23. Bestellen Sie Vinaria jetzt einfach & bequem zum Erscheinungstermin nach Hause. Das Jahresabo Vinaria mit 8 Ausgaben pro Jahr inklusive dem großen Weinguide Österreich ist um € 69,00 (EU-Ausland € 89,00) erhältlich. Jetzt im Vinaria Abo-Shop bestellen.

Ganztages-Hotspot direkt am Meer: Il Pane Quotidiano Lungomare im Vorort Barcola. © Christina Dow
Das Restaurant PIER direkt im Zentrum am Hafen bietet den ganzen Tag über – aber vor allem abends – das ultimative Meer-Erlebnis. © Christina Dow
Neue Blickwinkel lassen die Stadt Triest immer in einem anderen Licht erstrahlen. © Christina Dow