Begonnen hatte alles vor 21 Jahren: Im Zuge der in Österreich herrschenden Aufbruchsstimmung, die das Weinland ab der Mitte der 1980er-Jahre erfasste, wurde im Weinviertel mit Nachdruck an der Qualitätsschraube gedreht. Klasse statt Masse war das Motto der aufstrebenden Generation Weinviertler Winzern.

Maria Obermayer ist das schöne Gesicht von Weinviertel DAC und dessen Geschäftsführerin. © Andrea Krahofer

Dass eine Profilierung über die Herkunft, das Weinbaugebiet anstatt wie damals üblich über die Sorte, großes Potenzial birgt, erkannte man im Weinviertel deutlich früher als in anderen Herkünften. Diese geteilte Einsicht führte gerade in Österreichs größtem Weinbaugebiet als Erstes dazu, dass über alle möglichen Differenzen hinweg ein Konsens über die neue Stoßrichtung erarbeitet wurde. So nahmen sich Visionäre und Leitbetriebe aus dem Weinviertel schon während der langen Geburtsphase des hiesigen Herkunftsmarketing vor und nach der Jahrtausendwende der Übernahme dieses komplett neuen Konzepts an.

Weinviertel DAC ist immer Grüner Veltliner

Das erfolgte in Gestalt einer ausschließlich der dominierenden Top-Sorte Grüner Veltliner gewidmeten Weinviertel DAC (Districtus Austriae Controllatus). 2001 wurde zugleich mit anderen das Regionale Weinkomitee Weinviertel gegründet, 2002 der Begriff Weinviertel DAC rechtlich verankert, und Anfang März 2003 gab es schließlich die ersten Herkunftsweine aus dem hohen Norden Niederösterreichs.

Die neuen DAC-Weine waren von Anfang an ein Renner, in den Anfangsjahren galt „DAC“ gar als Synonym für Veltliner aus dem Weinviertel mit sortentypischem „Pfefferl“ sowie ausgeprägter Frische und Frucht. Trotz des anhaltenden Erfolgs wurde aber mit der Zeit klar, dass gerade ein derart großes, noch dazu auf eine – wenn auch unvergleichliche – Sorte fokussiertes Weinbaugebiet von einer Reserve-Kategorie wohl zusätzlich profitieren würde.

Erste Reserven mit dem Jahrgang 2009

So wurden 2009 die Rahmenbedingungen für eine solche geschaffen, und im Jahr darauf kamen die ersten Weinviertel DAC Reserven – ebenfalls ausschließlich aus Grünem Veltliner – auf den Markt. Die Anzahl an Weinen in der neuen Kategorie Weinviertel DAC Reserve war in den Anfangsjahren noch überschaubar, und dieser Pool wuchs auch bis Mitte der vorigen Dekade eher bedächtig. Ab dann gewann die Kategorie unter den Winzern des Weinviertels jedoch zusehends an Beliebtheit, was sich auf die Vielfalt, insbesondere aber auf die Qualität positiv auswirkte. Die qualitativen Fortschritte und stilistischen Evolutionen innerhalb dieser Kategorie sind offensichtlich, und somit darf man auch in Zukunft weitere Steigerungen nicht nur erhoffen, sondern vielmehr erwarten.

Große Vielfalt an Terroirs im Weinviertel

Im größten Weinbaugebiet Österreichs mit seinen etwas mehr als 14.000 Hektar Rebfläche und seiner großen geografischen Ausdehnung herrscht eine entsprechend große Vielfalt in Sachen Terroir. Der Osten des Weinviertels wird geologisch dem Wiener (Korneuburger) Becken zugeordnet. Neben Löss, Lehm oder Kalkstein finden sich hier Kies, Sand und Ton in einem eigenständigen Ablagerungsraum. Im Westen dieses Bereichs findet man als schmalen Streifen die Flyschzone, die zu den östlichen Ausläufern der Alpen gehört und das Korneuburger Becken umrahmt; auch der Bisamberg gehört zur dieser Zone. Flysch bezeichnet Gesteine, die zum Rutschen neigen, da sie aus einer Wechsellagerung harter Sandstein- und weicherer Mergelschichten bestehen.

Daran schließt die Waschbergzone als schmales Klippenband und Begrenzung zwischen dem westlichen und östlichen Weinviertel an. Sie zieht sich von Stockerau im Süden über die Leiser Berge und Falkenstein nach Norden. Durch gebirgsbildende tektonische Kräfte kam es vor 17 Millionen Jahren zur Hochschürfung von Kalklippen aus dem Untergrund.

Der überragende Teil des westlichen Weinviertels besteht aus lockeren Sedimentgesteinen wie Ton, Schluff, Sand, Kies und Kalk. Die ältesten stammen von Ablagerungen fossilreicher Sedimente des Molassemeeres im Randbereich zur Böhmischen Masse. Ganz im Westen schließlich, vor allem um Retz und Maissau, befindet sich die Böhmische Masse. Als Sammelbezeichnung für deren kristalline Gesteine wie Granit, Gneis und Schiefer hat sich umgangssprachlich der Begriff „Urgestein“ eingebürgert.

Klima: Von Pannonien und vom Atlantik

Klimatisch unterliegt das Weinviertel Einflüssen verschiedener Klimazonen: Aus dem Osten wirkt das kontinental-pannonische Klima ein, aus dem Süden gibt es mediterrane, aus dem Westen atlantische Einflüsse; dazu kommt kalte Luft aus dem Norden. Je nach Lage sorgen diese Einflüsse für unterschiedliche Zonen. Im Nordwesten um Retz etwa ist die Temperatur etwas gemäßigter bei knapp 2000 Sonnenstunden und unter 500 Millimeter Niederschlag, um Poysdorf im Osten gibt es am meisten Sonne, aber auch Regen bei etwas höherer Durchschnittstemperatur, noch etwas wärmer ist es dafür im Süden um Wolkersdorf.

 

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