Der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) umfasst eine bedeutende Anzahl der besten Weinerzeuger Deutschlands, auch wenn die von dessen rund 200 Mitgliedern bearbeiteten Weingärten im Umfang von knapp 5600 Hektar lediglich 5,5 Prozent der Gesamtrebfläche Deutschlands ausmachen.

Die Krönung im Bereich trockener Weine stellen die VDP Großen Gewächse® (GG) dar, die aktuell in ihre 21. Auflage gehen – bereits 2002 wurde die Renaissance wertiger, herkunftsgeprägter, trockener Weine aus Deutschland endgültig eingeläutet. Es handelt sich um Einzellagenweine aus den Toprieden aller Weinbauregionen.

Ende August wurden in Wiesbaden 561 VDP.Große Gewächse aus 312 Lagen einem Fachpublikum aus Gastronomie, Handel und Fachpresse aus aller Welt vorgestellt. Vertreten waren im weißen Bereich mehrheitlich Weine aus dem jüngsten Jahrgang 2023, aber auch 2022 war gut vertreten. Bei Rot stand überwiegend 2022 im Rampenlicht. Gerade im Weißweinbereich waren die beiden jüngsten Jahrgänge so genannte Winzerjahrgänge, in denen spezielle Wettersituationen hohe Aufmerksamkeit und viel Arbeitseinsatz erforderten.

561 VDP.Große Gewächse aus 312 Lagen

Auch 2023 wird als ein Jahr der Extreme in Erinnerung bleiben. Im Frühjahr herrschte lange Zeit große Trockenheit, die Sehnsucht nach Niederschlägen war groß, lange Zeit wurde diese jedoch nicht gestillt. Als der Regen im Sommer dann einsetzte, konnten sich die Winzerinnen und Winzer über die aufatmende Natur sowie das satte Grün in den Weinbergen und die gute Wasserversorgung für die Reben freuen.

Höhere Temperaturen und konstante Feuchtigkeit sorgten für erhöhten Krankheitsdruck. Im Weingarten waren viele Kontrollen, Flexibilität bei Arbeitseinsätzen und Pflanzenschutzmaßnahmen und sorgfältige Pflege erforderlich. Die Weinlese begann im Jahr 2023 früher als erwartet und der Lesezeitraum war ungewöhnlich kurz. Stabiles und warmes Wetter im September ermöglichte – entsprechende Vorarbeit und penible Selektion vorausgesetzt – dennoch die Lese guter bis sehr guter Qualitäten.

Das Jahr 2022 war in vielen Regionen Deutschlands durch Wetterextreme gekennzeichnet. Das Frühjahr entwickelte sich mehrheitlich recht warm und freundlich, die Entwicklung schritt rasch voran. Ab Juni folgte der sonnigste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen, der zugleich von Hitze und wochenlanger Dürre gekennzeichnet war. Niederschläge kamen in den meisten Gebieten erst im September. In dieser Phase wurden die vielfach kleinen, saftarmen Beeren nochmals mit Wasser beimpft, was den Saftanteil der Beeren deutlich erhöhte, aber in der Folge auch dazu führte, dass die Konzentration abnahm, was aber aus Sicht der Süffigkeit – vor allem beim Riesling – vielfach durchaus positiv gesehen werden kann. Jedenfalls wurden die weißen Trauben allerorts ziemlich früh eingebracht.

Trinkvergnügen mit Harmonie & Aromatik

2023 präsentiert sich im Weißweinbereich recht zugänglich und trinkig, mit guter Harmonie und klarer Fruchtaromatik – auch die Säure gibt sich am Gaumen genügend straff und pikant. Feine Fruchtaromatik in der Nase wird vielfach von einem eher eleganten Körperbau begleitet, wobei nicht alle Vertreter die große Länge besitzen.

Bei den 2022er-Rieslingen steht Harmonie im Vordergrund, die Weine präsentieren sich nun mit einem zusätzlichen Reifejahr ziemlich geschmeidig und vielfach schon gut antrinkbar. Bevorzugt waren teils die Burgundersorten, die mit den Bedingungen besser umgehen konnten; das gilt für die Burgundersorten in Weiß samt Chardonnay, vor allem aber für die blauen Sorten, die hohe Farbintensität sowie gute Substanz und Kraft aufweisen.

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